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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung
Autoren: Falko Löffler
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Blick.
    »Es wird alle töten«, flüsterte sie.
    »Ja«, gab Seld leise zurück. »Aber es gibt nur einen Weg, ihm unendliche Macht zu verwehren.«
    Mesala schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht tun – ich kann nicht zulassen, dass alle unsere Freunde getötet werden, wenn du sie retten könntest.«
    »Es wäre keine Rettung, sondern die ganze Welt würde versklavt.« Seld schluckte. »Wir müssen leben und verhindern, dass die Prophezeiung erfüllt wird. Nur so können wir das Osertem vernichten.«
    Als hätte das Osertem die geflüsterten Worte vernommen, hob es die rechte Krallenhand. » WÄHLE, WER ZUERST STERBEN SOLL. «
    Seld tastete nach Mesalas Hand. Ihre Finger fanden seine, und sie umschlossen ihre Hände in einem festen, fast schmerzhaften Griff.
    Ark wirkte ruhig. Seine Augen waren aufmerksam und klar; ohne zu blinzeln, blickte er zu Seld. Kapitän Wod stand Schweiß auf der Stirn. Ker hielt den Kopf gesenkt, als sei er in tiefe Gedanken versunken.
    Und Mesala schwieg, rührte sich nicht.
    Die Krallenhand fuhr durch die Luft und packte Kapitän Wod. Mit einer kurzen, ruckartigen Bewegung schleuderte das Osertem den Mann hinter sich. Wod entfuhr ein Schrei, er rudert mit den Armen. Dann stürzte er in die Tiefe.
    Seld fühlte die Kraft aus Mesalas Griff schwinden.
    »Das können wir nicht tun«, sagte sie. »So viel Tod ...«
    Seld drehte sich zu ihr und zog sie an den Schultern an sich heran, schaute in ihre Augen. »Sei stark. Wir müssen alles opfern und selbst überleben, um diese Welt zu retten.«
    » WÄHLE .«
    Das Osertem stand noch immer hinter Ark und Ker. Es hatte nun seine Arme ausgebreitet und hielt die Krallenhände über die Köpfe der Männer. War diese Geste eigentlich beschützend, wirkte sie auf Seld doch wie die Androhung des Todes.
    Seld trat vor. »Wir wählen nur eines: Die Prophezeiung nicht zu erfüllen. Niemals. Töte sie. Töte alle. Und verliere dadurch die Macht über diese Welt.«
    Mit einer Bewegung, mit der ein Mensch eine Fliege verscheucht, stieß das Osertem Ker über den Rand des Berges. Der Vorsteher von Taheff hielt seine Augen geschlossen und fiel, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Das Entsetzen, das Seld angesichts des Todes von Wod und Ker empfand, hielt er tief in seinem Inneren zurück. Er durfte nicht zulassen, dass das Osertem Macht über ihn erlangte, ihn dazu brachte, sich doch in sein vorgezeichnetes Schicksal zu ergeben. Seld fühlte das Zittern, das durch seine Beine fuhr – er wollte zusammenbrechen und den Tod seiner Freunde beklagen. Sein Blick begegnete dem von Ark, und in den Augen seines Freundes sah er Vertrauen. Ark wusste, was auf dem Spiel stand; nicht Unverständnis lag in seinem Blick, sondern grenzenloses Vertrauen. Er sagte etwas, und Seld las von den Lippen: Ich habe keine Angst .
    Das Osertem bewegte sich zu Mesala, schneller als Selds Augen folgen konnten. Mesala wich einen Schritt zurück, doch dann umgriff das riesige Wesen die Frau. Seld sah, wie sich die Krallen durch ihre Kleidung bohrten und ins Fleisch drangen. Ihr Blut bildete dunkle Flecken in der Kleidung um die Krallen herum, und Mesalas Schreie hallten über die Bergspitze.
    Seld fühlte den übermächtigen Drang, sich dem gewaltigen Wesen in den Weg zu stellen, als es mit Mesala in seiner Krallenhand zum Rand der Drachenspitze ging, doch Seld blieb stark und verharrte. Er wusste, dass es Mesala nichts antun konnte – sie musste ihren Tod aus freien Stücken wählen.
    Das Osertem trat an den Rand, und Ark wich einige Schritte zur Seite, dann öffnete es seine Klaue, und Mesala sank zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schloss sie die Arme um ihren Körper. Sie saß direkt am Abgrund.
    » SPRING .« Die Stimme des Osertem klang nun ungeduldig.
    Mesala atmete schwer. Sie blickte hinab in die Tiefe neben sich, zu den Dämonen, die um sie herum warteten, zu dem Osertem, das über ihr stand – schließlich zu Seld.
    Sie lächelte.
    Es war das Lächeln eines Menschen, der sich unbesiegbar fühlte. Grenzenlose Erleichterung floss durch Seld: Mesala hatte verstanden.
    Als das Osertem das Lächeln erblickte, schoss seine Hand vor, drehte ihren Kopf mit einer abrupten Bewegung dem Abgrund zu. » SPRING !«
    Mesala packte die Klauenhand, als wollte sie diese beiseite stoßen, doch sie konnte den kräftigen Arm des Wesens nicht bewegen. Sie fuhr in die Höhe. »Ich werde leben!«, brüllte sie dem Osertem entgegen.
    Das Wesen starrte ungläubig auf die Frau hinab. Langsam zog
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