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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur
Autoren: P.C. Cast
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des Menschen aufreißen und den Sterbenden leertrinken würde.
    Die Vorahnung, die Anastasia schon die ganze Nacht gespürt hatte, durchflutete sie aufs Neue, und sie erkannte, dass es nicht nur eine Warnung vor Biddle gewesen war. Es steckte viel mehr dahinter. Sie zog noch einmal die Magie tief aus der Erde und flüsterte:
    »Macht der Erde, zeig an diesem Ort, die Wahrheit über Bryan Dragon Lankford.«
    Umrahmt von grünem Licht blitzte ein Bild vor ihren Augen auf. Es war Bryan als voll gewandelter Vampyr. Er stand auf einem Schlachtfeld und hatte sich wieder gänzlich in den Drachen verwandelt. Keuchend erkannte sie, wen er gerade erschlug: Vampyr-Brüder.
    Du wirst sehen,
    es kann geschehen,
    wenn Kraft und Gnade nicht im Einklang stehen.
    Sie hörte die Worte in ihrem Geist, doch es waren nicht ihre eigenen, und obwohl sie die Stimme noch nie gehört hatte, erkannte sie darin die Stimme ihrer Göttin Nyx.
    Anastasia wusste, was sie zu tun hatte.
    Bryan hatte Biddle leergetrunken und trat nun mit erhobenem Schwert, erfüllt von Kraft, Siegesgewissheit und Brutalität, auf das Geschöpf im Käfig zu.
    »Hör auf, Bryan!«, schrie Anastasia, als sie aus dem schützenden Kreis trat und sich zwischen ihn und das Ding stellte.
    »Geh beiseite, Anastasia. Ich weiß nicht, was das ist, aber es war mit Biddle verbündet. Also muss es auch sterben.«
    Sie blieb entschlossen stehen. »Es sitzt in einem Käfig. Biddle hat es gefangen gehalten.«
    »Das ist mir egal!« Seine Stimme war zu einem Knurren geworden, sein Atem roch nach Blut und Hass. »Es muss getötet werden!«
    Anastasia unterdrückte den Schauer der Angst, als sie erkannte, dass er zu einem niedrigen, gewalttätigen Wesen geworden war.
Er ist es. Er ist immer noch Bryan
, mahnte sie sich. Langsam streckte sie die Hand nach seiner blutigen Schwerthand aus. »Dir ist dieses Geschöpf egal. Bin ich dir auch egal?«
    Er zögerte. Sie merkte, wie sich seine Anspannung ein wenig löste. »Nein, du bist mir nicht egal.«
    »Dann hör mir zu. Heute Nacht wurde genug getötet. Ich bitte dich, diesmal die Gnade siegen zu lassen. Sei stärker als dein Schwert. Werde zu dem Krieger, der in dir steckt, an den ich glaube.«
    Ihre Augen begegneten sich, und als er schließlich seufzte und das Schwert sinken ließ, sah Anastasia ihre Zukunft und darin ihren Bryan.
    »Ja.« Er berührte sanft ihre Wange. »Ich entschließe mich, der Krieger zu werden, der in mir steckt und an den du glaubst.«
    Anastasia wollte ihn gerade umarmen, als sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. Mit einem furchtbaren Schrei stürzte Bryan zu Boden.
    Sie fiel neben ihm auf die Knie. »Bryan! Was ist –«
    Dann verstummte sie, als er ihr sein tränenüberströmtes Gesicht zuwandte.
    »Oh!«, sagte sie ehrfürchtig. »Sie sind wunderschön.« Mit zitternden Fingern berührte sie die neuen Tätowierungen des voll gewandelten Vampyrs.
    »Wie sehen sie aus?«
    »Es sind Drachen. Sie sehen wirklich aus wie Drachen.«
    »Drachen!«, sagte er lachend. Dann wurde er wieder nüchtern und ergriff ihre Hände. Er räusperte sich und kniete sich neben sie. »Anastasia, ich möchte dein Krieger sein. Meine Dame, nimmst du den Eid an, mit dem ich mich mit Herz, Körper und Seele als dein Beschützer verpflichte?«
    »Nur wenn du einen weiteren Eid hinzufügst. Bryan Dragon Lankford, wenn du mir Treue schwörst, musst du auch schwören, dass du von diesem Augenblick an deine Kraft mit Gnade mildern wirst.«
    Ohne zu zögern antwortete er: »Ich schwöre es.« Er legte eine Faust aufs Herz und verneigte sich vor seiner Priesterin.
    Dann half er ihr beim Aufstehen. Anastasia schaute von ihm zu dem verschwommenen Geschöpf aus Geist und Dunkelheit, das hinter den silbernen Stäben des Käfigs kauerte. »Bitte, sei gnädig mit ihm«, sagte sie schlicht.
    »Dann möge meine erste Tat als Krieger eine gnädige sein.« Er schritt zum Käfig hinüber. »Kreatur, ich weiß nicht, was du bist, aber ich warne dich. Wenn du uns schaden willst, werde ich die Meine beschützen.«
    »Freiheit …«
, sagte das Ding mit seiner seltsamen Flüsterstimme.
    Mit dem Schwert in der Hand trat Bryan zwischen das Ding und seine Priesterin und öffnete den Käfig. Ein Flattern erklang, und die Kreatur verblasste zu einem Nichts. Sie zischte noch:
»Esss ist vorbei …«
    »Ich danke dir, Bryan«, sagte Anastasia.
    Ihr Krieger nahm sie in die Arme. »Komm zu mir, meine Dame, meine Einzige.« Anastasia flog ihm entgegen, erfüllt vom
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