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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Autoren: Joanne Bertin
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Nathua zu. Es gelang ihm sogar, sich zu einem Lächeln zu zwingen. Zu Shimas Erleichterung zuckte Nathua die Achseln und setzte sich wieder.
    Der Schamane ritt hinaus in die Sonne. »Ist es wieder geschehen?« fragte er. »Dieses Gefühl?«
    Shima nickte. »Ja. Als würden die Felsen …« Er schüttelte angesichts der Bilder in seinem Geist den Kopf. »Es ist jedesmal so, als würde mich etwas bedrängen oder auf mich stürzen. Ich muß fliehen.«
    »Ich habe zuvor schon von solchen Dingen gehört«, sagte Zhantse. »Aber für gewöhnlich ist etwas, das jemand seit seiner Kindheit mit sich herumträgt, auf ein schreckliches Erlebnis zurückzuführen. Aber ich weiß, daß dir so etwas nicht geschehen ist; warum also?«
    »Ja«, meinte Shima verbittert. »Warum? Warum quälen mich die Geister so? Einen Augenblick lang geht es mir gut; im nächsten renne ich davon und rase zu dem größten offenen Platz, den ich finden kann.«
    »Und dann?« wollte Zhantse wissen.
    »Und dann verschwindet das Gefühl wieder, und ich komme mir vor wie ein Idiot.« Oder wie ein Verrückter.
    Shima rieb sich die Augen. Verlor er tatsächlich den Verstand? Das glaubte er nicht. Aber es hieß auch, daß die Verrückten sich niemals selbst für verrückt hielten.
    Vielleicht sollte er sich von einem Felsen werfen, bevor es schlimmer wurde. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, wie quälend es für seine Eltern sein würde, ihren ältesten Sohn in Wahn versinken zu sehen. Ein sauberer Tod wäre besser. Aber etwas in ihm wich vor der Idee zurück und trieb ihn noch weiter in die Verzweiflung.
    Feigling.
    Eine Hand auf seiner Schulter riß ihn zurück. Er zuckte zusammen.
    »Du verlierst nicht den Verstand«, sagte Zhantse. »Ja, ich weiß, was du gedacht hast. Ich kenne dich seit deiner Kindheit, vergiß das nicht. Ich kann dich lesen, wie ein Jäger Wildspuren liest. Aber was mit dir passiert, mein junger Trommler, weiß ich nicht. Ich habe versucht, eine Vision darüber zu erhalten, aber … etwas blockiert mich; es ist wie ein Fenster, aber jemand hat eine Decke darüber gehängt. Ich habe nur ein ganz vages Gefühl …« Der Schamane runzelte die Stirn. »Du hast einen anderen Weg vor dir. Aber wohin er führt, kann ich dir nicht sagen. Ich sollte imstande sein, es zu sehen. Aber ich kann es nicht; ich spüre … ich spüre, daß dir eine Veränderung bevorsteht. Und das ist alles, was ich sagen kann.«
    Shima verdrehte die Augen und brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Das ganze Leben ist Veränderung, Zhantse. Wie oft hast du mir das schon gesagt?«
    Trotz seiner Falten sah Zhantse erstaunlich jung und boshaft aus, wenn er so grinste, dachte Shima. Es bedeutete im allgemeinen, daß Ärger bevorstand – zumindest für einen gewissen Geistertrommler.
    Der Schamane tätschelte diesem Trommler jetzt mit väterlicher Hand die Schulter. »Du bekommst wahrscheinlich ein wenig mehr davon ab als wir anderen. Du bist jung, und du kannst es verkraften«, meinte der Schamane vergnügt. Er lenkte sein Pferd zum Strand und rief über die Schulter zurück: »Du hast dir doch immer ein Abenteuer gewünscht, Shima. Vielleicht wirst du es jetzt erleben.«
    Shima zog eine Grimasse, als Zhantse lachte und seinen braun-weiß gefleckten Wallach über die Gezeitenlinie tänzeln ließ. Es stimmte, er hatte sich häufig ein Abenteuer gewünscht, wie es die alten Helden des Stammes erlebt hatten. Aber das bedeutete nicht, daß er es wirklich wollte. Er seufzte und ließ seine Stute dem Schamanen folgen.
    Zumindest brauchte er unter dem offenen Himmel keinen weiteren Anfall zu fürchten.
    Der Erlauchte Phönixherrscher war ausgesprochen schlechter Laune, bemerkte Fürst Jhanun, als Xiane die Gaukler, die zu seinem Vergnügen im Garten ihre Vorstellung gaben, mürrisch betrachtete. Ein junger Jongleur war so erschrocken über dieses Zeichen kaiserlicher Mißbilligung, daß er zwei Bälle verlor.
    Xiane winkte ab. »Schickt sie weg. Ich möchte lieber die Pferde sehen.« Er fläzte sich auf seinen Sessel und murmelte: »Ich hoffe, die können besser zählen als die letzten.«
    Kräftige junge Eunuchen scheuchten die Schausteller weg. Jhanun glaubte, den Grund für Xianes schlechte Laune zu kennen: Die Konkubine Shei-Luin war in ihrer Schwangerschaft so fortgeschritten, daß Xiane nicht mehr zu ihr gehen konnte. Statt dessen wurden bereits jetzt Vorbereitungen getroffen, sie zum Phönixpavillon zu bringen, wo dem Brauch entsprechend alle kaiserlichen Kinder zur
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