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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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sich hin schimpfend lief Minna eilig in der
Hütte herum und schmiß ihre Sachen einfach in die Tasche. Sie
hielt einen Beutel Espenblätter in die Luft und warf ihn
demonstrativ auf den Nachttisch. »Ich komme morgen wieder
und seh’ nach ihr!« fauchte sie, bevor sie durch die Tür
hinausrauschte.
Als Kit das Schloß klicken hörte, blickte sie endlich auf. Sie
erwiderte Gilons seltenes Lächeln.
Der ging los und sah sich zunächst besorgt Rosamund an,
dann die Wiege, dann das Kindchen in Kits Armen. Auf
seinem Gesicht mischte sich Stolz mit Verwirrung.
»Zwillinge, wirklich Zwillinge? Wie geht es Rosamund?
Wie geht es den beiden? Was soll ich machen?« Er machte eine
flehende Geste mit seinen großen, groben Händen.
»Du mußt gleich los und Ziegenmilch holen«, erklärte Kit.
»Minna hat gesagt, das wäre das einzige, was die Babys trinken
können, und ich glaube, das müssen wir ihr glauben. Dann
müssen wir Mutter wecken und…«
»Moment, Moment«, unterbrach Gilon sie noch immer
aufgeregt. »Ich weiß noch gar nichts über meine Kinder. Sind
es wirklich zwei?« wiederholte er. »Zwillinge?«
»Ja, zwei Jungen.« Kit war über sich selbst überrascht, denn
sie sagte das mit solcher Befriedigung, als wäre sie selbst die
Mutter.
Wieder lief Gilon zur Wiege und strahlte seinen
Erstgeborenen an, der sich allmählich wieder regte. Dann kam
er zu Kit, die immer noch das zweite Baby rieb und tröstete.
»Schsch«, warnte sie. »Das ist der schwächere.«
Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Nur das
sterbende Feuer erhellte noch den Raum. Hastig zündete Gilon
zwei Öllampen an, die riesige, tanzende Schatten an die Wände
der Hütte malten.
»Es war nicht einfach«, gestand Kit, wobei sie ihre
Erleichterung, daß alles vorbei war, durch einen gleichmütigen
Tonfall überspielte. »Mutter hat viel Blut verloren. Ich glaube,
sie erholt sich wieder. Das erste Baby, das ist kräftig. Aber auf
das hier, auf das muß man gut aufpassen.«
Gilon ging zu Rosamunds Bett, setzte sich vorsichtig neben
sie und nahm ihre Hand. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe
gewichen. Sie lag ganz still da und atmete nur flach. Als er sie
sanft auf die Stirn küßte, regte sie sich nicht. Das Wimmern
seines Babys lockte Gilon von seiner Frau zur Wiege.
»Ich sollte lieber losgehen und diese Milch holen, bevor wir
hier einen Aufstand haben.« Er zog seine Jacke an, blieb dann
aber neben Kit stehen, um ihr die Hand auf die Schulter zu
legen. Kit reagierte nur zögernd. Sie und ihr Stiefvater
berührten sich selten. Gilon drückte leicht ihre Schulter, ehe er
sich umdrehte, um seine Pflicht zu tun.
An der Tür blieb er stehen. »Rosamund und ich hatten uns
für den Namen Caramon entschieden, falls es ein Junge werden
sollte«, sagte er fast entschuldigend zu Kit. »Das bedeutet
>Kraft der Vallenholzbäume<. Mein Großvater hieß so. Ein
guter Name, oder was meinst du?« Nach einer Pause lächelte er
und fügte hinzu: »Aber wir brauchen noch einen Namen für
den anderen Knaben. Überleg doch mal, ob dir nicht ein
schöner Name einfällt.«
Daß Kit gebeten wurde, den Namen mitauszuwählen, machte
sie so glücklich wie einen Kender auf einem Jahrmarkt. Sie
merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Feierlich erwiderte
sie, sie würde darüber nachdenken.
    Gilon kam mit der Ziegenmilch zurück und fand Kit mit
einem Kind im Arm vor, während sie mit dem Fuß die Wiege
bewegte, in der das andere begonnen hatte, durchdringend vor
Hunger zu brüllen. Mit Hilfe der Haut vom Euter eines toten
Mutterschafs stellte Gilon aus schmalen Gläsern zwei
Fläschchen her. Nachdem er den brüllenden Caramon
hochgehoben hatte, hielt der frischgebackene Vater ihn im Arm
und ließ den Kleinen kräftig an der Flasche saugen.
    Kitiara wünschte, ihr Zwilling wäre auch nur halb so
energisch. Sie mußte den Zweitgeborenen dazu verlocken,
überhaupt den Sauger zu nehmen, und es fiel ihm schwer, die
Milch zu schlucken. Bei all dem Spucken und Herumgezappel
befürchtete Kit, daß er kaum etwas von der Milch bei sich
behielt.
    Irgendwann schliefen beide Kinder ein. Kit hatte immer
noch den Kleinen auf dem Arm. »Ich habe einen Namen«,
sagte sie vorsichtig.
    »Und was schlägst du vor?« fragte Gilon, der Kit ganz ernst
nahm.
»Raistlin.«
»Hmm. Raistlin«, wiederholte Gilon. »Hört sich gut an,
Raistlin und Caramon. Aber was bedeutet das?«
»Ach, eigentlich gar nichts. Ich meine, ich weiß es nicht
genau. Muß ich irgendwo gehört
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