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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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zur Burg Smythe zurückzureiten, ehe es ganz dunkel wird; es windet zwar noch, schneit aber kaum mehr. Ich habe schon schlechteres Wetter erlebt. Ihr könnt Euch denken, daß noch einiges zu planen ist und daß für die Zeit meiner Abwesenheit eine Menge Vorkehrungen zu treffen sind, denn wahrscheinlich werde ich niemanden mitnehmen können, nicht einmal John Chester.«
    John ehester war Brians Knappe, der letzte, den Brian unter gewöhnlichen Umständen zurücklassen würde. Allerdings war die Atmosphäre merklich abgekühlt, und es wäre zwecklos gewesen, wenn Jim und Angie Brian zum Bleiben aufgefordert hätten; wahrscheinlich hätte es die Situation nur noch verschlimmert. Jim und Angie erhoben sich ebenfalls.
    »Ich wünsche Euch viel Glück«, meinte Jim.
    »Ja, Brian«, sagte Angie. »Paßt auf Euch auf - um Gerondes und um Euretwillen. Und um unseretwillen.«
    »Ein kluger Ritter geht kein unnötiges Wagnis ein«, sagte Brian. »Das mag auch für einen klugen Reisenden zutreffen - und ich werde beides sein. Dann also lebt wohl. Vielleicht kann ich Geronde von Palmyra aus eine Nachricht schicken; sie wird Euch Bescheid sagen, wenn es etwas Neues gibt.«
    Das Tageslicht erstarb, und die Wärme ihrer kleinen Versammlung im Palas hatte sich verflüchtigt. Sie begleiteten Sir Brian zum Ausgang, wo ihm Bedienstete beim Anlegen der Rüstung und des Reiseumhangs halfen. Sein Pferd wurde gebracht, und dann schauten Jim und Angie ihm nach, wie er den Burghof überquerte und durch das Tor ritt, bis er verschwunden war.
     

4
     
    Etwa fünf Wochen lang erwähnten Jim und Angie weder Brian noch Geronde. Das war ungewöhnlich, denn sonst redeten sie über alles mögliche. Jim hatte von der Begegnung mit Brian jedoch ein Schuldgefühl zurückbehalten, und er vermutete, daß es Angie ebenso erging - daher war das Thema ein wenig heikel.
    Es war wie mit einem halbvergessenen Kopfschmerz, der sich hin und wieder bemerkbar machte, wenn man gerade nicht durch andere Dinge abgelenkt war. Mit der Zeit meldete sich das Gefühl jedoch immer seltener, bis vor den Burgmauern auf einmal ein glockenhelles Horn ertönte - kein blökendes Kuhhorn, auch kein Horn mit einem Mundstück, wie man es als Jagdhorn verwendete, sondern ein echtes Musikinstrument; ein Bewaffneter kam von der Torwache herübergelaufen und erreichte sie in dem Moment, als sie aus dem Palas traten, um zu sehen, was da vor sich ging.
    »Mylord! Mylady!« keuchte der Bewaffnete, ein junger Bursche mit hellblauen Augen, wie sie in der Gegend häufig vorkamen, und einem rötlichen Haarschopf. »Yves Mortain schickt mich, Euch zu melden, daß sich Sir John Chandos mit einem Dutzend Bewaffneter nähert.«
    »Ist gut«, sagte Jim. »Heißt ihn willkommen! Lauft zurück zum Tor und sagt Bescheid, man möge ihn mit höchster Zuvorkommenheit auf den Burghof geleiten!«
    Der Bote wirbelte herum und rannte wieder fort.
    »Man sollte eigentlich meinen, sie wüßten mittlerweile, daß Sir John jederzeit willkommen ist«, brummte Jim.
    »Darum geht es nicht«, entgegnete Angie. »Sie tun bloß ihre Pflicht. Woher sollen sie auch wissen, ob sich Sir John nicht etwa als Feind erwiesen hat, seit er das letzte Mal hier war? So was kommt vor, weißt du.«
    »Schon möglich«, sagte Jim, noch immer nicht zufriedengestellt. »Was würde ich für ein Sprechrohr geben, das vom Palas bis zum Burgtor reicht.«
    Er zog die Schultern hoch; es schien zwar die Sonne, und die Burgmauern hielten den Wind größtenteils ab, doch war ihre Kleidung der Wärme in der Burg angepaßt. Zwar war es nahezu windstill - aber es war immer noch Februar.
    »Yves Mortain macht einfach seinen Job«, meinte Angie.
    »Ja, du hast recht«, sagte Jim. Yves Mortain war zum Befehlshaber der Bewaffneten ernannt worden, als Theoluf zu Jims Knappen befördert worden war. Yves war ausgesprochen tüchtig; um die Wahrheit zu sagen, war sich Jim insgeheim wohl bewußt, daß Yves erheblich besser als er darüber Bescheid wußte, wie man eine Burg verteidigte und das Tor bewachte.
    Mittlerweile öffneten sich bereits die Torflügel vor der Brücke, die über den Burggraben führte, und man vernahm das Hufgeklapper der ersten beiden Pferde. Im nächsten Moment kam Sir John durchs Tor auf den Hof geritten, so elegant und aufrecht wie gewöhnlich, auf einem großen Rappen sitzend, der so stolz und munter mit dem Schweif schlug, als läge der Weg erst noch vor ihm. Vor Jim und Angie zügelte Sir John sein Pferd.
    »Sir John!«
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