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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur
Autoren: P.C. Cast
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schlimm wie der Rest unserer Gemeinde. Sie – sie haben mich geliebt«, sagte sie zögernd, als die Erinnerung sie überkam. »Obwohl die Gemeinde sie gezwungen hat, mich zu meiden, nachdem ich Gezeichnet und gewandelt wurde. Ich erhalte noch immer Briefe von meiner Mutter. Sie schickt sie heimlich. Sie liebt mich noch immer. Und ich weiß, dass ich sie immer lieben werde.«
    »Das klingt doch nicht dumm. Das klingt treu, gewissenhaft und gütig«, sagt er.
    Anastasia lächelte. »Das meinte ich auch nicht mit dumm. Dumm ist, dass immer noch etwas von der Quäkerin in mir steckt. Ich glaube, das wird sich niemals ändern.«
    »Soll das heißen, dass du Nyx nicht verehrst?«
    »Nein, Nyx ist meine Göttin. Solange ich denken kann, habe ich mich der Erde auf besondere Weise verbunden gefühlt, auf eine
andere
Weise als meiner Familie. Durch meine Liebe zur Erde habe ich den Weg zur Göttin gefunden.« Anastasia schob sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich will damit sagen, dass ich als Mensch eine Pazifistin war. Ich bin
noch immer
eine Pazifistin. Und das werde ich auch bleiben.«
    Sie bemerkte seine Überraschung, doch er ließ ihre Hand nicht los. »An der Tatsache, dass ich Schwertmeister bin, kann ich nichts ändern. Und ich würde es auch nicht tun.«
    »Ich weiß! Ich wollte nicht –«
    »Warte, lass mich aussprechen. Ich glaube nicht, dass es schlimm ist, wenn ein Schwertmeister und eine Pazifistin zusammen sind.«
    »Selbst wenn ich dir sage, dass ich die Gnade für stärker als dein Schwert halte?«
    »Das ist die Liebe auch. Und der Hass. Viele Dinge sind stärker als mein Schwert.«
    »Ich mag keine Gewalt, Bryan.«
    »Meinst du ich?« Er schüttelte den Kopf und antwortete, bevor sie etwas sagen konnte. »Nein! Ursprünglich habe ich zum Schwert gegriffen, weil ich Gewalt hasse.« Seine Schultern fielen herunter, und er sprach mit einer so unverfälschten Ehrlichkeit, dass es beinahe schmerzte. »Ich bin klein. Früher war ich
sehr
klein. Winzig, um genau zu sein. So winzig, dass ich gehänselt wurde. Ich war die Zielscheibe des Spotts. Ich war der mittlere Sohn des Earls, klein und weich und blond wie ein Mädchen.« Er musste schlucken. »Ich kämpfte nicht gern. Ich wollte nicht kämpfen. Doch das war egal. Die Gewalt kam zu mir, ob ich es wollte oder nicht. Hätte ich nachgegeben, hätte man mich gebrochen, verletzt und missbraucht. Mein Vater war nicht sehr beliebt und sein kleinster Sohn das schwächste Glied in der Kette.« Er hielt inne, und Anastasia merkte, wie schwer es ihm fiel, über diesen Teil seiner Vergangenheit zu sprechen. »Statt mich brechen zu lassen, wurde ich stark. Ich lernte, wie man das Schwert gebraucht, um Gewalt
abzuwehren
. Darin war ich gut. Ja, ich wurde arrogant und habe mein Schwert vermutlich gebraucht, wenn ich es nicht hätte tun sollen, vor allem bevor ich Gezeichnet wurde. Doch in Wahrheit würde ich die Gewalt lieber beenden als neue zu beginnen.« Seine Handfläche war rau und schwielig vom Kämpfen, und Anastasia spürte die Berührung im ganzen Körper. »Ein Krieger ist ein Beschützer, kein Raubtier.«
    »Du lebst durch die Gewalt«, sagte sie, doch selbst in ihren eigenen Ohren klangen die Worte schwach. »Wenn du kämpfst, wirst du ein anderer. Du hast es selbst gesagt; andere haben es gesagt. Das hat dir sogar deinen Namen eingetragen.«
    »Ich bin nur dann ein Drache, wenn ich es sein muss, und ich werde meine Einzige immer beschützen. Versuche, das zu glauben. Versuche, an mich zu glauben. Gib uns eine Chance, Anastasia.«
    Sie spürte Schmetterlinge im Magen, als sie die Worte wiedererkannte. Sein älteres Selbst, der Vampyr-Krieger, den sie lieben könnte, hatte genau das Gleiche zu ihr gesagt – und sie »Meine Einzige« genannt.
    »Ich werde uns eine Chance geben«, sagte sie langsam, »wenn du mir versprichst, daran zu denken, dass die Gnade stärker ist als dein Schwert.«
    »Das verspreche ich.«
    Da beugte sich Anastasia vor und küsste ihn auf die Lippen. Als sie und Bryan sich voneinander lösten, schauten sie einander lange in die Augen. Schließlich sagte er: »Würdest du, nachdem wir heute Nacht den Zauber gewirkt haben, noch einmal mit mir zur Wiese am Fluss gehen?«
    »Wenn du mich beschützt«, sagte sie weich.
    »Ich werde meine Einzige immer beschützen«, wiederholte er. Dann hakte er sie lächelnd unter und schnalzte, damit die Pferde weiterliefen.

    Sie gingen, noch immer untergehakt, über den von Kopfsteinpflaster gesäumten
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