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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat
Autoren: Licia Troisi
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da. Dann rannte er zu den Mädchen und schob Lidja sanft zur Seite. »Lass mich mal sehen«, sagte er.
    »Lass sie in Ruhe, wag es ja nicht, sie anzufassen! Dass sie tot ist, ist auch deine Schuld!«
    Fabio kümmerte sich nicht darum und hielt eine Hand an Sofias Hals. Dann legte er beide Hände übereinander auf ihren Brustkorb und begann zu pumpen. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Er nahm sie weg, presste seinen Mund auf den des Mädchens und versuchte es mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Neben ihm schluchzte Lidja.
    »Sitz nicht rum, hilf mir lieber!«, schrie er sie an.
    Lidja schien aus ihrer Schockstarre zu erwachen. Sie nickte heftig. »Was soll ich tun?«
    »Mund-zu-Mund-Beatmung, wenn ich es dir sage.« Und damit machte er sich wieder daran, Sofias Brustkorb zu pressen.
    Er konzentrierte sich nur auf diese Pumpbewegungen, und in seinem Kopf kreiste nur ein Gedanke: ›Rette sie!‹.
    Er sah die Blutlache nicht, die sich auf dem Pflaster ausbreitete, achtete nicht auf Sofias Haut, die blasser und blasser wurde. Nur seine pumpenden Hände waren wichtig.
    Plötzlich rührte sich Sofias Brustkorb unmerklich.
    »Sie atmet!«, rief Lidja.
    Fabio ließ die Hände ruhen. Es stimmte. Sofias Brust hob und senkte sich ganz leicht. Wieder legte er die Finger an ihre Halsschlagader. Er spürte ein ganz sanftes Pochen.
    »Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen«, sagte Lidja.
    Fabios Blick fiel auf seine Knie. Die Hose war von Sofias Blut getränkt. »Dreh sie mal um. Wir müssen erst mal versuchen, die Blutung zu stoppen.«
    »Darum kümmern die sich im Krankenhaus.«
    »In diesem Zustand wird sie das Krankenhaus nicht lebend erreichen. Dreh sie um!«
    Lidja gehorchte. Fabios unwirscher Ton erschreckte sie, aber immerhin hatte er Sofia fürs Erste gerettet.
    Kaum lag die Freundin auf dem Bauch, da schlug Lidja entsetzt eine Hand vor den Mund. Über Sofias ganzen Rücken zog sich eine tiefe, ausgefranste Wunde, und langsam, aber stetig quoll das dickflüssige Blut daraus hervor. Von den Flügeln, die sie im Kampf getragen hatte, war nichts mehr zu sehen.
    Einen Augenblick betrachte Fabio den klaffenden Riss. Die Wunde war zu groß, als dass er sie mit seinen Flammen hätte schließen können. Und er hatte auch nicht mehr die Klingen von Nidhoggrs Implantaten zur Verfügung, mit denen er vielleicht hätte helfen können. Er war der Verzweiflung nahe.
    Da sah er aus den Augenwinkeln die Frucht, Grund und Ziel all der Kämpfe, die in dieser Nacht ausgetragen worden waren.
    Wahrscheinlich war sie ihm heruntergefallen, als er zu Lidja gelaufen war.
    Rasch ergriff er sie.
    ›Wenn ich sie einsetzen konnte, um den verfluchten Wald verschwinden zu lassen, kann ich vielleicht auch das Mädchen damit retten.‹
    Er kniete wieder neben Sofia nieder.
    »Was hast du vor? Verdammt noch mal, wir müssen doch irgendwas tun!« Lidja war kurz davor, wieder in Panik zu geraten.
    Fabio beachtete sie nicht, schloss die Augen und nahm die Frucht noch fester in die Hand. ›Heile sie, ich beschwöre dich, heile sie!‹
    Schon hüllte ein herrliches Licht, das Gleiche, das kurz vorher den Wald erhellt hatte, ihn und Sofia ein, während sich alles andere um sie herum in einem gedämpften Schein auflöste. Eine sanfte, friedliche Stimmung machte sich breit. In dieses vollkommene, heilende Goldlicht getaucht, nahm Fabio nur noch Sofia und sich selbst wahr. Sogar die Frucht schien verschwunden, war wie aufgesogen von seinen Händen. Doch Idhunn war da, ihr Geist war bei ihm. Fabio streckte die Handflächen aus, die jetzt von fast weißen Flammen umspielt wurden, und fuhr damit sanft über Sofias Rücken. Dabei spürte er die ganze Energie, die aus seinen Händen zu ihr floss. Und er genoss es. Denn anders als sonst zerstörte sein Feuer nicht, sondern heilte. So konnte er tatsächlich wiedergutmachen, was er angerichtet hatte, konnte wirklich zeigen, dass er einer von ihnen war.
    Er ließ die Energie weiterfließen, bis seine Kräfte erschöpft waren und seine Finger zu zittern begannen. Da erlosch das Licht und die Frucht entglitt seinen Händen. Er ließ sich niedersinken und lag nun, schwer atmend, mit einer Wange auf dem kalten Pflaster der Straße.
    »Sof, Sof!«, hörte er Lidja rufen.
    Als er sich wieder aufrichtete, war alles wie vorher. Sie befanden sich in der Nähe des Obelisken, den sie als Zugang zum Nussbaum genutzt hatten. Benevent war wieder ganz so, wie sie die Stadt kannten, und nichts, nicht die kleinste Spur, ließ erahnen, was in dieser
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