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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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Schlepptau zu
Rosamunds Bett marschierte.
Rosamund war immer noch nicht wieder ganz bei
Bewußtsein, obwohl sie heute ruhiger schlief und leichter
atmete.
»Wie geht es uns?« fragte Minna, während sie Rosamunds
Bauch abtastete.
»Nicht so gut«, antwortete Gilon mit offensichtlicher Sorge.
»Sie hat weiterhin Fieber, und sie hat eigentlich noch gar nicht
die Augen aufgemacht. Sie ist zu schwach zum Essen.«
„»Mmmmm. Das arme Ding hat viel Blut verloren. Ich
denke, sie wird es schon schaffen, auch wenn es Wochen
dauern kann, bis sie sich selbst um ihre kleinen Babys
kümmern kann. Vergiß das Essen. Achte nur darauf, daß sie
reichlich von dem Heiltee trinkt, den ich euch dalasse. Und
achte darauf, daß sie nicht durch wilde Spiele gestört wird«,
fügte Minna mit einem vielsagenden Blick in Kits Richtung
hinzu. »Ich würde sie an deiner Stelle in das kleine Zimmer
legen. Sie braucht etwas Ruhe.« Im Augenblick sah Kit, die
versuchte, beide Kinder zu wiegen, allerdings eher wie eine
gehetzte Hausfrau denn wie eine mögliche Unruhestifterin aus.
Sie drehte Minna den Rücken zu, um den kleinen Raistlin den
scharfen Augen der Hebamme zu entziehen.
Der Raum, auf den Minna anspielte, war der einzige
Nebenraum der Hütte. An der Nordwand war ein kleines Stück
abgeteilt, wo Rosamund die Näharbeiten machte, mit denen sie
etwas Geld für den Haushalt dazu verdiente. Gilon sah ein, daß
Minnas Rat klug war, und nickte zustimmend.
»Du kennst doch meine Schwester Yarly? Sie wird die
nächsten paar Tage nach Rosamund sehen, dann brauche ich
euch nicht mit meiner Meinung zu ärgern. Danach kommt ihr
wohl allein zurecht.«
Minna war herangetreten, damit sie über Kitiaras Schulter
einen Blick auf Raistlin werfen konnte. Kit drehte sich um und
starrte der Hebamme, die sich überall einmischte, trotzig ins
Gesicht. Minna sah betont auf das zarte Kind herunter,
schniefte mitleidig und schaute dann zu dem robusten, das
zufrieden in der Wiege an seiner Flasche nuckelte.
Raistlin war blaß und stand noch nicht allzu fest im Leben.
Den ganzen Morgen hatte Kit sich bemüht, nicht an das zu
denken, was Minna über schwächliche, zweite Babys gesagt
hatte. »Hmpf«, machte Minna, als sie sich abwandte. Sie zog
Gilon beiseite und holte etwas aus der Tasche. Dann zeigte sie
ihm kurz, wie er einen Lederriemen umlegen sollte, mit dem
man das eine Baby am Körper tragen konnte, gleichzeitig aber
die Hände für andere Aufgaben frei hatte. Schließlich sagte
Minna in barschem Ton auf Wiedersehen und zog mit Yarly
ab.
»Na gut«, sagte Gilon, nachdem er unschlüssig einen
Moment geschwiegen hatte. »Nett von ihr, daß sie
vorbeigeschaut hat.«
Kitiara murmelte eine unverständliche Antwort.
»Und das Ding hier ist wirklich praktisch«, meinte Gilon
gutmütig, wobei er die Schlinge hochhielt. »Mal sehen, ob wir
es dir anlegen können.«
    Die nächsten drei Wochen trug Kit Raistlin in der Schlinge
ständig bei sich. Die Atmung des Babys wurde besser, war aber
immer noch nicht stark oder stetig. Jeden Moment konnte es
vorkommen, daß Kit alles fallenlassen mußte, um seine
Fußsohlen zu reiben und damit seine Atmung und seinen
Kreislauf anzuregen.
    An den meisten Abenden kippte Kit angezogen und todmüde
ins Bett. Wenn sie morgens erwachte, hatte sie meistens noch
Minnas Schlinge um, so daß sie Raistlin aus Gilons müden
Armen entgegennehmen und weitermachen konnte.
    Am ersten Morgen der vierten Woche bemerkte Kit beim
Aufwachen, daß sie verschlafen hatte. Sie sprang aus dem Bett,
kletterte die Leiter hinunter und sah sich um. Caramon trat
kräftig in seiner Wiege herum, aber Raistlin schlief noch in der
zweiten Holzwiege, die Gilon eilig zusammengezimmert hatte.
    Kit warf einen Blick in den kleinen Nebenraum und sah, daß
auch ihre Mutter noch schlief. Rosamund war seit der schweren
Geburt bettlägerig. An den meisten Tagen regte sie sich kaum,
oft konnte sie nicht einmal sprechen. Sie mußte ebenso
sorgfältig beobachtet werden wie Raistlin. Wenn man sie nur
einen Moment aus den Augen ließ, konnte Kits Mutter
senkrecht und mit weit offenen Augen hochschrecken und vor
Angst losheulen. Inzwischen zeigte sie auf Dinge, die niemand
sehen konnte und faselte nur noch unzusammenhängendes
Zeug.
    Neben ihrem großen Bett lag eine Strohmatratze, auf der
Gilon gewöhnlich schlief. Es war seine Aufgabe geworden, den
starken Tee zu bereiten, der Rosamund manchmal beruhigen
konnte. Doch selbst mit dem Beruhigungstee konnte man
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