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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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des
Mannes rauschten an ihm vorbei, bis ihm plötzlich das
Schweigen und die gerunzelte
Stirn seines Gegenübers auffielen und er merkte, daß
man ihm eine Frage
gestellt hatte.
    »Wie – wie bitte?«
stammelte Alfred.
    Die umstehenden
Sartan, die in respektvollem Schweigen verharrt hatten, tauschten
Blicke und geflüsterte
Bemerkungen aus. Samah schaute in die Runde, und ohne
daß er ein Wort
gesprochen hätte, verstummte das Raunen.
    »Wie ich eben sagte,
Alfred« – Samahs Tonfall war so freundlich und
geduldig, daß Alfred fast die
Tränen kamen – , »habe ich als
Vorsitzender des Rats das Recht und die
Pflicht, dir Fragen zu stellen, nicht aus müßiger
Neugier, sondern aus
zwingender Notwendigkeit. Wo sind die anderen der Unseren?«
    Er schaute sich
erwartungsvoll um.
    »Ich – ich
bin allein«, sagte Alfred, und das Wort allein beschwor Bilder herauf,
die bewirkten, daß es auf einen Schlag totenstill wurde und
alle Augen sich auf
Alfred richteten, fassungslos, ungläubig,
erschüttert.
    »Hat es ein Unglück gegeben?«
fragte Samah endlich.
    Ja! wollte Alfred schreien. Es hat
ein
furchtbares Unglück gegeben! Aber er
konnte nur in kläglicher Hilflosigkeit
die Blicke der Umstehenden erwidern, während die Wahrheit ihn
umbrauste wie der
vernichtende Sturm, der unablässig auf Arianus tobt.
    »Ich – ich bin nicht auf Arianus,
oder?« Alfred mußte sich
die Worte abringen; die Kehle war ihm eng geworden.
    »Nein. Wie kommst du
darauf? Du befindest dich selbstverständlich auf
Chelestra!« Jetzt klang Samahs
Stimme gereizt. Seine Geduld ging zur Neige.
    »Liebe Güte«, hauchte
Alfred schwach. Seine Beine gaben nach, er drehte sich halb um die
eigene Achse
und sank ohnmächtig zu Boden.
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Kapitel 3
Irgendwo im Segensmeer
    Mein Name ist Grundel. 6 Das war der erste Satz, den ich als Kind zu
schreiben lernte. Ich weiß nicht genau, weshalb er mir gerade
jetzt eingefallen
ist oder weshalb ich damit beginne, außer, daß ich
schon sehr lange auf das
leere weiße Blatt gestarrt hatte und wußte, wenn
ich mir nicht endlich einen
Ruck gebe, wird es leer bleiben.
    Ich frage mich, wer
dies finden und lesen wird. Oder ob es überhaupt irgend jemand
liest.
Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren. Wir haben keine Hoffnung, das
Ende
unserer Reise zu überleben.
    (Abgesehen natürlich
von der unvernünftigen Hoffnung, daß ein
Wunder geschieht, daß etwas oder jemand
kommen wird, um uns zu retten. Alake sagte, darauf zu hoffen oder darum
zu
beten wäre verwerflich, denn wenn wir gerettet
würden, müßte unser Volk leiden.
Bestimmt hat sie recht, schließlich ist sie die
Klügste von uns. Aber mir ist
aufgefallen, daß sie ihre Übungen im
Herbeirufen und Beschwören fortsetzt, und
das paßt nicht zu ihren verständigen Worten.)
    Alake war es auch, die
vorschlug, daß ich eine Chronik unserer Reise
schreiben sollte. Sie meinte,
unser Volk könnte sie nach unserem Tod finden und Trost daraus
schöpfen.
    Außerdem wäre es
wichtig, die Sache mit Devon zu erklären. All das stimmt,
trotzdem glaube ich,
daß sie den Vorschlag gemacht hat, damit ich
beschäftigt bin und aufhöre, sie
mit Fragen zu quälen, wenn sie ihre Bann- und
Zaubersprüche üben will.
    Trotzdem bin ich ihr
dankbar. Es ist besser, sich hiermit zu beschäftigen, als gar
nichts zu tun und
nur auf den Tod zu warten. Allerdings habe ich Zweifel, daß
jemand aus unserem
Volk diese Zeilen zu Gesicht bekommen wird, eher schon ein
Fremder.
    Seltsam, sich
vorzustellen, daß ein Fremder dies liest, nachdem ich tot
bin. Noch seltsamer
kommt es mir vor, meine Ängste und Zweifel mit einem Fremden
zu teilen, während
es mir verwehrt ist, mich denen anzuvertrauen, die ich liebe.
Vielleicht
stammt er oder sie von einem anderen Meermond. Falls es andere
Meermonde gibt,
was ich bezweifle, auch wenn Alake sagt, es wäre vermessen zu
glauben, der Eine
habe nur uns erschaffen und sonst niemanden. Aber wir Zwerge
sind große
Zweifler und mißtrauisch allem gegenüber, das nicht
mindestens so alt ist wie
wir.
    Ich bezweifle, daß
unser Tod etwas nützen wird.
    Ich bezweifle, daß die
Herren der See ihr Wort halten werden. Unser Opfer wird vergebens sein.
Das
Schicksal unserer Völker ist besiegelt.
    Endlich. Da steht’s,
ich habe es hingeschrieben. Ich fühle mich wie
erlöst, auch wenn ich jetzt
aufpassen muß, daß Alake dieses Tagebuch nie zu
sehen bekommt.
    Mein Name
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