Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wiederholte ich, obwohl er tatsächlich recht hatte. Aber es gab noch einen besseren Grund.
    »Wenn Axiel sagt, dass es nicht möglich ist, werde ich es nicht wagen. Wir brauchen das Überra-schungsmoment.«
    Wir krochen weiter durch den Schlamm und das Unterholz. Ich segnete lautlos die Feuchtigkeit, die verhinderte, dass die Blätter auf dem Boden raschel-ten, und verfluchte sie gleichzeitig, weil sie durch Leder und Tuch drang. Bald schon verlor ich alle au-
    ßer Tosten aus den Augen, als wir uns einzeln durch das Gehölz schlichen, das Jakovens Lager umgab.
    Eine der Wachen kam nur eine Handspanne von Tostens ausgestreckter Hand aus dem Schatten. Mein Bruder und ich erstarrten atemlos und warteten darauf, dass der Mann nach unten schaute und Tosten im Schlamm auf dem Bauch liegen sah. Aber schließlich ging er weiter.
    Meine Tante postierte Wachen an einer bestimmten Stelle und ließ sie nicht umhergehen. Sie sagte, es sei zu einfach, jemanden zu bemerken, der sich hin und her bewegte, und schwieriger, beim Gehen die Bewegung eines Feinds zu bemerken. Umherge-hende Wachen, sagte sie, ließen sich bestenfalls dann rechtfertigen, wenn die Soldaten alle müde waren und das Gehen notwendig wurde, um wach zu bleiben.
    Tosten und ich schlichen weiter, nachdem wir ein erleichtertes Grinsen ausgetauscht hatten. Ich verlor meinen Bruder aus den Augen, kurz bevor ich bedeckt mit Schlamm und Laub auf die Lichtung kam, wo Jakoven sein Lager aufgeschlagen hatte.
    Ich schickte meine Magie aus, um nach dem Fluch zu suchen, und fand ihn in dem Zelt, das ich mir selbst zugewiesen hatte. Oreg würde demnach Jadeauge gegenüberstehen. Erleichterung und Bedauern erfassten mich zu gleichen Teilen.
    Langsam schlich ich weiter, von einem Schatten zum anderen. Der wolkige Himmel hüllte das Lager in Dunkelheit, wenn man von dem Bereich direkt rings um das abgedeckte Lagerfeuer absah, also war es nicht schwer, einen schattigen Weg zu meinem Zelt zu finden.
    Ich zog das Messer und schlitzte die Seite des Zelts auf, statt mir die Zeit zu nehmen, die Klappe zu finden. Das Messer war scharf und glitt lautlos durch den nassen Stoff.
    Im Zelt war es noch dunkler als draußen. Ich duckte mich in den Schlitz und lauschte auf Jakovens Atem. Aber ich hörte nichts, weil niemand dort war.
    Nur der Fluch lauerte unsichtbar in der Dunkelheit. Nun konnte ich ihn problemlos auch ohne meine magische Fähigkeit lokalisieren. Seine Macht erfüllte das Zelt und rief nach mir.
    Spät im ersten Sommer, als wir Hurog wiederauf-gebaut hatten, kurz nachdem Oreg zurückgekehrt war, hatten wir unter einem Haufen geborstener Steine das Versteck eines Zauberers entdeckt. Ich hatte die Hand nach einem hölzernen Stab mit verblichenem Anstrich ausgestreckt, der mich fasziniert hatte. Oreg hatte mein Handgelenk gepackt und festgehalten.
    »Keine gute Idee«, hatte er gemurmelt, »die Spielzeuge eines anderen Magiers zu berühren. Besonders, wenn sie nach dir rufen. Ich werde dir demnächst ein paar unangenehme Dinge beibringen, mit denen du deine eigenen Schätze schützen kannst.«
    Das war der Anfang seines Unterrichts für mich gewesen.
    Hätte Jakoven den Fluch hier einfach schutzlos zurückgelassen, wo er nicht vor dem Rest seiner Magier bewacht wurde? Das glaubte ich nicht, und ich zog die Hand zurück. Ich nahm nicht an, dass Jakoven das Ding aus der Ferne aktivieren konnte, aber es wäre hier sicherer, bis Oreg oder ich Gelegenheit hatten, es uns näher anzusehen - nachdem ich Jakoven gefunden hatte.
    Also steckte ich das Messer wieder ein, zog mein Schwert und suchte mit meiner Magie nach Jakoven.
    Wenn er mich jetzt spürte, wäre das egal, er würde einen Augenblick später ohnehin wissen, dass wir hier waren - sobald Jakovens Zauberer den Drachen in ihrer Mitte spürten. Oreg mochte einen einzelnen Mann lautlos töten können, aber ich bezweifelte, dass es ihm bei allen gelingen würde.
    Ich fand den König nahe dem Waldrand. Lautlos über mich selbst fluchend, sprang ich aus dem Zelt und eilte so schnell wie möglich durch die Bäume.
    Nun war Eile wichtiger als Heimlichkeit.
    Jakoven selbst war der Magier auf Wache. Axiel hatte ihn nicht erkannt. Ich konnte es ihm nicht vor-werfen - es war dunkel, und wer hätte schon gedacht, dass der Hochkönig mit seinen Männern Wache halten würde? Ich bestimmt nicht.
    Ich hatte keine fünf Schritte gemacht, als das Lager in Lärm und Rauch aufging. Oregs Zelt schien zu explodieren und begann dann zu brennen, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher