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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Autoren: Alan Burt Akers
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vor, entriß dem ersten verblüfften Krieger seinen Speer, schlug ihn und den Mann neben ihm nieder, stieß einen schrillen Schrei aus, wie wir ihn immer beim Entern von uns gegeben hatten, und hastete so schnell ich konnte zwischen die Hütten. Das primitive Palisadentor vermochte mich nicht aufzuhalten; Sekunden später hatte ich die Leinenstreifen durchschnitten, die das Tor hielten, riß es auf und rannte in die Dschungelnacht hinaus.
    Wohin ich eilte, wußte ich natürlich nicht. Der Gedanke an Flucht trieb mich an. Die Krieger waren mir bestimmt schon auf den Fersen, nachdem sie ihren ersten Schreck überwunden hatten; sie waren mir bestimmt wie Jagdhunde auf der Fährte, die Speere zum tödlichen Wurf erhoben.
    Der Instinkt, der mich leitete, war so tief in meinem Unterbewußtsein vergraben, daß ich kaum begriff, warum ich überhaupt rannte. Es war doch klar, daß ich sterben würde. Aber daß ich mich wehren und jedes Mittel ergreifen würde, um mein Leben zu verlängern, war ebenso offensichtlich angesichts meiner Natur, wie ich sie schließlich zu verstehen lernte.
    Wenn man in pechschwarzer Nacht über die schwankende Vor-Oberbramrah läuft, mitten in einem Sturm, läßt sich die Brücke zur Hölle ebenso leicht überschreiten.
    Ich rannte. Sie kamen mir nach, und doch hatte die Verfolgung nicht den Schwung und das Tempo, das ich erwartet hatte, und ich begann mich zu fragen, ob sie womöglich mehr Angst vor der Dschungelnacht hatten als ich. Aber sie verfolgten mich, und die erneute Gefangennahme schien unvermeidlich. Wo lag meine Rettung in diesem Raubtierdschungel voller unbekannter Gefahren und Gifte? Als ich eine Lichtung erreichte, auf der ein Baum umgestürzt war und einige Nachbarn mitgerissen hatte, kletterte ich auf den halb zerfallenen alten Stamm, und störte dabei einige seiner Bewohner auf, und ich spürte ein Kribbeln an den Füßen wie von Sandkörnern, die im Wind herumgeblasen wurden. Immer höher kletterte ich, wo, befreit von der Vegetation ringsum, die Sterne des Himmels leuchteten.
    Die Lichtpunkte schimmerten über mir, und als ich die vertrauten Konstellationen erkannte, drehte ich mich instinktiv zu einem bekannten Sternbild herum, das mich schon immer mit hypnotischer Kraft in seinen Bann gezogen hatte, eine Faszination, die ich nicht begreifen, geschweige denn erklären konnte.
    Ja, dort funkelte das Sternbild des Skorpion, mit Alpha Scorpii, Antares, blendend hell. Alle anderen Sterne des Himmels schienen dagegen zu verblassen. Eine Art Fieber überkam mich, mir schwindelte, ich fühlte mich schwach, wußte ich doch, daß der sichere Tod meinen fliehenden Füßen durch den Dschungel folgte. Ich hatte die Sterne als Richtungszeichen benutzen wollen, so wie sie mich oft über das Meer geleitet hatten. Ich hatte die Sterne betrachten wollen, um einen Weg zurück zur Küste zu finden. Was ich dort zu erreichen hoffte, mag Gott wissen. Ich starrte den Skorpion an.
    »Du hast meinen Vater umgebracht!« Schweiß rann mir beißend in die Augen. Ich war halb von Sinnen. »Und jetzt willst du mir dasselbe antun!«
    An die folgenden Ereignisse erinnere ich mich nicht, denn der Schweiß blendete mich, und jeder Atemzug schmerzte. Doch ich war mir eines Umrisses bewußt, der wie ein riesiger Skorpion aussah, in blaues Feuer getaucht. Ich reckte dem Skorpion-Stern die Faust entgegen. »Ich hasse dich, Skorpion! Ich hasse dich!«
    Ich stürzte.
    Blaues Feuer flimmerte ringsum, blaues Feuer in den Sternen, blaues Feuer in meinen Augen, in meinem Kopf, blendend, betäubend. Das Blau wurde zu einem hellen, beißenden Grün. Ich stürzte. Ich fiel hinab – zusammen mit dem blauen und grünen Feuer, das sich in ein grelles pulsierendes Rot verwandelte, als sich mir das rote Feuer des Antares entgegenstreckte, um mich zu umschließen.

2
     
     
    Ich lag flach auf dem Rücken, als ich erwachte.
    Die Augen geschlossen haltend, spürte ich Wärme auf dem Gesicht, den Hauch einer leichten Brise und unter mir eine vertraute Bewegung, die mir verriet, daß ich mich auf einem Boot befand. Diese Information kam mir ganz und gar nicht seltsam vor; hatte ich nicht die letzten achtzehn Jahre meines Lebens auf dem Ozean verbracht? Ich öffnete die Augen.
    Das Boot war nichts weiter als ein großes Blatt. Ich stierte um mich wie ein Mann, der aus Copleys Schankraum in Plymouth taumelte und mißtrauisch in das erste Morgengrauen blinzelt. Das Blatt trieb in der Mitte eines breiten Flusses dahin, dessen grünes
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