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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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umbenannt und das Schild notdürftig übermalt haben.
    Eine Auszeichnung für originelle Namensgebung würde er sicherlich nicht erhalten.
    Aidan schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit für überzogene Ansprüche, er war überglücklich, überhaupt ein lebendes Wesen anzutreffen.
    Die massiv wirkende Tür war geschlossen, hinter den schmutzigen Fensterscheiben war flackerndes Licht von Kerzen oder Fackeln und mehrere undeutliche Schemen zu sehen. Gedämpftes Stimmengemurmel drang an sein Ohr, ohne dass er die Sprache oder die Worte hätte verstehen können.
    Aidan zögerte nicht länger und machte sich bereit, einzutreten. Sein Herz klopfte vor Aufregung bis in den Hals. Er gab sich einen Ruck und stieß die Tür mit einem kräftigen Tritt auf.

"Zum Schwarzen Drachen"
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Kapitel 2
     
    Aidan hatte seine Kraftanstrengung zu stark dosiert oder die Schwere der Tür völlig falsch eingeschätzt, denn sie schwang weit auf, schlug gegen die Wand im Inneren der Taverne und schoss sogleich wieder zurück, um dem überrumpelten Aidan schmerzhaft gegen den Kopf und die Rippen zu krachen. Der Schlag presste ihm die Luft aus der Lunge und warf ihn rückwärts durch die Luft, sodass er mit dem Rücken auf den Boden prallte, erst einmal unbewegt liegen blieb und nach Atem ringend die fröhlich tanzenden Sterne am Firmament zählte.
    Stöhnend rappelte er sich auf die Beine, hob seinen Hut vom Boden auf und klopfte so gut es ging den Staub aus seiner Kleidung. Den wiehernden Hengst ignorierend stapfte er wutentbrannt aufs Neue die Stufen hoch. Dieses Mal schob er die Tür behutsam auf und betrat das Gasthaus.
    Die Tür fiel leise hinter ihm zu, alle Blicke richteten sich auf ihn.
    Nun besaß er zumindest die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden.
    »Guten Abend«, begrüßte er sie mit gepresster Stimme und tippte mit dem Zeigefinger kurz an seinen braunen Lederhut. Neugierig ließ Aidan seinen Blick durch den Raum wandern. Er war düster und schmutzig, die Luft roch muffig, nach abgestandenem Bier und ungewaschener Kleidung, vermischt mit einem seltsam fremdartigen, süßlichen Duft. Die Spelunke war – verglichen mit dem völlig ausgestorbenen Dorf - regelrecht überfüllt, vermutlich hatten sich die gesamten Einwohner hier versammelt, um den Feierabend in der Taverne zu verbringen. Was konnte man an einem verlassenen Ort wie diesem auch anderes mit seiner Zeit anfangen, wenn die Arbeit des Tages getan war?
    Die Gäste waren eine bunt gewürfelte Gesellschaft. Mehrere Menschen saßen an den Tischen, gefolgt von zwei dunkelhäutigen Einwohnern der Südlande, höchstwahrscheinlich Tasbeken, und einem Zwerg, der alleine in einer Ecke saß und genussvoll an einer langen Pfeife schmauchte. Ein riesiger rothaariger Nordländer hatte es sich an einem kleinen runden Tisch gemütlich gemacht, vor ihm stand ein mächtiger Humpen mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die vermutlich das hiesige Pendant zu Bier darstellen sollte. Nur ein Elf fehlte, um die ungewöhnliche Gruppe zu vervollständigen.
    Es waren durchweg ungepflegte, raue Gesellen mit schlechten Zähnen, einem Zuwenig an Pflege und einem Zuviel an ausufernder, geradezu wilder Körperbehaarung. Sie sahen nicht im Geringsten wie die Bauern, Viehzüchter und Familienväter aus, die er in einem kleinen Dorf am Rande der Welt erwartet hätte, eher wie Wegelagerer, Räuber, Banditen. Gesindel.
    Was Aidan sofort auffiel, war, dass keine einzige Frau anwesend war.
    Womöglich stand die Frau des Wirts in der Küche, aber der Schankraum schien allein den Männern vorbehalten zu sein. Dennoch verwunderte es ihn. Wenn die Damen nicht hier waren, warum hatte er niemanden auf der Straße getroffen und auch kein Licht in den Häusern gesehen? Es war undenkbar, dass alle Frauen des Dorfes zu dieser frühen Stunde schon zu Bett gegangen waren.
    Unter den durchdringenden Blicken dieser absonderlichen Gemeinschaft stapfte Aidan betont wackeren Schrittes zur Theke auf der entgegengesetzten Seite des Raumes. Die klappernden Laute, die seine Stiefel bei jedem Schritt auf den ausgetrockneten Holzdielen von sich gaben, waren das einzige Geräusch, das das unheimliche Schweigen durchbrach. Nervös trat Aidan an die Theke, knallte seine staubige Tasche auf das frisch gewienerte Holz und legte seinen gewaltigen Zweihänder daneben, den er normalerweise auf dem Rücken trug.
    Erschöpft zog er sich auf einen freien Stuhl hoch.
    »Hey Wirt, für den Anfang ein kühles Bier, bitte«,
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