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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber
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Duraugh, mein Onkel und der Vater der Zwillinge, und kam herein, ohne um Erlaubnis zu bitten. Wie mein Vater war er ein großer und kräftiger Mann, wenn auch nicht so groß wie ich. In seiner Jugend hatte er Ruhm erworben, und die Dankbarkeit des Königs hatte ihm eine tallvenische Erbin als Braut und einen Titel verschafft, der ihn höher stellte als meinen Vater, seinen älteren Bruder. Aber obwohl Iftahar, sein Besitz, größer und reicher war als Hurog, verbrachte er einen großen Teil seiner Zeit hier.
    Mein Vater sagte oft: »Es ist das Blut, das da spricht. Hurogs sind an dieses Land gebunden.«
    Mein Onkel ging mir für gewöhnlich aus dem Weg; ich wunderte mich, dass er überhaupt wusste, wo mein Zimmer war.
    »Onkel Duraugh?«, fragte ich und versuchte, gefasst und angemessen geistlos zu wirken. Geistlos war nicht sonderlich anstrengend für mich. Ich hatte nie dazu geneigt, viel zu reden, und ich nehme an, viele hätten mich selbst dann für dumm gehalten, wenn ich nicht versucht hätte, so zu tun.
    Er betrachtete mich von Kopf bis Fuß und wieder zurück und registrierte den Schlamm und das Blut.
    Er hob die Hand an die Nase; ich selbst hatte mich an den Gestank gewöhnt.
    »Als die Zwillinge sagten, du seiest im Abflusssystem, hielt ich das für einen Witz. So etwas würde ich von einem Jungen erwarten, der halb so alt ist wie du. Deine Anwesenheit wird in der großen Halle verlangt - aber es wäre wohl besser, wenn du dich vorher umziehst.«
    Ich bemerkte zum ersten Mal, dass er immer noch seine Reitkleidung trug, die dunkle Flecke von fri-schem Blut hatte. Er war an diesem Morgen mit Vater und seiner Jagdgesellschaft losgezogen.
    Ich steckte den Ring, den Oreg mir gegeben hatte, lässig an den Ringfinger meiner rechten Hand und fragte: »Hattet ihr eine gute Jagd?«, während ich die Überreste meines Hemds auszog. Das Blut von den Kratzern, die ich mir in dem engen Gang an den Schultern zugezogen hatte, war getrocknet, und das Hemd ließ sich nicht so leicht lösen.
    Ich griff nach dem Tuch, das neben der Schale mit sauberem Wasser auf dem Nachttisch lag.
    »Elendes Pech«, erwiderte er. »Dein Vater wurde abgeworfen. Der Hurogmeten liegt im Sterben.«
    Ich ließ das Handtuch fallen und starrte ihn an.
    Er schaute mir ins Gesicht, von dem ich wusste, dass es bleich vor Schrecken war - eine ehrlichere Reaktion, als ich andere für gewöhnlich sehen ließ.
    Dann drehte er sich auf dem Absatz um, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ciarra kam unter dem Bett hervor und umarmte mich fest. Sie wirkte nicht traurig, nur besorgt. Ich weiß nicht, warum sie sich um mich Sorgen machte.
    Ich hasste ihn.
    »Es geht mir gut, Racker«, sagte ich, aber ich erwiderte die Umarmung. »Komm, lass uns deine Zofe finden; du musst dich ebenfalls säubern.«
    Zum Glück befand sich die Zofe und Hüterin meiner Schwester in Ciarras Zimmer, wo sie Flickarbei-ten erledigte. Sie verzog das Gesicht, als ich Ciarra in den Raum schob.
    Ich eilte zurück in mein Zimmer, wo ich den Rest meiner Kleidung auszog, mich rasch wusch und dann die Hofkleidung anlegte, die ich bei förmlicheren Anlässen trug. Die Ärmel des Hemds waren zu kurz, und es spannte über den Schultern, aber es würde genügen müssen.
    Als ich die Tür öffnete, wartete Ciarra schon drau-
    ßen. Sie hatte genug Zeit gehabt, sich ebenfall zu waschen, und trug respektable Kleidung. Nun hätte man ihr das tatsächliche Alter von sechzehn Jahren schon eher abgenommen, statt sie für zwölf zu halten. Sie sah Mutter sehr ähnlich, zierlich und schön.
    Aber es war die wilde Leidenschaft meines Vaters, die in Ciarra glühte, geläutert von ihrem guten Herzen.
    »Schon gut«, sagte ich, und ich bezog aus ihrer Umarmung ebenso viel Trost wie sie aus der meinen.
    »Ich verstehe. Komm mit mir nach unten, Racker.«
    Sie nickte, löste sich von mir und wischte sich rasch mit dem Ärmel über die Augen. Dann holte sie tief Luft, zog ein wenig die Nase kraus, weil sie sich offenbar besser gewaschen hatte als ich, und streckte herrisch die Hand aus. Ich lächelte trotz der Ereignisse, die sich zweifellos gerade in der großen Halle unter uns abspielten, und bot ihr meinen Arm. Sie nahm ihn und schritt mit der königlichen Haltung, die sie gegenüber Fremden und jenen Leuten an den Tag legte, die sie nicht leiden konnte, neben mir die Treppe hinab.

    Sie hatten vor der Feuerstelle ein behelfsmäßiges Bett aufgebaut. Mutter kniete daneben, das Gesicht nass
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