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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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betraten das Zelt. Weihrauchduft drang aus dem
Zelt, als sie die Plane zurückschlugen und eine tiefe Stimme
ertönte: »Willkommen zu einem Blick in die Zukunft, schöne
Elfen.«
    »Seher«, schnaubte Flint. »Schwindler und Scharlatane, alle
miteinander. Sag mal, hab ich dir schon erzählt, wie ich damals
auf dem Herbstmarkt in Solace war? Warte mal…«, überlegte
der Zwerg. »Das muß nicht lange nach dem Tag gewesen sein,
wo ich im Wirtshaus >Zur Letzten Bleibe< mit diesen zehn
Räubern gekämpft habe.«
    Tanis wehrte sich gegen Flints Versuche, ihn vom Zelt der
Seherin wegzuziehen. »Ich hätte nichts gegen einen Blick in
meine Zukunft«, sagte er. Der Zwerg schnaubte und zerrte ihn
den gepflasterten Weg zwischen den Zelten und Ständen
entlang. Der Halbelf schien plötzlich zu sich zu kommen. Nach
dem letzten, sehnsüchtigen Blick zu Lady Kynnas Zelt ging ein
Zucken über sein Gesicht. Er sah Flint an und fragte: »Was
hast du gesagt?«
    »Ein Zauberer wollte mir in Solace auf der Straße einen
Trank verkaufen, der mich angeblich unsichtbar machen
sollte«, erzählte Flint und ließ zu, daß der Halbelf an einem
Elfenstand stehenblieb, wo ausgerechnet Schwerter auslagen.
»Für mich sah es verdächtig nach klarem Wasser aus, aber er
sagte mir: >Natürlich ist es klar. Sonst würde es dich nicht
unsichtbar machen, oder?< Tja, als ich dann mit dem Elixier
nach Hause kam…«
Tanis, der gerade einen Schwertgriff streichelte, drehte sich
um. »Das heißt, du hast es gekauft?« fragte er ungläubig.
    »Aber bestimmt nicht, weil ich dem Zauberer auch nur ein
Wort von seinem Gerede geglaubt habe«, sagte Flint gereizt
mit blitzenden Augen und versuchte wieder, den Halbelfen von
den ausgestellten Schwertern wegzuziehen. »Ich wußte die
ganze Zeit, daß es Betrug war. Ich wollte nur einen Beweis,
damit ich ihn vor der Wache als Scharlatan entlarven konnte.«
    »Und was passierte, als du das Elixier getrunken hast?«
fragte Tanis unbeteiligt, denn seine Aufmerksamkeit galt
immer noch den Waffen. »Das sind schöne Schwerter. Ich
könnte eins…«
    »Schlampige Arbeit«, mischte sich Flint ein, zog den Elf
weiter und ignorierte dabei den wütenden Blick des
Waffenverkäufers. »Du brauchst kein Schwert. Wen solltest du
denn in Qualinost bekämpfen? Jedenfalls kippte ich den Trank
runter und dachte, ich könnte doch so einem dreisten Wirt ein
oder zwei Krüge Bier wegtrinken. Er hatte mich erst ein paar
Tage vorher betrogen: Da hatte er mir einen Krug verwässertes
Zeug anstelle von richtigem Bier angedreht«, sagte Flint mit
einem verschmitztem Grinsen auf dem Gesicht. Dann aber
runzelte er die Stirn. »Bloß hat mich irgendwie der
Rausschmeißer – bestimmt ein halber Hobgoblin, wenn er
überhaupt irgend etwas war – ertappt und… he!« fluchte Flint,
als er erkannte, daß er etwas mehr von der Geschichte
preisgegeben hatte, als er wollte.
    Wütend sah er Tanis an, doch der Halbelf sah ihn nur ernst
an.
»Und…?« fragte Tanis.
»Und kümmere dich um deinen eigenen Kram!« schmollte
Flint. »Hast du nichts Besseres im Kopf?«
Langsam, aber bestimmt führte Flint Tanis an den
verlockenden Angeboten des Großen Markts vorbei – zum
Laden des Zwergs. Sie traten schweigend ein, während Flint
sich vergeblich verschiedene kleine Sätze zurechtlegte, bis er
schließlich wortlos, weil er nichts zu sagen wußte, zum Tisch
ging, wo etwas Langes, Schmales unter einem dunklen Tuch
versteckt lag.
»Was ist das?« fragte Tanis näher tretend.
»Bloß etwas, das ich heute nacht fertig gemacht habe«
meinte Flint und zog das Tuch weg.
Darunter lag das Schwert und schimmerte wie ein
gefrorener, harter Blitzstrahl. Mehrere Dutzend Pfeilspitzen
lagen mattschwarz und äußerst scharf neben dem Schwert.
Tanis’ Augen strahlten beim Anblick des Schwertes. »Flint,
das ist ein wahres Wunder«, sagte Tanis leise und streckte die
Hand aus, um über das kühle Metall zu streichen.
»Gefällt es dir?« fragte Flint und zog die buschigen
Augenbrauen hoch. »Es ist ein Geschenk, weißt du.«
»Für…« Der Halbelf brach ab, und sein Gesicht versteinerte.
Einen entsetzten Augenblick hatte der Zwerg Angst, das
Schwert könnte Tanis nicht gefallen. Dann sah er, daß Tanis
die Hände zu Fäusten ballte, und erkannte, daß sein Freund
darum kämpfte, nicht von seinen Gefühlen überwältigt zu
werden. »Oh, das kann ich nicht annehmen«, sagte der Halbelf
schließlich leise und betrachtete verlangend die Waffe.
»Natürlich kannst du das«,
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