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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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Schiff hatte alle zur Verfügung stehenden Segel gesetzt und war mit Höchstgeschwindigkeit davongeeilt. Iskierka hatte es trotzdem verfolgt, aber Laurence hatte Temeraire darauf hingewiesen, dass er für ein so fruchtloses Abenteuer nicht die Eier allein lassen könne. Zu Temeraires Befriedigung war Iskierka nach wenigen Stunden gezwungen gewesen, mit leeren Klauen zurückzukehren.
    Ganz sicher würden die Franzosen nicht auf die Idee kommen, Sydney anzugreifen; nicht, solange es nichts zu gewinnen gab als Kängurus und dürftige Behausungen. Temeraire verstand nicht, was sie hier überhaupt tun sollten. Es galt, sich bis zum Schlüpftermin, der – da war er sich sicher – nicht mehr weit entfernt sein konnte,
um die Eier zu kümmern, und danach würde ihnen kaum noch etwas zu tun bleiben, als herumzusitzen und aufs Meer zu starren, soweit er das beurteilen konnte.
    Die Menschen waren entweder mit Landarbeit beschäftigt, was nicht sehr interessant war, oder es handelte sich bei ihnen um Strafgefangene, die, so kam es Temeraire vor, ohne erkennbaren Grund am Morgen weggeführt und nachts wieder zurückgebracht wurden. Eines Tages war er einer solchen Gruppe aus Neugier hinterhergeflogen. Die Männer marschierten zu einem Steinbruch, wo sie kleine Brocken aus dem Fels schlugen und sie dann in Karren in die Stadt brachten, was ihm ziemlich absurd und ineffektiv vorkam. Er selbst hätte fünf Wagenladungen mit einem einzigen Flug von vielleicht zehn Minuten transportieren können, aber als er gelandet war, um seine Hilfe anzubieten, waren die Gefangenen schon in alle Richtungen weggerannt. Die Soldaten hatten sich später bei Laurence bitter darüber beklagt.
    Sie mochten Laurence überhaupt nicht. Einer von ihnen war sehr grob gewesen und hatte gesagt: »Für fünf Pence würde ich Sie ebenfalls in den Steinbruch stecken«, woraufhin Temeraire den Kopf hinabgebeugt und erwidert hatte: »Und für zwei Pence werde ich Sie in den Ozean werfen. Was haben Sie denn geleistet, während Laurence mit mir zusammen viele Schlachten gewonnen und Napoleon vertrieben hat? Das würde ich ja gerne wissen. Sie haben einfach nur hier herumgesessen und es nicht mal geschafft, eine ansehnliche Menge an Kühen zu züchten.«
    Inzwischen hatte Temeraire das Gefühl, dass die Abschweifung vielleicht ein wenig ungerecht gewesen sein mochte und dass er Laurence überhaupt nicht in die Stadt hätte gehen lassen dürfen, wo es Menschen gab, die ihn in die Steinbrüche schicken wollten. »Ich werde aufbrechen und nach Laurence und Granby suchen«, sagte er zu Iskierka, »und du bleibst hier. Wenn du auch fliegst, setzt du sowieso nur wieder etwas in Brand.«
    »Ich werde überhaupt nichts in Brand setzen«, antwortete Iskierka. »Es sei denn, es ist nötig, etwas anzuzünden, um Granby zu befreien.«
    »Das meinte ich«, sagte Temeraire. »Verrate mir doch bitte mal, was ein Feuer Gutes bewirken soll.«
    »Falls mir niemand verrät, wo er ist«, erklärte Iskierka, »dann stecke ich einfach etwas in Brand und drohe damit, auch alles andere anzuzünden, und ich bin mir sicher, dann werden sie schon mit der Sprache rausrücken. So einfach ist das.«
    »Ja«, sagte Temeraire, »und währenddessen hält sich Granby wahrscheinlich in einem der Häuser auf, die du angesteckt hast, und wird verletzt. Und wenn nicht, dann springt das Feuer auf die Gebäude in der Nähe über, ob dir das nun gefällt oder nicht, und er könnte schließlich auch in einem von diesen Häusern festsitzen. Ich dagegen werde einfach das Dach eines Gebäudes abnehmen, hineinsehen und Laurence und Granby herausheben, falls sie da drin sind, aber das werden mir die Leute ohnehin verraten.«
    »Ich kann auch ein Dach abnehmen!«, kreischte Iskierka. »Du bist ja bloß neidisch, weil es viel wahrscheinlicher ist, dass jemand Granby entführt, weil er mehr Gold an sich trägt und viel prächtiger aussieht.«
    Temeraire schnaufte vor Zorn, schwoll an und war kurz davor, seine Empörung und den angestauten Atem gleichermaßen auszustoßen, als Roland mit drängender Stimme unterbrach und sagte: »Oh, streitet doch nicht! Seht mal, da kommen sie alle drei gesund und munter zurück. Das da auf der Straße sind sie, da bin ich mir sicher.«
    Temeraire ließ den Kopf herumschnellen: Drei kleine Gestalten hatten sich gerade aus den wenigen, zusammengedrängten Häusern gelöst, die die Stadt bildeten, und befanden sich nun auf dem engen Viehpfad, der zum Felsvorsprung
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