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Drachenspiele - Roman

Titel: Drachenspiele - Roman
Autoren: Blessing <Deutschland>
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es sage: Ich habe Angst, dich zu töten.«
    Â»Wie kommst du denn darauf?«
    Â»Die Gefahr besteht. Ich weiß es. Genügt das nicht?«
    Â»Nein. Woher willst du das wissen?«
    Â»Jemand hat es mir gesagt.«
    Â»Wer?«
    Â»Ein Astrologe«, flüsterte sie.
    Â»Ein was?«
    Â»Musst du so brüllen? Ich war bei einem Wahrsager. Einem chinesischen Sterndeuter. Einem Mann, der in die Zukunft sehen kann. Nenn ihn, wie du willst.«
    Paul konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Die Angst der vergangenen Tage, seine Verunsicherung, alles nur, weil Christine bei einem Astrologen war. Fast vierzig Jahre lebte er jetzt in Asien, mehr als dreißig davon in Hongkong, er wusste, wie abergläubisch die Menschen hier waren, und Christine war da keine Ausnahme. Sie trug immer etwas Rotes am Körper, den Schlüpfer, die Strümpfe, ein Tuch, notfalls
auch einfach nur ein dünnes Bändchen um das Fußgelenk. Sie hatte immer einen kleinen Fisch aus türkisfarbener Jade in ihrer Tasche. In ihrem winzigen Reisebüro stand auf der Kommode ein Altar, vor dem sie jeden Morgen Räucherstäbchen entzündete und ein paar Kekse, eine Apfelsine oder eine Banane als Opfergabe hineinlegte. Sie hatte Paul im Februar, zu Beginn des chinesischen Neujahrs, ihre neue Telefonnummer gegeben und behauptet, das seien ihre Glückszahlen für dieses Jahr, und er hatte sich damals schon gedacht, dass sie vermutlich hin und wieder einen Astrologen konsultierte, aber nicht weiter nachgefragt. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass sie, was ihre Liebe zu ihm anging, um Rat fragen würde.
    Â»Du sagst mir jetzt nicht, dass du mich weniger liebst, weil ich dir Unglück bringe, oder?«
    Â»Ich liebe dich nicht weniger. Es geht nicht um mich, Paul. Es geht um dich.«
    Â»Wie darf ich das verstehen? Bringst du mir Unglück?«
    Sie nickte und schwieg.
    Â»Entschuldige, Christine, das ist lächerlich. Wie lange kennen wir uns?«
    Â»Ein Jahr, drei Monate, zwölf Tage und«, sie schaute auf die Uhr, »zweiundzwanzig Stunden.«
    Der Kellner brachte Tee, Wasser und die Suppe. Sie ignorierten ihn.
    Paul küsste ihre Hand. »Ich habe mich in der Zeit so wohl gefühlt wie schon sehr, sehr lange nicht mehr. Die vergangenen Monate gehören zu der schönsten meines Lebens.«
    Â»Es geht nicht um die Vergangenheit. Es geht um die Zukunft.«
    Â»Und in der wirst du vom Wahnsinn befallen und bringst mich um?« Er hatte nicht so süffisant klingen wollen.

    Â»Wenn du mich nicht ernst nimmst, müssen wir darüber nicht weiter reden.«
    Â»Ich nehme dich ernst.«
    Â»Das tust du nicht.«
    Â»Doch. Ich nehme nur jemanden nicht ernst, der behauptet, er könne die Zukunft vorhersagen.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Weil, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Sterne Einfluss auf unser Schicksal haben.«
    Â»Aber ich glaube daran.«
    Paul atmete tief ein und wieder aus. Er wünschte ihr guten Appetit, aß ein paar Löffel Suppe und überlegte, ob er das Gespräch abbrechen sollte. Er verspürte nicht die geringste Lust, über Aberglauben und Horoskope zu diskutieren. Aber Christine war es offensichtlich wichtig.
    Â»Was genau hat er gesagt?«, erkundigte er sich schließlich. »Wie kommt er darauf, du könntest mich umbringen?«
    Â»Willst du es wirklich wissen?«
    Â»Sonst würde ich nicht fragen.«
    Sie legte den Löffel beiseite. »Es ist das Jahr des Schweins. Er hat ausgerechnet, dass ich eine große Überraschung erleben werde. Dass es ein schwieriges Jahr für mich wird. Geschäftlich, aber vor allem privat. Dass meine Mutter krank wird, und dass ich Probleme mit meinem Sohn haben werde.« Sie machte eine Pause und warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu.
    Â»Und?«, fragte Paul.
    Â»Und? Wieso und? Das stimmt alles!«
    Er wollte einwenden, dass man kein Wahrsager sein musste, um einer Frau Anfang vierzig zu erklären, dass ihre Mutter, die mindestens Mitte sechzig, wenn nicht älter war, gesundheitliche Probleme haben würde. Und sollte diese
Frau auch noch ein Kind haben, was Christine ihm vermutlich vorher gesagt hatte, so war es aller Wahrscheinlichkeit nach in der Pubertät oder kurz davor. Ein Alter, in dem alle Eltern mit ihren Kindern Streit haben.
    Â»Was hat er über deinen Vater gesagt?«
    Â»Dass er tot ist.«
    Der Kellner stellte die Auberginenaufläufe auf
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