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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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Wege kommen, die wegen des Tylors so
gefährlich sind?«
Ulthen – und Flint auf der anderen Seite der Säule auch –
mußten zugeben, daß Selena in gewisser Hinsicht recht hatte.
Vielleicht ging es bei der Bekanntmachung nur um dieses
Thema. Es würde bestimmt das erste Mal sein, daß ein
Kentommen verschoben wurde, denn die Tradition schrieb vor,
daß die Zeremonie am neunundneunzigsten Geburtstag des
Lords stattfinden mußte, und es war schon eine arge Krise
notwendig, um daran zu rütteln.
In diesem Moment schwangen die goldenen Türen auf, und
die Stimme betrat den Raum, gefolgt von Laurana. Der
Widerschein des Sonnenlichts, der den Turm füllte, ließ
Solostarans grüngoldene Gewänder schimmern, während er
königlich in den Saal schritt. Flint ging auf seinen Freund zu.
Die Stimme begrüßte verschiedene Anwesende und tauschte
Höflichkeiten aus, doch Flint merkte sofort, daß heute etwas
anders war. Wenn die Stimme der Sonne sich in den letzten
zwanzig Jahren, seit Flint sie kannte, überhaupt verändert hatte,
dann waren dem Zwerg diese Veränderungen nicht bewußt.
Die Stimme stand so aufrecht wie der Turm selbst, sein Gesicht
war so alterslos wie der Marmor an den Innenwänden. Aber
heute lag in den sonst so klaren und warmen Augen ein
bedrängter Ausdruck.
»Meister Feuerschmied«, sagte die Stimme, als sie sich
umdrehte und den Zwerg geduldig warten sah, der die
Unterhaltung der Stimme mit den Höflingen nicht stören
wollte. »Ich bin froh, daß Ihr kommen konntet.«
»Ich bin immer da, wenn Ihr es wünscht«, sagte Flint. Zum
ersten Mal bemerkte er eine Falte auf der glatten Stirn der
Stimme.
Die Stimme lächelte dem Zwerg matt zu. »Danke, Flint«,
sagt Solostaran, und der Zwerg war ehrlich erstaunt. Soweit er
sich erinnern konnte, war es das erste Mal, daß die Stimme ihn
bei einer öffentlichen Audienz mit dem Vornamen ansprach.
»Ich fürchte, ich werde heute einen Freund wie dich
brauchen.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Flint.
»Freundschaftsbande sind stark, Flint, aber manchmal
binden sie zu fest.« Der Blick der Stimme glitt über die
Anwesenden, blieb an Lord Xenoth und Litanas hängen und
schweifte dann ins Leere.
»Oh, ich sehe schon«, meinte Flint schroff. »Dann lasse ich
Euch lieber allein.«
»Nein, Meister Feuerschmied«, sagte die Stimme und legte
Flint die Hände auf die Schultern, bevor der Zwerg gehen
konnte. Ein verstecktes Lächeln umspielte kurz Solostarans
Lippen. »Ich spreche von einer anderen Sorte Freundschaft der
zwischen zwei Häusern. Obwohl mir solche Bande in der
Vergangenheit geholfen haben, bedauere ich, welchen Preis ich
heute für diese Freundschaft zahlen muß.«
»Aber was soll das sein?« fragte Flint. Was konnte man so
Abscheuliches für einen Freund tun?
Die Stimme schüttelte leicht den Kopf. »Ich fürchte, das
wirst du früh genug erfahren. Aber versprich mir, Flint, daß du
dir später die Zeit nehmen wirst, mit einem alten Elfen einen
Schluck Wein zu trinken.«
Die Stimme lächelte wieder, als Flint einwilligte. Dann ging
Solostaran zum Podium in der Mitte des Saals. Er bestieg das
Podium, woraufhin die Höflinge zu reden aufhörten und ihre
Aufmerksamkeit auf die Mitte richteten. Wo war Tanis, fragte
sich Flint.
Porthios stand zur Linken seines Vaters neben Lord Xenoth
und Litanas. Er versuchte offensichtlich, so majestätisch
auszusehen wie die Stimme, wirkte auf Flint jedoch eher wie
ein aufgeblasener, junger Gockel. Sein jüngerer Bruder,
Gilthanas, stand rechts neben dem Podium bei der Ehrengarde.
Die Wachen trugen schwarze Lederwesten, auf denen mit
Silberfäden die Symbole von Sonne und Baum aufgestickt
waren. Es war dasselbe Symbol, das die Flagge geschmückt
hatte, die Kith-Kanan mit sich trug, als er zum ersten Mal den
Wald von Qualinesti betrat.
Gilthanas hatte sich vor einem knappen halben Jahr der
Garde angeschlossen. Er war nach wie vor nicht viel mehr als
ein Junge, nur wenig älter als Laurana, aber Flint wußte, daß
Porthios lange und zäh mit dem Hauptmann der Wache um
diese Position für Gilthanas gerungen hatte. Obwohl Gilthanas
sich nach Kräften bemühte, die straffe Haltung der anderen
Wachen nachzuahmen, während er sein Schwert zum
traditionellen Salut vor sich hielt, schien die Waffe einfach zu
schwer für seine zierliche Gestalt. Flint schüttelte den Kopf. Er
hielt es dem Jungen zugute, daß er sich so um Stärke bemühte,
doch Flint war sich nicht ganz sicher, was Gilthanas eigentlich
beweisen wollte.
Gerade als die
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