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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker
Autoren: Syrie James
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war? Ich erinnerte mich auch an die Angst, die der Professor und ich in den Augen der Zigeuner und der anderen Menschen
     auf unserer Reise nach Transsilvanien wahrgenommen hatten. Wie sie sich bekreuzigt hatten und sich mit einem Zauber gegen
     den bösen Blick zu schützen versuchten. Wie würde es sein, wenn einen alle Welt fürchtete |506| und mied, von nun an bis in alle Zeit? Wie würde es sein, nie wieder Essen zu mir zu nehmen? Nie wieder die Wärme des hellen
     Sonnenlichtes auf dem Gesicht und auf den Schultern zu genießen? Nie wieder mein eigenes Spiegelbild zu sehen? Konnte ich
     auf immer in dieser einsamen Burg glücklich sein? Wenn wir Transsilvanien verließen, würden wir die Ewigkeit damit zubringen,
     ständig fortzulaufen und uns zu verbergen?
    Ich liebte Dracula. Aber wollte ich für immer und alle Zeit seine untote Braut werden?
    An seinem besorgten Blick konnte ich ablesen, dass er meine Gedanken verstanden hatte.
    »Mina«, sagte er leise, »nur die Furcht bringt diese Gedanken hervor. Sie werden dich nicht mehr plagen, wenn du erst auferstanden
     bist.«
    »Das macht mir ja die meiste Angst. Der Gedanke, dass ich ein Wesen ohne jegliches Gewissen werde … Das könnte ich nicht ertragen.«
    »Willst du sagen, dass ich kein Gewissen hätte?«
    »Nein. Aber du hast doch selbst gesagt, dass du Jahrhunderte gebraucht hast, um …. um die Selbstbeherrschung zu erlangen,
     die du nun besitzt. Deine eigenen Schwestern konntest du nicht zügeln! Welchen Beweis hast du dafür, dass du mich unterweisen
     und steuern kannst?«
    »Ich sorge dafür, dass es geschieht.«
    Ich erhob mich von dem Klavierschemel und stellte mich vor ihn hin, während ich aus tiefster Seele seufzte. »Nicolae, ich
     kann dir nichts vormachen. Du kennst jeden meiner Gedanken und alle meine Gefühle. Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und
     du weißt auch, wie sehr ich von Anfang an damit gerungen habe. Ich dachte, ich könnte die Vorstellung von einer ewigen Zukunft
     mit dir akzeptieren, aber nun, da sie näher rückt und wirklich ist …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht.«
    Dracula stieß ein überraschtes, klägliches Lachen aus. »Du kannst es nicht?«
    |507| »Nein. Ich kann kein Vampir werden.«
    »Ich fürchte, du hast keine Wahl, meine Liebste. Es sei denn«, fügte er hinzu, und ein gefährliches Blitzen kam in seine Augen,
     »du hast die Absicht, mich umzubringen.«
    »Ich würde dir nie etwas Böses wünschen, Nicolae.«
    »Dann ist dein Schicksal besiegelt, Mina. Dir bleibt nichts anderes übrig.«
    »Aber ich habe doch eine andere Wahl.«
    »Oh? Und welche?«
    Ruhig erwiderte ich: »Ich gehe einfach zu den anderen zurück und überzeuge sie davon, dass das Vampirgift noch in meinen Adern
     weiterlebt, obwohl Dracula tot ist und trotz der Theorien des Professors über befreite Seelen. Und ich werde die Männer anweisen,
     mich zu töten.«
    »Dich zu töten?« Dracula hieb so heftig mit der Faust auf das Klavier, dass das Instrument widerhallte wie eine mächtige Totenglocke
     und der polierte schwarze Holzdeckel in Dutzende von Splittern zersprang, die durch die Luft flogen. »Bist du von Sinnen?«
    »Begreifst du nicht? So werden wir beide frei.«
    »Nein!«, brüllte er. »Ich werde es nicht zulassen, dass diese Schlächter Hand an dich legen!«
    »Es ist meine Entscheidung. Meine Wahl. Es ist das, was ich will.«
    Nun packte er mich und funkelte mich wütend an. »Mina, hast du eine Vorstellung davon, was ich deinetwegen durchgemacht habe?
     Wenn du stirbst, dann nur durch meine Hand, um erneut geboren zu werden. Ich habe vierhundert Jahre gewartet, bis ich dich
     gefunden habe! Ich gebe dich jetzt nicht auf!« Als sein Blick sich tief in meine Augen senkte, hörte ich den nächsten Gedanken,
     der ihm wie ein Blitz durch den Kopf schoss:
Dieser Schwächling von einem Ehemann wird sie niemals haben, und auch nicht das Kind, das sie in ihrem Schoß trägt!
    Ich erstarrte.
    |508| Ich blickte ihn unverwandt an.
    Hatte ich seine Gedanken richtig gehört?
    Hatte er gerade gesagt …, dass ich ein Kind im Schoß trug? Ein Kind …?
    Sofort begriff ich. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Hatte die alte Zigeunerin das gemeint, als sie sagte, mein Körper
     veränderte sich? Alle Symptome, die ich in den letzten beiden Wochen gezeigt hatte – die außerordentliche Müdigkeit, das Frieren
     und die Schwindelanfälle, der Appetitmangel und die Übelkeit –, hatte mich all das nicht gequält, weil
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