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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker
Autoren: Syrie James
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begann ein Stück von Mendelssohn zu spielen, das ich auswendig kannte. Dracula nahm eine
     Geige zur Hand und spielte die Harmonien dazu. Ich war ein wenig aus der Übung, aber Draculas Spiel war hervorragend und von
     tiefem Gefühl durchdrungen. Als wir zum Ende kamen, konnte ich mich eines entzückten Lachens nicht erwehren.
    »Spielst du all diese anderen Instrumente so gut wie die Violine?«
    »Manche besser als andere.«
    »Wie überaus begabt und kunstsinnig du bist.«
    »Wenn man alle Zeit der Welt hat, kann man sehr viele Dinge kunstfertig erlernen.«
    Da verstummte ich, weil ich wiederum an meine eigene unmittelbare Zukunft erinnert wurde. Würde so mein Leben sein? Tage und
     Nächte, die ich mit Dracula verbrachte, voller wunderbarer Musik, Lektüre und Kunst, bis in alle Ewigkeit? Es war ein erregender
     Gedanke. Aber während die Vorfreude mich durchflutete, konnte ich auch eine nagende Angst nicht unterdrücken. Es schien alles
     so phantastisch, so unwahrscheinlich und … furchterregend.
    Ich schaute von meinem Klavierschemel zu ihm auf. »Nachdem wir … meinen Tod inszeniert haben … Was geschieht dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Du bleibst natürlich hier bei mir. Ich werde mich um dich kümmern, bis du stirbst.«
    »Was … wann sein wird?«
    »Das ist schwer zu sagen. Jeder Lebensweg ist anders.«
    |504| Eine bange Vorahnung stieg in mir auf. »Wird es weh tun, wenn ich sterbe?«
    »Nein. Du wirst keinerlei Schmerzen verspüren.«
    »Wie wird es sein, wenn ich …«
    »Wenn du auferstehst?«
    Ich nickte mit wild pochendem Herzen.
    »Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, weil es so lange her ist. Aber andere berichten mir, dass es so ist, als wachte
     man aus einem sehr tiefen Schlaf auf.«
    »Werde ich … werde ich wie deine Schwestern sein? Wie Lucy?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Er zögerte und wich meinem Blick aus. »Zunächst vielleicht. Ein junger Vampir hat Gelüste und Anwandlungen, die er nur schwer
     unterdrücken kann. Aber mit der Zeit wirst du sie beherrschen lernen, wie ich es gelernt habe.«
    Panik ergriff mich. Ich konnte die abscheuliche Lüsternheit der Vampirfrauen nicht vergessen, die Dr. van Helsing und ich
     umgebracht hatten. Noch viel weniger konnte ich meinen eigenen wollüstigen Albtraum vergessen, als ich mich beinahe am Professor
     vergangen hatte. Und was war mit den schrecklichen Verbrechen, die Dracula verübt hatte, als er gerade zum Vampir geworden
     war? Er hatte seine eigene Frau und sein Kind und unzählige andere Menschen umgebracht!
    »Mein Bruder hat mich gemacht«, erwiderte er rasch auf meine unausgesprochenen Gedanken.
» Ich
werde dich machen. Du wirst anders sein, und außerdem werde ich dich anleiten.«
    »Was ist, wenn es dir nicht gelingt?«
    »Es wird mir gelingen.«
    Ich konnte seine Gewissheit nicht nachempfinden. »Wo werden wir leben?«
    »Hier, dort, wo immer du möchtest.«
    »Überall, nur nicht in England. Wir könnten niemals nach England zurückkehren.«
    |505| »Das wäre unklug.«
    »Ich nehme an, wir müssen sonnige Länder meiden.«
    »Das mache ich im Allgemeinen.«
    »Und wo wir auch hingehen, müssen wir zwei riesige Kisten mit Erde mit uns herumschleppen, um … um uns darin auszuruhen. Und
     wir müssen diese Kisten mit unserem Leben verteidigen.«
    »Ja, und nun, da du in meinem Heimatland zum Vampir wirst, ist alles weitaus einfacher. Wir können zusammen auf der Erde Transsilvaniens
     schlafen.«
    Irgendwie gefiel mir dieser Gedanke nicht so gut wie ihm. »Erzähle mir von unserer … Ernährung. Wovon werden wir leben?«
    »Wenn wir auf Reisen sind, haben wir die Auswahl unter Unmengen von Menschen. Während wir zu Hause sind, wären da die Tiere
     des Waldes und gelegentlich Fremde auf der Durchreise.«
    Ich dachte an den Traum der Nacht zuvor, an jenen schmerzlichen Durst und den Ekel, den ich verspürt hatte, nachdem ich einem
     Vogel das Leben ausgesaugt hatte. Würde ich mich jemals dazu überwinden können, mich von einem lebenden Tier zu ernähren?
     Wie würde es sein, mich über ein menschliches Wesen herzumachen und sein Blut zu saugen? Mir grauste bei dem Gedanken.
    »Es wird dir zur zweiten Natur werden«, sagte Dracula.
    Verwirrung überkam mich. Wollte ich wirklich in alle Ewigkeit als ein Wesen leben, das nach dem Blut anderer dürstete und
     das dieses Blut benötigte, um zu existieren? Was wäre, wenn ich nicht lernen würde, mit dem Saugen aufzuhören, ehe mein Opfer
     tot
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