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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Autoren: Alan Burt Akers
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Arabern im Landesinnern als Sklave verkaufen oder mich über einem stinkenden Dorffeuer rösten und auffressen wollten.
    Sie schlugen mich nieder, und ich kam wieder zu mir, als sie mich an einen Baum gefesselt hatten. Ich befand mich in einem übelriechenden Dorf, das über den Mangrovesümpfen angelegt war, jenen Sümpfen, in denen ein einziger falscher Schritt den qualvollen Tod bedeuten kann, wenn einem das eklige Wasser langsam in den Mund steigt. Das Dorf war von einer Palisade umgeben, auf der Menschenschädel aufgespießt waren. In der Umzäunung qualmten Feuer und jaulten Hunde. Ich war allein. Ich konnte nur ahnen, was mit mir geschehen sollte.
    Die Idee der Sklaverei ist mir stets widerlich gewesen, und es war eine Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet ich das Opfer einer Rache für Verbrechen sein sollte, die ich selbst verabscheute. Wieder überkam mich der Gedanke an ein Geschick, das mich vorandrängte. Wenn ich schon sterben sollte, wollte ich um jeden Fußbreit kämpfen – und wenn es nur zu beweisen galt, daß ich ein Mann war.
    Meine Armfesseln waren grausam fest, doch als sich der Tag in Hitze, Gestank und niederdrückender Schwüle hinzog, vermochte ich durch ständiges Reiben und Drehen, das meine Handgelenke aufschabte, die Schnüre etwas zu lockern. Am Nachmittag wurden zwei weitere Überlebende von der Rockingham ins Lager geschleppt. Der Bootsmann, ein großer, griesgrämiger Bursche mit rötlichem Haar und Bart, der sich offenbar heftig gewehrt hatte, denn sein Haarschopf war blutverkrustet, und der Zahlmeister, noch immer dick und schmierig, ein Mann, den nie jemand gemocht hatte und den sie übel zugerichtet hatten. Die beiden wurden links und rechts von mir an Pfählen festgemacht.
    Fliegen leisteten uns Gesellschaft, während wir an den Pfählen hingen und vor uns hinstanken, bis endlich die Sonne unterging. Nun machten sich andere Insektenhorden daran, unser Blut auszusaugen. Ich möchte nicht näher beschreiben, was aus meinen unglückseligen Schicksalsgenossen wurde, die beiderseits von mir an ihren Marterpfählen hingen; aber ihre qualvollen Schreie brachten mich dazu, noch heftiger an meinen Fesseln zu arbeiten.
    Rückblickend sehe ich den Grund, warum ich als letzter an die Reihe kam, in der Hoffnung der Schwarzen, daß sie ihre teuflischen Künste an mir bis zum Äußersten auskosten konnten – zweifellos deswegen, weil ich zweimal am Tag die Beine angehoben und neugierigen Zuschauern kräftig in den Magen getreten hatte. Als meine beiden Leidensgenossen qualvoll starben, erkannte ich, warum man uns die Füße nicht angebunden hatte.
    Inzwischen war es dunkel, und der Widerschein des Feuers flackerte auf den schiefen Hüttenwänden und der Palisadenmauer, zuckte auf den nackten Kieferknochen der aufgespießten Schädel. Die Schwarzen umtanzten mich, schüttelten ihre Waffen, schlurften und stampften durch den Staub, eilten herbei, um Speere in meine Richtung zu schütteln, sprangen zurück, damit ich sie mit den Füßen nicht mehr erreichen konnte. Jede physische Müdigkeit lernt man auf See bald zu ertragen. Meine Erschöpfung ging jedoch tiefer. Dennoch wollte ich verbissen und unnachgiebig in Ehren sterben, wie meine angelsächsischen Vorfahren gesagt hätten.
    Trotz meiner Situation grollte ich den Farbigen nicht. Sie handelten nur, wie sie es gewohnt waren. Zweifellos hatten sie manches elende Sklavenhäufchen gesehen, das wie Vieh an Bord der wartenden Leichter getrieben wurde; vielleicht irrte ich mich auch, vielleicht waren diese Männer Angehörige der hiesigen Stämme, die den Farbigen und Arabern aus dem Landesinnern Sklaven abkauften, um sie den Händlern an der Küste mit Gewinn zu verkaufen. Wie dem auch sein mochte – es betraf mich nicht. Mir ging es nur darum, die letzte Faser meiner Armfessel zu lösen. Wenn ich nicht bald loskam, war es zu spät und ich starb hier am Pfahl.
    Der Feuerschein spiegelte sich in den Augen der Wilden und warf grelle Schlaglichter auf ihre Speerspitzen. Sie rückten näher heran, und ich erkannte, daß der Augenblick gekommen war, da sie ihre teuflische Kunst an mir ausprobieren wollten. Ich unternahm eine letzte verzweifelte Anstrengung; meine Muskeln spannten sich, und das Blut rauschte mir in den Ohren. Die Fessel zersprang. Meine Arme brannten wie Feuer von dem sich belebenden Kreislauf, und im ersten Augenblick hatte ich das Gefühl, als hätte ich meine Arme in einen Kessel mit kochendem Wasser getaucht.
    Dann sprang ich
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