Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
trug, ohne jede Borte und ohne goldene Knöpfe. Er hätte mit Freuden Laurence’ Erscheinungsbild verbessert, wenn er nur die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Laurence jedoch weigerte sich noch immer, Temeraires Krallenscheiden für ihn zu verkaufen, und selbst wenn er es getan hätte, hätte Temeraire in diesem Teil der Welt doch nichts entdeckt, was ihm auch nur annähernd als angemessene Kleidung für Laurence vorgekommen wäre.
    »Vielleicht sollte ich besser aufbrechen und nach Laurence suchen«, sagte Temeraire. »Ich bin mir sicher, dass er nicht so lange unterwegs sein wollte.«
    »Ich werde ebenfalls nach Granby suchen«, verkündete Iskierka.
    »Tja, wir können aber nicht beide wegfliegen«, antwortete Temeraire verdrießlich. »Jemand muss bei den Eiern bleiben.« Er warf einen raschen, prüfenden Blick auf die drei Eier in ihrem schützenden Nest aus zusammengerollten Decken und unter dem schmalen Baldachin aus Segeltuch, der über ihnen aufgespannt worden war. Er war recht unzufrieden mit der Situation: Ein hübsches, kleines Kohlebecken, dachte er, könnte selbst bei diesem warmen Wetter nicht schaden, und vielleicht könnte man weicheren Stoff rings um die Schale drapieren. Es passte ihm auch überhaupt nicht, dass das Sonnensegel so niedrig gehängt war, wodurch er seinen Kopf nicht darunterstecken konnte, um an den Eiern zu schnüffeln und herauszufinden, wie hart die Schale schon geworden war.
    Es hatte einige Schwierigkeiten mit ihnen gegeben, nachdem sie vom Schiff abgeladen worden waren. Einige der Offiziere des Korps, die mit ihnen mitgeschickt worden waren, hatten dagegen protestiert,
dass Temeraire die Eier bei sich behalten wollte, weil sie angeblich selbst besser in der Lage wären, sie zu beschützen, was natürlich lächerlich war. Daraufhin hatten sie unter der Hand angefangen zu behaupten, dass Laurence versuchen würde, die Eier zu stehlen, was Temeraire mit einem Schnauben abgetan hatte.
    »Laurence will keinen anderen Drachen, er hat doch mich«, hatte Temeraire erklärt. »Und was das Stehlen angeht: Ich möchte mal wissen, wessen Idee es war, mit diesen Eiern einmal halb um die Welt zu segeln, über die Meere mit all den Stürmen und Seeschlangen überall, um sie an diesen seltsamen Ort zu bringen, der nicht einmal ein richtiges Land ist und wo es keine anderen Drachen gibt. Mein Vorschlag war das ganz sicher nicht.«
    »Mr. Laurence wird unverzüglich mit harter Arbeit beginnen wie die übrigen Strafgefangenen«, hatte Leutnant Forthing gesagt, was unbedacht gewesen war – als ob Temeraire etwas Derartiges zulassen würde!
    »Das reicht, Mr. Forthing«, hatte sich Granby eingemischt, der das Gespräch mitgehört und sich daraufhin zu ihnen gesellt hatte. »Ich muss mich doch sehr wundern, dass Sie sich zu solch vorschnellen Äußerungen hinreißen lassen; ich bitte dich, Temeraire, schenk ihnen keinerlei Beachtung, überhaupt keine.«
    »Oh, das mache ich nicht«, antwortete Temeraire, »und auch die anderen Vorwürfe interessieren mich nicht.« An Forthing und seine Männer gewandt, fügte er hinzu: »Wie dumm von Ihnen zu glauben, Sie könnten die Eier stattdessen selber behalten und die Drachen nach dem Schlüpfen sofort anschirren, als ob die jeden von Ihnen akzeptieren müssten, der sie durch Zufall gewonnen hat. Ich habe gestern gehört, wie Sie in der Messe darüber gesprochen haben, Lose zu ziehen, also müssen Sie gar nicht erst versuchen, die Sache abzustreiten. Ich werde das definitiv nicht zulassen, und ich bin mir völlig sicher, dass auch die Schlüpflinge von keinem von Ihnen etwas werden wissen wollen.«
    Natürlich hatte er seinen Willen durchgesetzt und die Dracheneier mitgenommen, um sie an ihren momentanen, einigermaßen sicheren und behaglichen Aufbewahrungsort zu bringen. Doch Temeraire machte sich keine Illusionen darüber, was die Vertrauenswürdigkeit der Menschen anging, die solch gehässige, falsche Behauptungen von sich gegeben hatten. Keinen Augenblick zweifelte er daran, dass sie versuchen würden, sich heranzuschleichen und die Eier an sich zu bringen, sobald sie auch nur die geringste Chance witterten. Aus diesem Grund schlief er um das Zelt gerollt, und Laurence hatte Roland, Demane und Sipho als Wachen eingeteilt.
    Ärgerlicherweise entpuppte sich diese Verantwortung als große Einschränkung, vor allem da man Iskierka die Eier keine Sekunde lang anvertrauen konnte. Zum Glück war die Stadt sehr klein, und der Felsvorsprung von beinahe jedem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher