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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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wenig wie das schale Wasser in seiner Feldflasche, das von der gnadenlosen Sonne aufgewärmt war. Natürlich war dies nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass er schlicht und ergreifend keine Reserven mehr in den Taschen hatte und dringend seine Vorräte auffüllen musste, wenn er nicht verhungern und verdursten wollte.
    Gab es irgendwo eine Versammlung oder ein Fest, fragte sich Aidan, zu der die Dorfbewohner hingegangen waren? Verzweifelt klammerte er sich an diesem Gedanken fest und schleppte sich kraftlos weiter in Richtung Dorfmitte.
    Ein paar Häuser weiter ächzte ein schief hängender Fensterladen im Wind und klapperte laut gegen den Rahmen. Aidan zuckte vor Schreck zusammen, bevor er bemerkte, dass es nur ein Fenster gewesen war. Das verrostete Scharnier quietschte aufdringlich, als es allmählich aufschwang. Ein Windstoß schlug es erneut zu, woraufhin es wieder ächzend aufschwang. Es klapperte. Und ächzte. Und klapperte. Und ...
    Wütend knallte Aidan das Fenster so kräftig zu, dass die Reste der zerbrochenen Glasscheibe herausfielen und klirrend zu Boden fielen. Er hob einen herumliegenden Ast auf und verkeilte das Fenster mit dem Rahmen, damit es nicht mehr aufschwingen konnte. Dabei erkannte er, dass in dem Haus mehrere Möbelstücke standen, eine dichte Staubschicht zeugte davon, dass es seit Langem unbewohnt war.
    Sollte es wider Erwarten doch noch ein lebendiges Wesen an diesem Ort geben, dachte er spöttisch, hatte er sich soeben ausdrücklich angekündigt.
    Aber es sah nicht danach aus. Niemand kam, um der Ursache für den Krach auf den Grund zu gehen, und so ging Aidan weiter und brütete düstere Gedanken.
    Das Dorf war recht klein, nach wenigen Minuten stand er bereits auf dem kreisrund gepflasterten Dorfplatz im Zentrum Schwarzholms. Ein alter Steinbrunnen mit einem Holzdach befand sich in der Mitte des Platzes, daneben stand eine langgezogene Tränke für die Pferde, bis zum Rand gefüllt mit frischem Wasser. Dahinter sah Aidan eine Taverne, aus der fahles Licht herausdrang. Licht? Sein Herz machte einen Freudensprung. Das Dorf war nicht ausgestorben, jemand lebte noch hier!
    Voller Ungeduld band er Ethelas an der Tränke fest und überzeugte sich davon, dass das Pferd genug Bewegungsfreiheit zum Trinken hatte. Das halb verdurstete Tier drängte Aidan zur Seite, stürzte sich gierig auf das kühle Wasser und schlabberte laut. Aidan schluckte schwer, seine vertrocknete Kehle lechzte nach einem kühlen Bier, um den Staub der Straße herunterzuspülen.
    »Ethelas, mein Freund, du hältst hier für mich die Stellung. Solltest du etwas Verdächtiges bemerken, wieherst du so laut du kannst, abgemacht?«, sagte er und streichelte ihm zärtlich über den Hals. Der Hengst wandte Aidan den Kopf zu, stupste ihn sanft an die Brust und blies ihm ins Gesicht.
    »Keine Sorge, Ethelas, ich komme bald zurück«, versprach Aidan.
    Mehrere ausgetretene Stufen führten zum Eingang der Taverne hoch. Aidan stieß verächtlich den Atem aus. Taverne. Eine schmeichelhafte Bezeichnung für ein Gebäude, das wenig mehr als eine Ruine war. Wo keine Brandflecken die Wände bedeckten, splitterte die Farbe ab oder hingen lose Bretter herab, handtellergroße Löcher klafften auf dem windschiefen Dach. Ein beißender, rußiger Gestank hing in der Luft, obwohl kein Rauch aus dem geschwärzten Schornstein aufstieg.
    „Zum schwarzen Drachen“ stand auf einem großspurigen Schild, das an zwei metallenen Ketten neben der Eingangstür hing und bei jedem Windstoß quietschend hin und her schaukelte. Mächtige Worte für eine derart abgehalfterte Spelunke, dachte Aidan.
    Ein unrealistisch proportionierter grauer Drache, der Namensgeber dieses Etablissements, war auf dem Schild abgebildet. Der Kopf und die Flügel waren im Verhältnis viel zu klein, der Rumpf übertrieben mächtig. Dieses Wesen könnte sich ohne Hilfe der Magie nicht in die Lüfte erheben. Der Künstler hatte anscheinend keine Ahnung von seiner Arbeit oder aber er hatte noch nie einen wahren Drachen gesehen. Aidan vermutete eher Letzteres. Nicht, dass er persönlich da besondere Erfahrung vorweisen konnte, aber so sahen die legendären Wesen aus grauer Vorzeit nicht aus, davon war er überzeugt.
    Bei genauerer Betrachtung erkannte Aidan, dass der Schriftzug erst ein paar Monate, bestenfalls ein bis zwei Jahre alt war. Er überdeckte einen älteren, verblassten Namen, der zwar gerade noch erkennbar, aber nicht mehr lesbar war. Der Besitzer musste die Taverne
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