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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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teilte er dem grimmig aussehenden Wirt mit, bemüht, seine Stimme möglichst tief klingen zu lassen. Der Wirt war ein dicklicher kleiner Mann, die wenigen angegrauten Haare, die ihm noch verblieben waren, waren fettig und sorgfältig über den beinahe kahlen Schädel verteilt. Ein wild wuchernder Bart verunzierte das Gesicht, Aidans scharfer Blick sah sofort die gewaltige Narbe, die der Mann unter dem ungepflegten Gewächs zu verstecken suchte.
    »Bist du überhaupt alt genug für ein Bier?«, spottete der Wirt, sah mit seinen winzigen zusammengekniffenen Augen nach Beifall heischend in die Runde und neigte sich dann demonstrativ Aidan zu. Zahlreiche Köpfe drehten sich erwartungsvoll zu ihm.
    »Natürlich, ich zähle achtundzwanzig Lenze«, entrüstete sich Aidan und vermied den Blickkontakt mit seinem Publikum, aus Angst, dass sie seine Nervosität bemerken könnten.
    Der Wirt sah ihn mit einer Mischung aus unverhohlener Neugier und Unglauben an, als ob er damit andeuten wollte, dass Aidan noch nicht einmal Haare auf der Brust hatte. Was bis auf ein paar vernachlässigbare Ausnahmen auch stimmte, aber das war wieder eine andere Geschichte. Aidan war groß gewachsen und schlaksig, er erreichte beinahe zwei Meter. Das Hemd, das er trug, war ihm mehrere Nummern zu weit und die Hose wurde nur von dem ausgebleichten Nietengürtel daran gehindert, der Schwerkraft nachzugeben. Gekrönt wurde der Anblick von einem länglichen, jungenhaften Gesicht mit hervorstehenden Wangenknochen, einer spitzen, wohlgeformten Nase, einem schmalen Mund und aufgeweckten Augen. Der Flaum in seinem glatten Gesicht war so spärlich, dass er sich vermutlich in seinem ganzen Leben noch nicht hatte rasieren müssen. Das durchaus ansehnliche Gesicht wurde von langen braunen Haaren eingerahmt, die bis auf seine Schultern herabfielen. Kurz gesagt machte er nicht gerade den Eindruck eines ausgewachsenen Mannes, wären da nicht die stahlgrauen Augen in dem sonnengebräunten Gesicht gewesen, die Aidan eine Ausstrahlung und Kraft gaben, die weit über sein jungenhaftes Aussehen hinausging.
    Diese Augen hatten schon vieles gesehen.
    Nachdem er seinen unerwarteten Gast ausgiebig gemustert hatte, spie der Wirt auf den Boden, nahm das speckige Handtuch von seiner Schulter und säuberte notdürftig einen großen Bierkrug, dann zapfte er für Aidan ein Bier ab, das fast ausschließlich aus Schaum bestand. Den Krug knallte er lautstark auf die Theke, nuschelte kaum hörbar »Zum Wohl« in seinen ungepflegten Bart und schob das Bier zu Aidan.
    Der hob den Humpen und trank ihn in großen Schlucken halb leer, ohne eine Miene zu verziehen. Zwei dünne Rinnsäle liefen an seinen Mundwinkeln herab. Das Bier war angenehm kühl nach der Hitze des Tages, das war aber auch schon das einzig gute, das man darüber sagen konnte. Es roch fürchterlich nach Hefe und schmeckte abgestanden, vermutlich hatte der Wirt es selbst gebraut und in minderwertigen Fässern gelagert. Jedenfalls war es in keinster Weise mit dem edlen Gebräu vergleichbar, das die Tavernen in Symalia ausschenkten. Das kostete aber auch deutlich mehr, zumindest hoffte Aidan das, denn er hatte gar nicht daran gedacht, den Wirt nach dem Preis zu fragen.
    Und seine Taschen waren beinahe leer.
    Um sein Publikum nicht zu enttäuschen, rülpste er laut und knallte den Humpen so kräftig auf die Theke, dass ein Teil der schaumigen Flüssigkeit herausschwappte. Hinter ihm erklang beifälliges Gemurmel. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn das Bier eine Art Mutprobe der Dorfbewohner für unerwünschte Fremdlinge wäre. Wer es schaffte, einen Krug zu leeren, durfte weiterleben, zumindest falls das Gebräu ihn danach nicht ohnehin erledigte. Andererseits, wenn er so einen Blick in die Runde warf, wäre es durchaus möglich, dass sie hier im Nirgendwo, fernab der Handelsrouten des Elfenlandes, einfach nichts Besseres zum Trinken hatten als das Selbstgebraute des Wirts.
    »Hat die Küche noch offen? Ich habe einen Bärenhunger«, rief Aidan dem Rücken des Wirts zu. Er war bereit für weitere Herausforderungen und konnte es kaum erwarten zu sehen, was die Küche an kulinarischen Delikatessen für ihn bereithielt.
    Der Wirt wandte sich zu ihm und zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Kann der junge Herr sich unsere Küche denn leisten?«, fragte er argwöhnisch. »Wäre es nicht jammerschade, wenn wir ihn geteert und gefedert zum Dorf hinausjagen müssten, weil er die Zeche nicht bezahlen kann?«
    »Einen Moment«, sagte
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