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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung
Autoren: Falko Löffler
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das Dorf zurück. Sie waren nach allen Seiten davongerannt, nun trafen sie sich wieder im Durcheinander des Marktplatzes. Sie redeten gedämpft miteinander, einige von ihnen weinten, und immer wieder wanderten ihre Blicke zu ihrem Vorsteher. Ark fand Erima und Hem wieder – beide waren mit den anderen geflohen, als die Drachen erschienen waren.
    »Was werden wir tun?«, fragte Ark seinen Freund.
    »Der Rat muss eine Entscheidung treffen«, entgegnete Seld. »Wir werden heute Abend das rituelle Feuer entzünden.«
    Es wurde dunkel. Seld saß am Rand von Hequis auf einem Felsen und spähte zu den verlassenen Koan-Bergen, die bedrohlich und für Menschen unüberwindlich am Horizont aufragten.
    Seine Gedanken weilten bei der Legende, die vom Kampf der Drachen gegen die Dämonen berichtete. Vor langer Zeit waren Dämonen über Derod erschienen und hatten die Menschen angegriffen, die mit den Drachen in Frieden lebten. Dorf um Dorf verbrannte in den Flammen der Dämonen, und es stand zu befürchten, dass keine Menschenseele in Derod überleben würde. Doch die Drachen griffen die Dämonen an, und in einer gewaltigen Schlacht in einem Tal vor Klüch wurden fast alle Dämonen vernichtet. Die wenigen dunklen Wesen, die diese drei Tage und Nächte währende Schlacht überlebten, wurden ins Ödland hinter den Koan-Bergen getrieben. Und seitdem wachen die Drachen darüber, dass die Dämonen nicht in die Welt der Menschen zurücckehren.
    Bis zu diesem Tag, an dem die Drachen die Berge verließen ... an diesem Tag, der sich nun seinem Ende neigte.
    Schritte näherten sich aus der Dämmerung, und jemand setzte sich neben Seld. Es war Ark.
    »Die Zeiten haben sich verändert, nicht wahr?«, fragte Seld. »Es wird niemals wieder so sein wie vorher. Der Moment, in dem die Drachen vor unserem Dorf erschienen sind, war vielleicht das Ende unseres Dorfes.«
    »Vielleicht«, gab Ark zurück. »Sollten wirklich alle Drachen die Berge verlassen haben, wären wir völlig wehrlos gegen die Dämonen.« Ark zog seinen Mantel enger, um sich vor der Kälte zu schützen, die die Nacht mit sich brachte. »Ich frage mich, wie in Klüch die Kunde aufgenommen wird, was geschehen ist.«
    »Talut Bas wird es für seine Zwecke nutzen, dessen bin ich mir sicher.«
    Ark beugte sich nach vorne und nahm einige Steine vom Boden auf, die er in der flachen Hand drehte. »Im ersten Augenblick habe ich wirklich geglaubt, die Drachen wollten uns töten, obwohl ich weiß, dass sie unsere Beschützer sind.«
    »Jeder in Derod wird es so empfinden.«
    Sie schwiegen, während Ark die Steine zwischen seinen Fingern tanzen ließ.
    »Welchen Vorschlag wirst du nun dem Rat unterbreiten?«, fragte Ark.
    Seld ließ sich mit einer Antwort Zeit. »Genau darüber habe ich die ganze Zeit nachgedacht.«
    Ark wartete.
    »Ich werde Talut Bas aufsuchen.«

Kapitel 4 D ie Ratssitzung
    Als das letzte Tageslicht der Nacht gewichen war und die Kälte strenger wurde, ging Seld mit einer Fackel und einer Axt zum Steinkreis, der sich am Westrand von Hequis befand, wo das rituelle Feuer entzündet wurde. Die mannshohen Monolithen waren von den Gründern des Dorfes aufgestellt worden. Seld entzündete die Fackeln, die an den Monolithen befestigt waren und schritt zu dem lichten Waldstück hinter dem Steinkreis.
    Es war noch etwas Zeit, bis die Acht des Rats zusammenkamen, der aus Vertretern der ältesten Familien des Dorfes bestand. Seld als Vorsteher hatte, wie die anderen Mitglieder, eine Stimme bei den Beschlüssen des Rats. Alle mussten sich widerspruchslos entscheiden, nachdem der Vorsteher seine Ansichten vorgetragen hatte und diese besprochen worden waren. Nur wenn alle acht Stimmen einem Vorschlag zustimmten, hatte der Rat einen Beschluss gefasst. Selbst wenn nur ein einziges Ratsmitglied den Vorschlag ablehnte, konnte kein Beschluss zustande kommen – dann musste der Vorsteher einen neuen Vorschlag unterbreiten, über den wiederum abgestimmt wurde.
    Seld kam am Waldstück an. Die Bäume, die längst ihre Blätter verloren hatten, standen weit voneinander entfernt. Selbst in den wenigen Tagen im Hochsommer, in denen sie in voller Blüte standen, erweckte dieser kleine Wald nicht annähernd den Eindruck wie die Wälder, die Seld bei seinen Reisen durch die milderen Regionen von Derod kennen gelernt hatte – ein Dach grüner Blätter, durch das wärmende Sonnenstrahlen einfielen ...
    Seld fröstelte, hielt nach einem Baum Ausschau, von dem er Holz schlagen konnte. Sein Blick
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