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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Autoren: Joanne Bertin
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ihm?«
    »Wir wollen ihn zurück zum Phönixhof bringen«, sagte V’Choun.
    »Wird er im Zelt des Kaisers am Ehrenplatz sitzen?« kam die erste rituelle Frage.
    »Das wird er.«
    »Wird der Kaiser ihn nähren, kleiden, ihm ein gutes Pferd und ein eigenes Zelt geben?«
    »Das wird er.« Er sah, welche Anstrengung diese Worte den Temur kosteten, und V’Choun verstieß gegen den Brauch. »Alte Fehden werden vergessen sein. Alles, was der Kaiser hat, wird er mit Fürst Kirano teilen wie mit einem Bruder – oder sollte ich sagen, wie mit einem Schwiegervater?« wagte er zu scherzen.
    Oduin lächelte schwach über diese Worte. Er schien erleichtert zu sein, aber ob diese Erleichterung damit zu tun hatte, daß man ihn erinnerte, daß sein Gast Großvater des Erben war und in Zukunft als künftiger Ahne geehrt werden würde, oder weil V’Choun das Ritual abgekürzt hatte, hätte der General nicht mit Sicherheit sagen können. Es blieb nur noch eine Frage …
    Oduin wandte sich dem grauhaarigen Jehangli an seiner Seite zu. »Und du, Bruder meines Herzens? Gehst du aus eigenem, freien Willen?«
    Zum ersten Mal erhob Kirano die Stimme: »Ja, denn dies ist der Weg.« Diese Worte kündeten von einem inneren Frieden, um den V’Choun ihn nur beneiden konnte.
    »Dann reise mit dem Wind im Rücken, mein Freund, und einem raschen Pferd unter dir. Du wirst mir fehlen«, sagte Oduin. Seine Stimme bebte; er wendete sein Pferd.
    Die Zharmatianer folgten ihm; sie verschwanden wieder im Nebel, als wären sie nicht mehr als ein Traum gewesen. Einen Augenblick lang sah Kirano ihnen nach. Dann griff er mit einer entschlossenen Geste nach den Zügeln und lenkte sein Pferd auf den Fluß zu.
    »Machen wir uns auf den Weg«, sagte Kirano, als er wieder Jehangli-Boden erreicht hatte. »Es gibt viel zu tun.«
    »Mehr als Ihr ahnt, alter Freund«, erwiderte V’Choun. »Mehr als Ihr wißt.«
    Ein paar Tage später stand Maurynna am Ufer, den Umhang fest um sich gewickelt, und sah zu, wie der Wind die Wellen in schäumende Höhen peitschte. Ihre Kapuze rutschte herunter, und lange Haarsträhnen flatterten im Wind. Sie ignorierte sie, hatte den Kopf zurückgelegt, so daß sie die salzige Luft riechen konnte, und betrachtete die dunklen Wolken, die über den Himmel fegten. Hin und wieder trafen die Tropfen eines Regenschauers ihr Gesicht.
    Schritte knirschten hinter ihr im Sand. Sie wußte, wer es war, ohne hinzusehen. Sie drehte sich um und lächelte.
    Linden spähte mit zweifelnder Miene aus seiner Kapuze hervor. »Ist dieses Herumstehen in Stürmen alles, was Seeleute je tun?« fragte er. »Das sieht verdammt unbequem aus.«
    Sie lachte. »Nein, Dummkopf, riechst du es nicht?«
    Er schnupperte. »Salz?« riet er schließlich.
    »Ja, aber das meinte ich nicht. Der Sturm geht endlich zu Ende; ich rieche es am Wind. Das ist etwas, was Seeleute können.«
    Sein Blick wurde trübe. »Wir können also in See stechen?«
    »Ja«, sagte sie. »Vielleicht schon morgen.«
    Er wandte sich ab; sie sah, wie angespannt die Muskeln an seinem Kiefer waren. Sie ging zu ihm, und er breitete den Umhang aus. Sie schmiegte sich in den Schutz, den er ihr bot, und umarmte ihn. Er drückte sie fest an sich. Sie legte ihm den Kopf an die Schulter und sagte: »Ich möchte auch nicht gehen, Linden. Aber …«
    »Ja?«
    »Ich will es einfach hinter mich bringen. Ich kann nicht mehr ertragen, daß diese Geschichte vor uns liegt.« Zu ihrem Entsetzen begannen ihre Augen zu brennen. Ich werde nicht weinen, sagte sie sich herrisch, Tränen helfen nicht!
    Er zog sie fester an sich. Sie standen nebeneinander und ließen den letzten Rest des Sturms über sich hinwegtoben.
    Das, dachte Maurynna, war alles, was sie tun konnten.
    Einige Zeitlang kam es ihm vor, als wäre er im Nebel umhergegangen; manchmal hatte sich dieser Nebel ein wenig gelichtet, und Haoro hatte gewußt, was um ihn herum geschah. Zu anderen Zeiten schien alles nur unsinnig zu sein, und die Stimmen, die über seinen Kopf hinweg sprachen, waren unverständlich. Noch schlimmer, er saß in seinem Kopf gefangen, war nicht in der Lage zu sprechen und konnte denen, die ihn wuschen, anzogen und fütterten, nicht sagen, was er wollte.
    Aber jeden Tag hob sich der Nebel ein wenig mehr. Jeden Tag wurden die Zeiten, in denen er klar war, länger. Bald schon, sagte er sich, bald würde der Nebel ganz verschwunden sein. Bald würde er gegen Pah-ko vorgehen können.
    Linden erwachte am nächsten Morgen von einem
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