Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur
Autoren: P.C. Cast
Vom Netzwerk:
würde sie vergewaltigen und töten.
    Oh, Nyx, bitte hilf mir! Ich will nicht so sterben
, betete sie fieberhaft.
    Dann spürte sie durch die Kälte ihres Körpers hindurch den warmen Ajoit, den sie vorhin in die Rocktasche gesteckt hatte. Daneben lag der schwere Samtbeutel mit den Salzkristallen.
    Als Biddle in seine Hose griff, schob Anastasia die Hand in die Rocktasche. Sie nahm eine Handvoll Salz und schleuderte es ihm ins Gesicht.
    Biddle schrie auf und zuckte zurück, wischte sich die tränenden Augen. »Du Schlampe!«
    Das verschaffte ihr genügend Zeit. Anastasia rutschte rückwärts und hob dabei den Beutel mit Salz und den faustgroßen Ajoit, einen Kristall, der von der geisterhaften Magie aus den Tiefen der Erde durchdrungen war. Seit uralten Zeiten hatten die Priesterinnen damit einen klaren Geist erlangt und Frieden geschenkt. Nun griff Anastasia, eine Priesterin, die dem Frieden und der Erde geweiht war, tief in ihren Geist und verband sich mit dem Element, auf dem sie kauerte. Mit einer einzigen Bewegung schwang sie den offenen Salzbeutel um sich herum, so dass er einen kristallenen Kreis beschrieb, und sagte:
    »Bindesalz, ich bitte dich,
    verbinde mit der Erde mich.«
    Dann hielt sie den Ajoit wie einen Dolch, stieß ihn tief in den Erdboden und schrie:
    »Erde, tiefe, voll der Macht,
    gib mir Schutz in dunkler Nacht.«
    Sie spürte den Strom der Macht, der sie von unten her durchdrang, als wäre ein Damm gebrochen. Grünes Licht zischte um sie herum wie ein Gewitter über der Prärie. Sie drückte die Handflächen fest gegen das Element, dem sie die Affinität verdankte, und weinte vor Glück und Dankbarkeit. Biddle versuchte, den Salzkreis zu durchbrechen, wich aber mit einem Schmerzensschrei zurück. Gleichzeitig kreischte die Kreatur im Käfig:
»Nein! Das grüne Licht! Esss verbrennt mich!«
    »Halts Maul!« Biddle trat gegen den Käfig, und das Geisterding stieß nur noch ein schrilles Wimmern aus. Dann umkreiste er den leuchtenden Schild. »Was ist das? Was hast du getan, du verdammte Hexe?«
    »Ich habe mein Element angerufen, damit es mich beschützt. Du kannst mir nicht mehr wehtun.« Sie hob das Kinn und erwiderte seinen Blick. »Ich bin keine Hexe. Ich bin eine Vampyr-Priesterin mit einer Affinität zur Erde, und
du kannst mir nicht mehr wehtun
!«, wiederholte sie.
    »Es geht vorbei! Es geht vorbei!«, sagte Biddle und zupfte nervös an seinem Hemd. »Wenn das Licht stirbt, stirbst du auch.«
    Anastasia schüttelte den Kopf. »Du verstehst mich nicht. Die Erde beschützt mich. Es wird nicht sterben oder verblassen oder versagen. Und ich werde genau hier sitzen bleiben und auf meine Hohepriesterin warten. Sie wird kommen, das verspreche ich dir. Im House of Night weiß man, dass ich hier bin. Sie werden mich und Bryan finden.« Ihre Stimme brach fast, doch sie zog neue Kraft aus der Erde und fuhr fort: »Und dann musst du dich für das verantworten, was du heute Nacht getan hast.« Ihr Blick wanderte zu dem jämmerlich wimmernden Ding im Käfig. »Und du musst dich auch für das verantworten, was du dieser armen Kreatur angetan hast.«
    »Niemand interessiert sich für Vampyre oder Geisterdinger.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Anastasia und spürte, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. »In St. Louis leben gute Menschen. Sie treiben Handel mit uns. Sie werden sogar unsere Gefährten. Ihnen wird es nicht gefallen, was du getan hast, was aus dir geworden ist und was du hier unten gefangen hältst.«
    Anastasia meinte, einen Funken Vernunft in seinen Augen zu erkennen. »Du weißt, dass ich recht habe. Geh einfach. Geh, bevor noch jemand verletzt wird.«
    Sie las Verständnis, wenn nicht gar Bedauern in seinen Augen. Dann erklang ein schrecklich schmatzendes, brutales Geräusch, als ein Schwert durch seinen Körper fuhr. Biddle riss die Augen auf, als er die Spitze der Klinge entdeckte, die ihm aus der Brust ragte. Überraschend anmutig sank der Sheriff auf die Knie und kippte in einer Blutlache zur Seite, während Bryan das Schwert herauszog.
    Der Jungvampyr stand über Biddle. Er atmete schwer. Seine Kehle war nicht mehr eingedrückt, aber immer noch grausam verfärbt und verletzt. Er hatte die Zähne gefletscht, und Anastasia erkannte, dass er ganz zum Drachen geworden war. Der reizende Jungvampyr war verschwunden, ebenso der freundliche, attraktive Krieger. Er atmete den üppigen Blutgeruch ein, der sie umwogte, und als er sich neben Biddle kauerte, begriff sie, dass er die Kehle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher