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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat
Autoren: Licia Troisi
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über das Gesicht liefen, sah sie, dass es Lidja und Fabio ebenso erging.
    Jetzt teilte sich der Rauch und eine monströse Gestalt trat hervor: eine Echse. Sie war mindestens einige Meter hoch und stand auf den Hinterbeinen, mit glitschiger, schuppiger Haut und gelb flammenden Augen, in denen ein unvergleichlicher Hass stand. Der längliche Kopf war der einer Schlange, und von einer Schlange hatte das Ungeheuer auch die lange, gespaltene Zunge. Sie ragte aus einem glutroten Maul und züngelte hektisch hin und her. Das Maul war mit langen scharfen Reißzähnen besetzt und schnappte ständig auf und zu. Ratatoskr zeigte sich in seiner wahren Natur.
    »Es wird Zeit, das garstige Spiel ein für alle mal zu beenden«, zischte das Ungeheuer. Seine kehlige, Schrecken verbreitende Stimme war der von Nidhoggr beängstigend ähnlich.
    Sofia kniete am Boden und spürte, dass sie es nicht mit der Bestie würden aufnehmen können. Sie waren mit ihren Kräften am Ende, und der Feind schien um ein Vielfaches stärker als sie. Musste es so kläglich enden?
    Da sah sie sie. Die Frucht. Leuchtend und herrlich anzuschauen war sie, kein bisschen durch die Gewalt des Kampfes verblasst. Sie war in dem Samtbeutel davongerollt und schaute jetzt ein Stück daraus hervor. Eine eigenartige Ruhe überkam die Drachenschwester. Nun wusste sie, was sie zu tun hatte.
    Ratatoskr griff an. Gewaltige schwarze Blitze schossen durch die Luft, die wie Klingen den Rauch zerteilten. Mit knapper Not konnten die drei Drakonianer ihnen ausweichen, indem sie zur Seite sprangen und über den Boden rollten. Sofia rappelte sich als Erste auf und stürzte zu der Stelle, wo sie die Frucht hatte glitzern sehen, streckte die Hand danach aus, und ihre Fingerspitzen berührten die glatte Oberfläche.
    ›Geschafft!‹
    Sie umklammerte sie mit beiden Armen und wollte gerade auffliegen, um sich noch einmal auf den Feind zu stürzen. Da nahm ihr ein furchtbarer Schmerz den Atem, und stöhnend sackte sie am Boden zusammen. Sie war getroffen. Undeutlich, wie aus weiter Ferne drangen die Kampfgeräusche an ihr Ohr. Sie konnte Ratatoskr kaum noch erkennen, der Blitze schleudernd hin und her schnellte, während Lidja und Fabio ihn attackierten. Der Schmerz wurde immer schlimmer. Über sich entdeckte sie ein Paar Feuerflügel sowie Fabios schlanke Gestalt. Sie rief ihn, mit schwacher Stimme, aber vor allem mit der Kraft ihrer Gedanken. Da sah sie, dass er den Kopf senkte und zu ihr blickte, während die Welt um sie herum immer dunkler wurde.
    ›Nimm die Frucht und bringe sie Idhunn. Sie weiß, was damit zu tun ist‹, dachte Sofia mit letzter Kraft. ›Denk dran. Was du getan hast, kann dir verziehen werden. Du bist einer von uns und wirst es immer bleiben.‹ Dann wurde es schwarz um sie.

    Nur einen kurzen Augenblick hielt Fabio inne. Sofia lag am Boden, einer ihrer Flügel war fast völlig zerfetzt. Das Blut quoll aus der Wunde hervor, und ihre Haut war so bleich wie Wachs. Lidja oben in der Luft gab ihr Bestes. Alles, was sie irgendwie erreichen konnte, schleuderte sie dem Feind entgegen: Erdschollen, Steine, Bäume. Doch Ratatoskrs Flammen machten die meisten ihrer Angriffe zunichte.
    Am liebsten wäre Fabio seinem Instinkt gefolgt und hätte weitergekämpft und danach, so wie er es immer getan hatte, sein Leben in Einsamkeit und Verzweiflung weitergeführt. Aber er konnte nicht.
    ›Zum Teufel!‹
    Er ergriff die Frucht, die in Sofias Händen glänzte, und schwang sich wieder in die Luft, um zum Nussbaum zu fliegen. So schnell es ging, raste er dahin, nutzte alle Luftströmungen und Winde aus, belastete seine Flügel so stark, dass sie zu reißen drohten. Nun erinnerte er sich an alles. In wenigen Minuten erreichte er die Lichtung und Idhunns Gefängnis. Das Mädchen wand sich immer noch in den Fesseln aus Blitzen und weinte verzweifelt, während die Alte ihr das Gesicht streichelte.
    »Hier ist die Frucht«, rief Fabio, während er Idhunn die leuchtende Kugel hinhielt. »Ich erinnere mich an dich … Ja, ich weiß wieder alles!« Er zögerte und sagte dann: »Und ich bitte dich um Vergebung.«
    Es war ein seltsames Gefühl, diese Worte auszusprechen. Noch nie hatte er jemanden um Verzeihung gebeten.
    Idhunn blickte ihn an, erkannte ihn endlich und lächelte: Es war das schönste Lächeln, das er je gesehen hatte. Es erinnerte ihn daran, wie seine Mutter gelächelt hatte, und an die glücklichen Tage, die er mit ihr verbracht hatte. Und gleichzeitig erinnerte sich der
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