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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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ein paar Meter weit hineingegangen, da hörte er ein kratzendes Geräusch direkt vor sich. Sofort blieb er unbeweglich stehen und hielt das Schwert nach vorne gerichtet. Er wagte es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Da erschienen zwei rot glühende Augäpfel mit einer katzenhaften Pupille direkt vor ihm und der ranzige Atem des Drachen blies ihm heiß ins Gesicht.
    Geistesgegenwärtig schnellte Aidan zur Seite und schaffte es beim Fallen noch, mit dem Schwert zum Schlag auszuholen, der aber wirkungslos an den harten Schuppen des Drachen abprallte. Aidan rollte weiter, da richtete sich der Drache zu voller Größe auf, schlug mit den Flügeln und schnellte mit beachtlicher Geschwindigkeit aus der Höhle hinaus, bevor Aidan ihn richtig erkennen konnte.
    Er hatte das Biest nur aus dem Augenwinkel gesehen.
    Das Adrenalin rauschte durch Aidans Venen, todesmutig setzte er dem Drachen nach.
    Zu spät, denn der gewaltige Lindwurm hatte sich hoch in die Lüfte erhoben und kreiste außer Reichweite majestätisch am Himmel. Bevor er die Gelegenheit bekam, darüber nachzudenken, wie er ihn herunterlocken sollte, setzte der Drache zu einem waghalsigen Sturzflug an und raste zielgerichtet auf Aidan zu. Der brachte sich in letzter Sekunde hinter einem Felsen in Sicherheit, heißes Drachenfeuer schoss über ihn hinweg und verwandelte den Abhang in ein loderndes Flammenmeer. Der Drache kreischte laut auf, ob vor Wut oder Freude entzog sich Aidans Verständnis. Dafür war es mehr als eindeutig, wer in diesem Kampf die Oberhand hatte. Er verfluchte sich bitterlich dafür, dass er den Drachen dermaßen unterschätzt hatte.
    Aidan brachte sich vor der sengenden Hitze der Flammen in Sicherheit und richtete seinen Blick zum Himmel, wo der Drache kreischend seine Bahnen zog. Die Bestie spottete jeder Beschreibung. Sie war pechschwarz und ihre Augen loderten wie das Feuer der Hölle, genau, wie Morten es beschrieben hatte. Die Spannweite der gewaltigen Schwingen musste mehr als zehn Meter betragen, aber selbst das war nicht das Schlimmste. Aidens Blick hing gebannt an dem Kopf des Drachen, der alleine so groß war wie Aiden. Das Maul könnte ihn mitsamt seiner Rüstung und seinem Schwert verschlingen. Die spitzen elfenbeinfarbenen Zähne und ein Geweih aus knorrigen Hörnern auf seinem Schädel verliehen ihm ein martialisches Aussehen. Der gesamte Körper war mit dunklen Schuppen bedeckt, sowohl den Kopf als auch das knochige Rückgrat zierten kleine Hörner, bis hin zu dem spitzen stachelbesetzten Schwanz, der alleine eine tödliche Gefahr darstellte. Die Beine hatte er ihm Flug eng an den Körper angelegt, doch auch so konnte Aidan die scharfen Krallen erkennen, mit denen der Drache einen Menschen mit einer einzigen Bewegung aufschlitzen könnte.
    Der Drache hatte nichts mit dem plumpen Wesen auf der Zeichnung des Steckbriefes gemein, sein Anblick war anmutig und Ehrfurcht gebietend, und er war weit größer, als Aidan ihn sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. In seinem Größenwahn hatte er die Geschichten als Übertreibung abgestempelt, als das Geschwätz ängstlicher Feiglinge, und sich unvorbereitet in einen Zweikampf mit einer Naturgewalt gestürzt, die ihn mit einem einzigen Streich ihrer messerscharfen Krallen vom Antlitz der Erde tilgen konnte.
    Weder Mortens Beschreibung noch die Gerüchte hatten ihn im Geringsten darauf vorbereitet, wie gigantisch und bösartig der Drache war, der in diesem Moment wieder auf ihn zustürzte. Er konnte nur hoffen, dass seine Überheblichkeit ihn nicht das Leben kostete.
    Viel zu spät erkannte Aidan, dass der Angriff des Drachen dieses Mal nicht ihm galt. Stattdessen jagte er Ethelas hinterher, der panisch vor Angst den Berghang hinab preschte und wie toll wieherte. Der Hengst musste die Anwesenheit des Drachen gespürt haben und versuchte, zu flüchten. Aidan sprintete mit ganzer Kraft los, aber er wusste, dass er nicht den Hauch einer Chance hatte. Der Drache streckte seine Krallen aus, packte das arme Tier am Widerrist und trug es hinauf die Lüfte.
    Ethelas' Schreie erstarben augenblicklich.
    Aidan wandte den Kopf ab, dieser Anblick war zuviel für ihn. Wie gelähmt stand er mit gesenkten Schultern am Abhang, seine Augen füllten sich mit salzigen Tränen, die seine Sicht verschleierten. Er rammte die Schwertspitze in den Boden und sank nieder. Was war er für ein eingebildeter Narr gewesen? Wie hatte er sich einbilden können, einen Drachen mit einem Schwert zu
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