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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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Glanzzeiten.
    Wie viele es jetzt waren, konnte er nicht einmal erahnen.
    Die Angriffe des Drachens hatten überall deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Die Dächer waren fast ausnahmslos vom Feuer geschwärzt, manche Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Wie am Abend zuvor waren die Straßen auch am Tage ausgestorben, die Einwohner schienen sich in ihren Häusern zu verkriechen. Felder waren unbestellt und mit Unkraut überwuchert, es gab keinerlei Vieh auf den ausgedörrten Wiesen. Ohne Hilfe würden die Bewohner hier bald verhungern.
    Wie es aussah, war Aidan gerade rechtzeitig gekommen, um das Dorf vor seinem scheinbar unausweichlichen Untergang zu erretten.
    Er gab Ethelas die Sporen, sie hatten keine Zeit zu verlieren, Schwarzholm zählte auf ihn!
    Aidan folgte peinlich genau der Wegbeschreibung, die der alte Morten ihm am Vorabend gegeben hatte. Dem Dorf folgte der Friedhof, der mehr Gräber zu enthalten schien, als der ganze Ort Häuser hatte. Aidan zweifelte keinen Moment daran, dass der Drache einen nicht unbeträchtlichen Anteil dazu beigetragen hatte.
    Trotzig richtete er sich im Sattel auf und schüttelte die düstere Schwere ab, die ihn zu befallen drohte. Jetzt war nicht die Zeit für Mitleid und schwermütige Grübelei. Jetzt war die Zeit, der unbarmherzigen Bestie die Spitze seines Schwertes ins verdorrte Herz zu rammen und als gefeierter Held nach Schwarzholm heimzukehren. Und nicht zuletzt galt es, die großzügige Belohnung einzustreichen.
    Aidan schnalzte mit der Zunge an und trieb Ethelas weiter an. Das Pferd reagierte augenblicklich und fiel in einen leichtfüssigen Galopp.
    Mortens Wegbeschreibung erwies sich als zutreffend, Aidan hatte keine Mühe, dem Weg zu folgen. Auch der Gestank, von dem der Alte gesprochen hatte, erwies sich als richtig, er war allgegenwärtig, lange bevor Aidan die erste Spur des Drachen sah. Der üble Geruch machte den Hengst nervös, Ethelas blieb stehen, tänzelte nervös hin und her, bäumte sich auf und blähte die Nüstern. Aidan musste ihm mehrmals gut zureden, bevor er weiter den Berg hinauf schritt.
    Es dauerte nicht lange, da sah er sie: An einem steilen felsigen Berghang gähnte eine riesige Öffnung in der Felswand, dies musste die berüchtigte Höhle des Drachen sein. Aidan erschauderte.
    Die Höhle sah aus wie das weit aufgerissene Maul eines Drachen.
    Ausgebleichte Knochen lagen auf dem Abhang davor verstreut, kein Grashalm wuchs auf der verbrannten Erde. Der Menge der Knochen nach zu urteilen, lebte der Drache seit langer Zeit hier oder besaß einen unstillbaren Hunger, vermutlich sogar beides.
    Vorsichtig stieg Aidan aus dem Sattel, eifrig darauf bedacht, seine Anwesenheit nicht frühzeitig zu verraten. Er gab dem treuen Ethelas einen Klaps auf den Hintern, woraufhin der Hengst gehorsam zu einem kleinen Wäldchen trottete und darin verschwand. Aidan wusste, dass der Hengst dort auf seinen Herrn warten würde.
    Dies war eine Angelegenheit zwischen Mensch und Drache, Ethelas würde ihm nur im Weg stehen und unnötiger Gefahr ausgesetzt.
    Das glänzende Zweihandschwert sprang zischend aus der Scheide auf seinem Rücken. Aidan hielt den Griff mit beiden Händen fest umschlungen und näherte sich mit leisen Schritten der unheimlichen Höhle. Je näher er kam, desto durchdringender wurde der Gestank nach Fäulnis und Schwefel, der von dem schwarzen Schlund ausging. Aidan musste den Würgereflex unterdrücken, der ihn zu übermannen drohte.
    Einen Moment überlegte er, ob er den Drachen offen herausfordern sollte, entschied sich aber dagegen. Vielleicht hatte er Glück und der Drache schlief, sodass er sich unbemerkt anschleichen konnte. Das war zwar bei Weitem nicht so ehrenhaft wie ein Zweikampf, aber besser für seine Gesundheit. Aidans Gesundheit.
    Die Höhle war stockfinster, ein Vorsprung über dem Eingang hinderte die Sonnenstrahlen daran, mehr als ein paar Meter weit in die Höhle einzudringen. Aidans Augen gewöhnten sich nur zögerlich an die durchdringende Dunkelheit.
    Enttäuschung machte sich in Aidan breit. Diese dunkle, übelriechende Höhle war so gar nicht mit den mit Schätzen überfüllten Drachenhorten aus den Legenden vergleichbar, denen er als kleiner Junge mit niemals erlöschender Faszination gelauscht hatte. Sie war einfach nur ein schwarzes Loch in einem Felsen, besaß nicht den geringsten Glanz, und mit Sicherheit gab es hier erst recht keine wertvollen Goldschätze oder Berge voller Edelsteine.
    Aidan war gerade mal
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