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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Autoren: Joanne Bertin
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teilten, in die Tat umzusetzen. Und was, überlegte Haoro, hat mein ehrwürdiger Onkel beschlossen?
    Es war gleich; er würde es erfahren, wenn sein Onkel zum Eisentempel pilgerte. Jhanun vertraute seine Intrigen niemals dem Papier an; seine Pläne würde er Haoro nur direkt mitteilen. Wieder fragte sich der Priester, was sein Onkel vorhatte. Was immer es war, es würde waghalsig sein.
    Der Priester sah den Lotus noch einmal an. Hatte der Bote die Bedeutung seiner Botschaft erraten? Der ewige Lotus wurde normalerweise nur in Papier aus dem reinsten Weiß ausgeführt. Daher durfte dies hier nicht existieren. Mit unendlichem Bedauern ließ Haoro das Meisterstück ins Kohlebecken segeln und sah zu, wie es verbrannte.
    Viele Spannen von Tagen nach Beginn seiner Reise stand Baisha neben einem grob gezimmerten Kanu auf einem verlassenen Strand am Nordufer von Jehanglan. Er rieb sich die Stirn, als könne er die Auswirkungen der Krankheit wegwischen, die ihn aufgehalten hatte. Verflucht sollte er sein, sich jemals angesteckt zu haben! Es hatte bewirkt, daß er Jehanglan erst so spät verlassen konnte.
    »Bist du sicher, daß das assantikkanische Schiff bald in See stechen wird?« sagte er zu dem zitternden Mann, den die Tempelsoldaten neben ihn niedergeworfen hatten. »Antworte mir, oder sie sterben.« Er riß seinen Kopf herum.
    »Sie« waren die verängstigte Familie des Mannes – eine Frau und kleines Kind –, die innerhalb eines Rings von Soldaten hinter ihm standen. Schwerter waren auf die Kehlen der Geiseln gerichtet.
    »Ja, Herr«, stotterte der Mann, »sie bleiben niemals sehr lange – ein paar Handbreit der Sonne. Ihr müßt Euch beeilen.« Er blickte zurück zu seiner Familie. Ein Soldat packte ihn am langen schwarzen Haar und riß seinen Kopf wieder herum. Tränen des Schmerzes traten dem Mann in die Augen.
    Es war Baisha gleich. Er schaute den Priester des Eisentempels an. »Hat Euer Herr euch gegeben, was ich brauche?«
    J)er Priester nickte und griff in sein Gewand. Als er die Hand wieder herausholte, hielt er darin eine Kristallkugel. Darin trieb ein goldenes Abbild des Phönix. Der Gefangene wimmerte bei diesem Anblick.
    Baisha nahm die Kugel entgegen und verbarg sie in den abgetragenen, salzfleckigen Gewändern, die er vor einer Weile angelegt hatte. »Der Rest?«
    Wieder griff der Priester in seine Gewänder. Diesmal holte er einen Tiegel mit Salbe heraus. »Reibt dies auf Gesicht und Hände und auf den Rest der Haut, die nicht vom Gewand bedeckt ist. Die Salbe wird die Haut reizen und röten, so daß es aussieht, als hättet Ihr Tage in dem Boot verbracht. Vergeßt nicht, sie Euch auch auf die Lippen zu reiben; sie müssen geschwollen und gerissen sein, als hättet Ihr lange nichts getrunken.«
    Baisha verzog das Gesicht, nahm den Tiegel entgegen und entfernte den Deckel aus geöltem Papier. Es war notwendig, daß er ebenso elend aussah, wie er sich fühlte. Mit einem Seufzen rieb er sich die Salbe auf den nackten Arm. Der Priester wies die Schüler, die neben ihm standen, an, Baisha zu helfen.
    Bald war alles bereit. Baisha stieg in das Kanu; zwei Soldaten eilten sich, ihn ins Wasser zu schieben. Baisha griff nach dem einzelnen Paddel und machte sich an die Arbeit, wobei er leise vor sich hin fluchte. Die verdammte Salbe wirkte viel zu rasch und zu gut.
    Der Priester rief ihm nach: »Was ist mit diesem Vieh?« Baisha warf kaum einen Blick über die Schulter. »Tötet sie.
    Wir brauchen keine Zeugen.«
    Er ignorierte die Schreie hinter sich und konzentrierte sich auf seine Arbeit.

4. KAPITEL
     
     
    Das Herz des Phönixkaisers zu beherrschen – das war Macht. Aber was bedeutete Macht, wenn man eine Gefangene war; die Gitter des Käfigs mochten aus geschnitzter Jade sein, mit Gold umwunden und mit Seide bespannt, aber es waren immer noch Gitter.
    Shei-Luin noh Jhi wandte sich von dem mit einem Schirm versehenen Fenster ab. Ihre seidenbeschuhten Füße machten kaum ein Geräusch auf dem Boden, als sie abermals zum Schreibtisch ging, um die Botschaft zu lesen.
    Solch ein unbedeutendes Stück Papier; kaum ein Streifen, der um das Bein einer Brieftaube passen würde. Aber die ganze Welt hing von den Worten darauf ab.
    Der Kaiser stirbt. Kommt sofort
    - Jhanun.
    Shei-Luin betrachtete das Papier und folgte den Worten mit einem langen, polierten Fingernagel. Ihr Finger hielt über der Unterschrift inne: Jhanun. Nur dies. Kein Titel, kein Siegel, nicht einmal ein Daumenabdruck.
    Wäre ich wirklich so dumm,
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