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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung
Autoren: Falko Löffler
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Hauses hatte Seld im vergangenen Sommer einen kleinen Stall gezimmert, in dem er seine beiden Lif hütete. Seld öffnete das schmale Tor, woraufhin die Tiere blökten und sich an ihm vorbei ins Freie drängten. Mit beiden Handflächen strich Seld den Tieren über das Fell, das aus langen rauen Haaren bestand.
    Schon kam Ark mit dem gefüllten Eimer zurück und goss das Wasser in die Tränke, die sich neben dem Haus befand. Die Tiere tranken mit gierigen Schlucken, und danach grasten sie das Wildkraut in der Umgebung des Hauses.
    »Die beiden sind kräftig geworden«, sagte Ark. Er trat nach vorne und griff sich das Jungtier.
    »Sie werden den Winter sicher gut überstehen«, erwiderte Seld.
    »Wenn du sie in Klüch verkaufst, wirst du einen ordentlichen Gewinn machen.«
    »Ich weiß noch nicht.« Seld fuhr mit seiner Hand den langen, sehnigen Hals des jungen Lif hoch und strich über den Kopf des Tieres, was es mit lauten Blöken beantwortete. »Vielleicht behalte ich sie auch. Sie versprechen, gute Reittiere zu werden. Und ich habe mich im Laufe des Jahres an sie gewöhnt.«
    Ark ging in die Knie und überprüfte die Vorderläufe. Das Jungtier hatte gelahmt, als Seld die beiden Tiere von einem Händler gekauft hatte, aber inzwischen zeigte keiner der vier Hufe Krankheiten oder Schwäche.
    »Ich denke auch daran, einige Jari zu halten«, meinte Seld. »Es ist noch Platz im Stall, und ich wüsste die Milch zu schätzen.«
    »Hast du nicht daran gedacht, wieder als Händler tätig zu sein?« Ark erhob sich wieder und ließ das Tier los.
    »Seit Alemas Tod bin ich kein Händler mehr.«
    »Du kannst über alles verfügen, was das Dorf besitzt – du musst nicht selbst anpflanzen und züchten.«
    Seld erhob sich und schlenderte in Richtung des Marktplatzes. »Dieses Recht des Vorstehers möchte ich nicht in Anspruch nehmen. Und mit der Unterstützung des Rates möchte ich es abschaffen.«
    »Diesem Vorschlag wird Quint Tamat niemals zustimmen.«
    Ein Junge kam zu Seld und Ark gerannt. Außer Atem hielt Hem Sibin vor den beiden an. »Was gibt es, mein Sohn?«, fragte Ark.
    Nach einigen schweren Atemzügen sagte der Junge an Seld gewandt: »Ein Händler aus Klüch möchte alle Carem-Knollen kaufen. Alle!«
    Seld lächelte. »Das ist sehr gut! Und?«
    »Er möchte aber nicht so viel zahlen, wie wir verlangen.«
    »Ich kümmere mich darum. Danke, Hem.« Seld klopfte dem Jungen auf die Schulter, woraufhin dieser glücklich grinste und wieder davonsauste.
    »Er ist fast ein Mann. Du kannst stolz auf ihn sein«, meinte Seld.
    »Das bin ich«, erwiderte Ark. »Aber ich sorge mich auch um ihn. Er hat mein altes Schwert und einige Orden gefunden. Ich musste ihm von meiner Zeit im Heer des Herrschers erzählen. Und ich fürchte, aus meinen Berichten zieht er nicht die gleichen Schlüsse wie ich aus dem, was ich erleben musste.«
    Seld lächelte. »Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der es kaum erwarten konnte, das Schwert in der Hand zu halten und in die Schlacht zu ziehen.«
    Ark erwiderte das Lächeln nicht. »Wir beide haben Dinge erlebt, die uns heute anders handeln lassen. Ich habe gelernt, dass Narben nichts Ehrenvolles mit sich bringen.«
    Seite an Seite näherten sie sich dem Marktplatz.
    »Würde Hem jetzt ins Heer eintreten, müsste er in den Grenzkriegen im Norden Dienst leisten. Ich hörte, die abtrünnigen Provinzen bekämpfen die Armeen des Herrschers bis zum letzten Blutstropfen«, sagte Seld.
    Ark schwieg.
    Selds Blick glitt zu den Koan-Bergen. »Seltsam ... noch immer ist nichts von den Drachen auszumachen. Wann haben wir das letzte Mal ihre Flammen gesehen?«
    »Vor zwei Tagen und Nächten. Niemand kann sich erinnern, derart lange kein Zeichen der Drachen erblickt zu haben.« Ark blieb stehen und wies mit der rechten Hand zu den Bergen. »Was ist das?«
    Seld kniff die Augen zusammen. Er erspähte einen Jungen, der den Hügel vor Hequis herabgerannt kam, mit den Armen winkte und etwas brüllte.
    »Wahrscheinlich hat er sich im See nasse Füße geholt«, gab Ark zurück.
    Der Name des Jungen war Frun, und er rannte so schnell wie nie zuvor in seinem Leben. Ihn trieb die größte Angst an, die er jemals gefühlt hatte, und niemals würde er wohl eine stärkere empfinden.
    Frun war von seinen Eltern zum oberen Flusslauf geschickt worden, um zu fischen. Der frühe Morgen war die beste Zeit, um die Flussfische zu fangen, die sich bei Tageslicht unter Steinen und im Schlick verkrochen. Also war Frun schon
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