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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Autoren: Alan Burt Akers
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des roten Riesen, jenes Sterns, den wir Antares nannten – später sollte ich begreifen, daß ›Roter Riese‹ eine unrichtige Bezeichnung war –, und das sich daraus ergebende Zwielicht störte mich nicht so sehr, wie man hätte annehmen können. Und es warteten noch weitere Überraschungen auf mich in dieser neuen Welt, Überraschungen, die wir auf der Erde nicht kennen, gewöhnt an das Licht, das wir von unserer gelb leuchtenden Sonne erhalten.
    Das Blatt war wieder zur Ruhe gekommen, und das Manöver hatte nur wenig Wasser ins Boot schwappen lassen. Ich trank eine Handvoll davon; es war sauber und erfrischend.
    Die beste Möglichkeit war nun wohl, mich vom Blatt flußabwärts tragen zu lassen. Es mußte Ortschaften am Ufer geben, falls diese Welt bewohnt war; aber ich fand es ein wenig zu einfach, mich nur von der Strömung treiben und die Ereignisse auf mich zukommen zu lassen.
    Der Fluß strömte in weiten Bögen dahin. Da und dort leuchteten gelbe Sandbänke. Bäume schien es hier keine zu geben; doch an einigen Stellen wuchs Ried an den Ufern. Ich ruderte mit den Händen, und mit den Instinkten eines Seemanns, der die Strömung zu nutzen weiß, setzte ich das Fahrzeug schließlich an einem vorspringenden Uferstück an Land. Ich zog mein Schifflein ziemlich weit auf die Böschung hinauf. Mir lag nicht viel am Laufen, wenn ich ein Boot zur Verfügung hatte.
    Es gab zahlreiche Riedgewächse. Ich suchte mir eine hohe Gattung mit geradem Stengel aus und konnte nach langem Biegen und Zerren ein zehn Fuß langes Stück abbrechen. Dieser Stock sollte mir in den Untiefen zum Staken dienen. Eine andere Pflanzenart erweckte meine Aufmerksamkeit, weil ich mir zufällig den Arm an einem Blatt stach. Ich fluchte lästerlich – eine berufsbedingte Krankheit auf See. Das stechende Ried wuchs in Gruppen und hatte glatte runde Stengel von etwa drei bis vier Zentimetern Durchmesser; stutzig machte mich jedoch das Blatt, das oben an der Spitze jedes Stengels aufragte – vielleicht fünfzig Zentimeter lang. Das Blatt war scharf. Es war etwa fünfzehn Zentimeter breit und hatte die Form einer breiten Speerspitze. Ich brach einige dieser Gewächse an einer weicheren Stelle zwei Meter unterhalb des Blatts ab und gewann auf diese Weise ein Bündel Speere, die ich mir schon vor einer Stunde gewünscht hätte, als meine Mannschaft noch an Bord war.
    Die Riedstengel trockneten zusehends und verhärteten sich dabei, und die Kante der Klingen war scharf genug, daß ich mir weitere ›Speere‹ damit abschneiden konnte.
    Dann bedachte ich meine Situation und blickte über den schimmernden Fluß. Ich hatte ein Boot. Ich besaß Waffen. Wasser gab es im Überfluß. Und wenn ich Riedstengel der Länge nach zerschnitt, konnte ich mir Leinen machen, mit denen ich Fische fangen mochte, die zweifellos im Überfluß den Fluß bevölkerten und mit offenen Mäulern darauf warteten, an Land gezogen zu werden. Wenn ich mir nicht aus einem angespitzten Riedstück oder Dorn einen Haken machen konnte, konnte ich Reusen flechten. Die Zukunft, mit oder ohne Menschen, kam mir bestürzend attraktiv vor.
    Was für ein Leben hatte mich auf der Erde erwartet? Die endlose Qual des Seemannsberufs bei magerem Lohn. Mühen, die für den verweichlichten Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts unvorstellbar waren. Ständig den Tod vor Augen, ständig die Möglichkeit, verkrüppelt zu werden, einen Arm oder ein Bein zu verlieren, bei Gefechten eine Schrapnelladung oder Splitter abzubekommen und entstellt oder gar entmannt zu werden, mit herausgerissenen Eingeweiden auf das geschrubbte Deck zu sinken und elend zu krepieren. Ja – welche Macht mich hierher gebracht hatte – sie hatte mir keinen schlechten Dienst erwiesen.
    Etwas Weißes blitzte auf. Eine Taube kreiste am Himmel, kam neugierig näher, bekam Angst und flatterte davon. Ich lächelte. Ich wußte nicht mehr, wann ich zum letztenmal eine derartige Grimasse geschnitten hatte.
    Über der Taube bemerkte ich einen Schatten, gefährlich, falkengleich, wachsam kreisend. Der Vogel war riesig und besaß ein rotes Federkleid, das im Licht der Sonnen blitzte, goldene Federn umgaben seinen Hals und seine Augen, die langen Beine waren schwarz, die Klauen starr ausgestreckt. Das Tier bot ein großartiges Schauspiel der Farbe und Kraft.
    Ich brüllte und winkte der weißen Taube zu.
    Der Vogel begann ein Stück entfernt weiter zu kreisen, und wenn er den flachköpfigen Umriß mit den ausgebreiteten Flügeln über sich
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