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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Autoren: Tina Daniell
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Im Gegenzug möchte ich
nur Seelen.«
Noch immer ächzend, entgegnete der Magier scharf: »Was
ist mein Leben noch wert, wenn meine Seele dir gehört?«
Die Münze lachte finster. »Ich will deine befleckte Seele
nicht. Jede beliebige. Alles, was du mir schickst, wird deine
Macht stärken und deine Schuld bei mir mindern. Ich werde
deine Wünsche erfüllen und deine Pläne vorantreiben für
etwas, was für dich wertlos ist. Ist das kein faires Angebot?«
Der junge Magier lag ganz still. Er hatte sich an einen Baum
gelehnt. Verrückte Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum.
Er hatte den Tod kennengelernt, und dessen kalter Schrecken
erfüllte noch immer sein Herz. Das Angebot der Goldmünze
versprach ihm ein neues Leben. Und was noch besser war, es
versprach ihm jene Macht, die ihm die Versammlung der
Zauberer versagt hatte. Das Angebot lockte ihn, umgarnte ihn,
und schließlich überwältigte es ihn. Er schloß die Augen und
flüsterte mit den aufgesprungenen Lippen: »Ich nehme an.«
»Großartig!« sagte das joviale, lächelnde Gesicht. »Sollen
wir gleich beginnen?«
Der Zauberer versuchte aufzustehen, brach jedoch wieder
zusammen; in seinem Kopf drehte sich noch immer alles. »Ich
brauche Ruhe. Und was ist mit meinem Auge und dem
Daumen? Ich bin immer noch verletzt.«
Die Münze blinzelte den bedrängten Mann an. »Unser
Handel betrifft dein Leben, dich ganz wiederherzustellen,
davon war keine Rede. Aber wenn es das ist, was du willst,
dann können wir unsere Abmachung bestimmt noch einmal
überdenken. Soll ich dein Auge und deinen Daumen ersetzen?«
Mit ängstlichem Kopf schütteln lehnte der Magier ab. Als er
das höhnische, mondbeschienene Gesicht auf der Münze in
seiner blutigen Handfläche ansah, wußte er, daß ihm ein Pakt
mit dem Herrn der Verträge erst einmal genug war.
TEIL 1
     
Kapitel 1
So etwas Hübsches
    Zehn Jahre später… Der Berghang war vom
Frühlingsmatsch rutschig. Tolpan Barfuß suchte sich vorsichtig
einen Weg über die trockensten Stellen, wobei er sich mit
seinem gegabelten Kenderhupak abstützte. Hin und wieder
hielt er an und stocherte mit dem Stock nach vorn und prüfte,
wie tief die Schlammpfützen waren. Er wußte aus Erfahrung,
daß der Matsch trügerisch und unangenehm war.
    Vor zwei Tagen hatte er den Plan aufgegeben, sich auf dem
Wagen eines Bauern oder Kaufmanns mitnehmen zu lassen. So
wie die Straßen derzeit aussahen, konnten keine Wagen
passieren. Aber in ein, zwei Tagen würden die Straßen wieder
schön fest sein, und die Karren würden wieder losrumpeln. Bis
dahin mußte er eben laufen.
    Tolpan war davon überzeugt, diese Reise würde sich lohnen,
trotz der nassen Füße, der verschmutzten Kleider und des
wegen der Nässe des Holzes arg qualmenden abendlichen
Lagerfeuers. Vor ihm lag Solace, das Dorf in den Baumkronen,
und der Ort galt allgemein als sehenswert. Vor Jahrhunderten
hatten die Bürger von Solace nach der großen Umwälzung
Schutz vor Plünderern und umherstreifenden Monstern gesucht
und waren deshalb in die riesigen Vallenholzbäume gezogen.
Heute wurden in ganz Krynn staunend Beschreibungen ihrer
Häuser in luftiger Höhe und der schönen Hängebrücken
dazwischen verbreitet.
    Als der Kender dann von einem Hügel aus das berühmte
Dorf erblickte, mußte er unwillkürlich vor Staunen Luft holen.
Malerisch ragten die Reetdächer aus den Wipfeln der
knospenden Bäume, wie verzaubert und anheimelnd zugleich.
In den blauen Nachmittagshimmel empor ringelten sich die
dünnen Rauchfäden der Kochstellen.
    Vor Aufregung bebte seine Brust, als summten und
brummten hundert Schmetterlinge darin. Er konnte sich nicht
entscheiden, ob er den matschigen Weg nun hinunterhüpfen, hopsen oder
-rennen sollte, also machte er alles irgendwie
abwechselnd und doch gleichzeitig; und im Nu war er in
Solace.
    Am Ortsrand blieb Tolpan stehen und starrte zu den Häusern
hoch. Für jemanden wie ihn, der nicht einmal vier Fuß groß
war, erhoben sie sich noch weiter nach oben. Staunend
schossen seine Blicke von einem Baum zum anderen und
nahmen jede Einzelheit wahr: Wie die Häuser an den Bäumen
befestigt waren, wie viele Türen und Fenster sie jeweils hatten,
in welchem Zustand sie sich befanden, welche Farbe und was
für Leitern und Treppen sie hatten. Er registrierte jedoch auch,
daß nicht alle Häuser in den Bäumen lagen. Eine ganze Reihe
Gebäude, darunter auch der Stall des Dorfes, standen auf der
Erde.
    Davon war Tolpan gleichzeitig enttäuscht und
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