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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schloss die Augen, stöhnte tief und schmerzlich. Seine Schultern sanken herab. Kay hielt ihn fest und wartete. Wenn er sie erneut wegstieß, dann würde sie gehen. Für immer. Es würde ihr das Herz brechen, aber sie war stark, sie würde es verwinden. Sie wartete, während die Tränen auf ihrem Gesicht trockneten, und wappnete sich gegen den Schlag.
    Damian lag schwer gegen sie gelehnt. Es war, als trüge sie wieder das schlafende Kind in ihren Armen. Ihre Beine zitterten, aber sie rührte sich nicht. Was auch immer in ihm jetzt vorging, sie wagte nicht, einen Blick in sein Inneres zu werfen. Er war ihr mit einem Mal so fremd wie am Anfang, so fern und düster wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie sammelte ihre Gedanken. Im Gegensatz zu Damian hegte sie keinerlei Zweifel daran, dass er Cinfarron Albrastor war, der Sohn des ermordeten Königspaars. Er war der rechtmäßige Thronerbe. Davon mussten allerdings all diejenigen erst überzeugt werden, die ihn nur als Lord Harrynkars teuflischen Sohn kannten. Kay glaubte fest daran, dass es ihnen gelingen würde, aber es würde ein hartes Stück Arbeit werden. Die Rebellen mussten als Erste auf ihre Seite gezogen werden. Dann die Königstreuen und die Überlebenden der alten Adelshäuser. Sie seufzte und festigte den Griff ihrer Hände, die sie von Damians Gesicht zu seinen Schultern hatte wandern lassen. Sie hielt ihn fest und gab ihm Stärke. Wie dünn er geworden war. Er besaß immer noch die gleichen breiten Schultern, aber sie konnte seine Knochen fühlen. Er aß nicht. Er schlief nicht. Jemand würde sich um ihn kümmern müssen, wenn sie ging…
    Damian schlug die Augen auf und sah sie an. Er sagte nichts, ließ seinen Blick nur über ihr Gesicht wandern wie über eine seltsame, fremde Landschaft. Kay konnte nicht erkennen, was Damian dachte oder fühlte. Würde er sie wieder beschimpfen und verdächtigen? Kays Kehle wurde eng und rau, aber sie zwang sich, nichts zu sagen oder zu tun. Seine Augen schimmerten wie Morgennebel über dem Fluss, klar wie Wasser und gleichzeitig dicht verschleiert, geheimnisvoll und verschlossen, und in ihrer Tiefe konnte sie den Aufruhr erahnen, der ihn seinem Inneren tobte.
    Sein Blick fuhr über ihre Stirn, schweifte an ihrer Wange entlang, wanderte über ihr Kinn, verweilte auf ihrem Mund, hob sich zu ihren Augen. » Kay « , sagte Damian leise.
    Kay schluckte nervös. » Farron « , erwiderte sie tastend. Wenn er sie daraufhin zurückstieß…
    Er zuckte, aber er verharrte in ihrer halben Umarmung. » Nein « , sagte er nach einer Weile. » Noch nicht, Kay. Ich bin noch nicht so weit. « In seinen Augen sammelten sich Tränen, die er wütend wegblinzelte. » Ich habe böse Worte zu dir gesagt. «
    Â» Das hast du « , sagte sie. Ihre Knie wurden weich vor Erleichterung.
    Er hob die Hand und strich sacht mit dem Daumen über die Tränenspuren auf ihrem Gesicht. » Ich habe dich zum Weinen gebracht. «
    Â» Das hast du « , flüsterte sie wieder. Sie ließ ihre Stirn gegen seine Brust sinken. » Damian, ich würde dich niemals verraten « , sagte sie. » Und Sam hat nur deinetwegen hier ausgehalten, all die Jahre. Du musst lernen, anderen Menschen dein Vertrauen zu schenken. Wir lieben dich. «
    Ein Beben ging durch seinen Körper. Er schloss seine Arme um sie und legte seinen Kopf auf ihren Scheitel. » Und ich liebe dich « , sagte er heiser. » Wer auch immer ich bin, was auch immer die Zukunft für mich bereithält– ich liebe dich, Kay. «
    Das Dracyrfeuer loderte hell auf und glühte wie Sonnenbrand durch ihre Adern. Sie hob den Kopf und sah in seinen Augen den Widerschein der Glut. Ihre Lippen suchten und fanden sich. Sie verschränkten ihre wortlosen Gedanken wie Hände ineinander. Nie mehr allein. Keine Dunkelheit, keine Kälte. Seite an Seite, Hand in Hand gegen alles, was sie bedrohte. Gormydas und Noctyria, die beiden anderen Teile ihrer Gemeinschaft. Keiner von ihnen wusste, was auf sie wartete– aber gemeinsam konnten sie jedem Sturm trotzen.
    Einige atemlose Momente lang breitete sich hell und strahlend der endlose Himmel über ihnen aus und ein klarer, kalter Wind blies alle düsteren Schatten wie Nebelschwaden fort. Was auch immer geschehen würde, sie waren stark genug, alles zu meistern.
    Dann schlossen sich die Wände des Gemachs wieder
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