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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung
Autoren: Falko Löffler
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sie nicht erreichen. Immer schneller stürzte sie hinab, auf die Drachen zu.
    Kurz bevor sie aufprallte, schloss er seine Augen.
    Die Luft um ihn herum war nun still, von keinem Windhauch bewegt. Vorsichtig öffnete er seine Augen. Noch immer hing er im Himmel über den Bergen, und die Drachen bewegten sich tief unter ihm. Die Frau war zwischen ihren Körpern verschwunden.
    » Was wollt ihr? « , brüllte der Mann.
    Die Drachen bogen ihre Hälse, um zu ihm hinaufzublicken. Dann schickten sie ihr Feuer zu ihm in die Höhe.

Kapitel 2
D ie Kälte naht
    Ark Sibin genoss jeden Morgen den Aufgang der Sonne über den Koan-Bergen. Auch an diesem Tag hatte er sich leise aus dem Haus geschlichen, um seine Frau Erima nicht zu wecken, war die Anhöhe vor dem Dorf hinaufgegangen und hatte sich in der Dunkelheit auf einen Stein gesetzt. Still verfolgte er, wie sich die sternenverhangene Schwärze über den Bergen langsam in ein dunkles Blau verwandelte, dann ein warmes Hellrot annahm, bis schließlich der erste Sonnenstrahl in einem tiefen Einschnitt zwischen zwei schneebedeckten Berggipfeln erschien. Langsam stieg die Sonne höher, und als sie in ihrer ganzen Pracht über der breiten Bergkette hing, erhob sich Ark. Er blickte über die hügelige Ebene vor den Bergen, durch die sich mehrere schmale Flüsse zogen und die von herumliegenden Felsbrocken beherrscht wurde, sog die kalte Luft des Herbstes in seine Lungen. Am Fuß der Berge, die noch im Schatten lagen, sah er kurz ein eigentümliches goldenes Glitzern, dessen Ursprung er aber nicht ausmachen konnte, dann wendete er sich ab und ging wieder ins Dorf zurück.
    Hequis lag in einer flachen Senke und wurde noch nicht von den Sonnenstrahlen gestreift; erst etwas später würden die Lehmziegel der Dächer im Licht der Morgensonne leuchten. Ark ging langsam, denn die Narben an seinem rechten Bein machten sich wieder bemerkbar. Eine Kältewelle kam, dies sagte ihm der Schmerz, der ihn bei jeder schnellen Bewegung des Beines durchzuckte. Doch er konnte froh sein, dass er überhaupt noch das Bein besaß. Vor zehn Jahren hatte er im Heer des Herrschers gedient und war bei den Grenzkriegen im Norden schwer verwundet worden. Eine Kanone war direkt neben ihm explodiert, und zahlreiche Splitter hatten sich in seine rechte Seite gebohrt, wobei sein Bein die meisten abbekommen hatte. Danach war er aus der Armee ausgeschlossen worden und in sein Heimatdorf im Nordostland zurückgekehrt – und seitdem lebte er von der Aufzucht und dem Verkauf von Lif, die als zahme Reittiere dienten, aber deren Fleisch auch wohlschmeckend war und deren Fell zu Kleidung verarbeitet wurde.
    Es waren zwanzig Tage und Nächte seit dem letzten Markttag vergangen, und heute war es wieder soweit: Die Hequiser brachten ihre Überschüsse zum Marktplatz, um sie untereinander zu tauschen oder gegen klingende Goldmünzen an fahrende Händler zu verkaufen. Die meisten Händler hatten schon mit ihren Geschäften begonnen.
    Als Ark an seinem Haus vorüberging, das sich direkt am Marktplatz befand, warf er einen Blick auf die Tür – sie war noch immer geschlossen, wahrscheinlich schlief Erima noch.
    Er ging weiter durch das Dorf, bis er vor Seld Esans Haus ankam. Es war ein einfaches Haus, das aus grauen Steinen der Koan-Berge und dunkelbraunem Holz aus den Wäldern bei den Drei Dörfern gebaut war, die sich südlich von Hequis befanden. Das Dach war mit zugeschnittenen Holzstämmen gedeckt und mit Moos und Wachs abgedichtet. Leise öffnete er die Tür und warf einen Blick hinein.
    Im Haus hing noch die Kälte der Nacht – das Feuer in dem kleinen Kamin war heruntergebrannt. Seld hatte seine wenigen Habseligkeiten im einzigen Raum des Hauses verteilt: abgetragene Kleidungsstücke, einige Holztruhen mit Erbstücken seiner Eltern: Schnitzereien und Schmuckstücke, die ihren Glanz verloren hatten. Auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers lagen einige angebissene Brocken Brot und stand ein Krug mit kaltem Wasser.
    Seld schlief auf seinem Strohlager in der hinteren Ecke des Zimmers unter einer dicken Felldecke. Er hatte Ark den Rücken zugewendet und schien dessen Hereinkommen nicht bemerkt zu haben.
    Seld Esan erwachte.
    Noch im Halbschlaf spürte er die kühle Morgenluft durch die geöffnete Tür hereinwehen und über sein Gesicht streichen.
    Schritte näherten sich. Seld blinzelte, griff mit einer schnellen Bewegung nach dem Messer neben seinem Lager und rollte auf den Rücken, blickte in die Augen des Mannes, der
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