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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Autoren: Joanne Bertin
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gefallen.
    Dann begann, wie es in letzter Zeit häufig war, die Erde zu beben. Shei-Luin taumelte und wäre gestürzt, hätte Murohshei sie nicht festgehalten.
    Der Phönix war wieder zornig.

5. KAPITEL
     
     
    Der Drache flog rasch nach Norden, und seine schnellen Flügelschläge kündeten von Eile. Bald schon war er nur noch als winziger Fleck am heller werdenden Himmel zu erkennen.
    Maurynna blieb an der Tür zum Balkon stehen und fragte sich, welcher Drachenlord schon so früh und so eilig unterwegs war. Sie wußte, daß es einer ihrer Art war und kein Echtdrache; wer immer es sein mochte, er – oder sie – war viel kleiner als ihr Seelengefährte Linden in Drachengestalt. Und selbst er, hatte man ihr gesagt, war erheblich kleiner als ein Echtdrache.
    Sie wickelte sich fester in den leichten Morgenmantel und trat hinaus in den neuen Tag.
    Sie hatte nicht viel von dem Drachen gesehen, nur genug, um zu wissen, daß er dunkel war, entweder schwarz oder braun. Jekkanadar oder Sulae? Sie wußte, daß sie beide in Drachengestalt schwarz waren, aber das traf auch für ein paar andere zu. Sollte der Drache braun gewesen sein, gab es zu viele, um raten zu können. Maurynna kniff gereizt die Lippen zusammen. Sie war zu neu hier im Drachenhort, um die anderen Drachenlords in beiden Gestalten vom Sehen zu erkennen.
    Nun, sie würde es zweifellos irgendwann herausfinden. Sie würde einfach nicht mehr daran denken und den frühen Morgen genießen. Es war immer ihre liebste Tageszeit gewesen.
    Der Gedanke brachte Erinnerungen ans Meer und an das Gefühl von Schiffsplanken unter ihren Füßen; sie schob diese Erinnerungen weg und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag. Dies war nun ihr Leben.
    In der Bergluft hing immer noch die Kühle der vergangenen Nacht; sie schauderte, ging aber nicht wieder nach drinnen.
    Statt dessen staunte sie über die Farben der Berge, als das Licht sich über sie ausbreitete und schimmernde Finger über das große Plateau hinweg zum Schloß ausstreckte.
    Zunächst kam das Grau der Granitknochen der Berge, die durch die dünne Haut der Erde ragten. Dann, als das hellere Licht die Abhänge hinabfiel, enthüllte es die Kiefernwälder, die zwischen den eisbedeckten Gipfeln und dem lebendigen Tal darunter, das noch im Morgennebel verborgen war, Wache standen. Unter ihrem windgepeitschten grünen Ring glühten die Herbstblätter von Ahorn, Eichen, Espen und vielen anderen Bäumen, die Maurynna nicht benennen konnte, und verwandelten die Talseiten in einen Wandteppich erstarrten Feuers, der sich tagtäglich tiefer schob.
    In ihrer Heimat, in Thalnia, hatte sich der Herbst nie mit einer solchen Fanfare von Farben angekündigt, und er hatte auch nicht so früh begonnen. Maurynna wollte lieber nicht daran denken, was folgen würde: Schnee, der die Pässe unter sich begrub, und jene, die nicht fliegen konnten, bis zum Frühling im Drachenhort gefangenhielt. Sie wollte nicht daran denken; sie würde sich auf die Schönheit konzentrieren, die vor ihr lag.
    Erinnere dich, wie du von diesem Ort geträumt hast, als du noch ein Kind warst und vor dem Feuer Otters Geschichten lauschtest
    Ja, sie hatte geträumt – und nun war es Wirklichkeit geworden. Freude glühte in ihrem Herzen. Sie, Maurynna Erdon, gehörte zu den gewaltigen Werdrachen.
    Maurynna Kyrissaean, korrigierte sie eine verschlafene Stimme im Geist. Deine Drachenhälfte möchte nicht vernachlässigt werden, fügte die Stimme kichernd hinzu. Sie ist eine sehr hochnäsige Dame – immerhin spricht sie weder mit mir noch mit Rathan, noch mit irgendwem sonst.
    Maurynna verzog bei diesem Gedanken das Gesicht, dann konzentrierte sie sich; die lautlose Sprache der Gedanken war ihr ebenfalls noch sehr neu. Es tut mir leid. Habe ich wieder herumgebrüllt? Wie immer, wenn sie in Gedanken sprach, verspürte sie etwas, was sie nur als »Echo« in ihrem Kopf bezeichnen konnte. Es bewirkte, daß sie sich am liebsten den Schädel geöffnet und gekratzt hätte.
    Nur ein wenig; außer mir hat es niemand gehört. Du wirst sehr viel besser. Was machst du schon so früh, meine Liebste?
    Im Gefolge seiner Worte erschien nun ihr Seelengefährte Linden Rathan barfuß auf dem Balkon. Lindens langes, blondes Haar war zerzaust, seine dunkelgrauen Augen immer noch ein wenig verquollen vom Schlaf. Gähnend rieb er sie. Maurynna warf einen Blick auf das weinfarbene Geburtsmal, das sich auf seiner rechten Schläfe bis zum Augenlid zog – sein Zeichen. Er trug nur ein Paar
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