Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
umrandeten Vertiefungen fest, von denen es unzählige auf dem Rücken eines Seemammuts gab. Muscheln hatten sich auf der Haut des Giganten festgesaugt und Quallen, um die das Fleisch während der Wachstumsphase des Seemammuts herumgewachsen war; starben die Quallen ab, hinterließen sie diese Vertiefungen.
    Rajin rappelte sich auf. Er bemerkte aus den Augenwinkeln, dass die letzte Bewegung des Seemammuts auch die anderen Männer, die ihm auf den Rücken des Monstrums gefolgt waren, umgerissen hatte.
    Rajin war als Erster wieder auf den Beinen. Auch wenn sich das Seemammut durch das Gift in den unzähligen Pfeilspitzen bereits in einem Zustand tödlicher Agonie befand, konnte es durch eine einzige krampfhafte Zuckung durchaus noch Tod und Verderben über diejenigen bringen, die ihm als Jäger nachstellten.
    Mit schnellen, sicheren Schritten gelangte Rajin zum Kopf. Die gewaltigen Ohren hingen schlaff im Wasser. Sie wurden normalerweise als zusätzliches Flossenpaar genutzt. Direkt hinter dem Kopf gab es eine charakteristische Vertiefung zwischen zwei Knochenkuppen, eine Stelle, die jeder Seemammutjäger kannte.
    Rajin riss das Schwert hervor, kniete nieder und umfasste den Griff mit beiden Händen. Dann stieß er die Klinge mit aller Kraft in den Körper des Seemammuts, bis ans Heft.
    Einige Augenblicke lang verharrte Rajin so und wartete ab. Der Rüssel, dessen Öffnung das Seemammut bisher überwiegend über der Wasseroberfläche gehalten hatte, sank in die Tiefe. Rajin hatte gut getroffen. Er hatte das Gefühl, dass sein Schwert nicht einen einzigen Knochen berührt hatte. Wenn man schlecht traf, drang die Klinge nicht tief genug ein, um den Seegiganten zu töten. Und bei diesem besonders großen Exemplar war ohnehin die Frage, ob ein Schwert von normaler Länge überhaupt ausreichte. Aber das war offensichtlich der Fall, denn das Monstrum gab keinerlei Lebenszeichen mehr von sich.
    Rajin wartete so lange, bis sich die Vertiefung mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt hatte – dem Blut des Seemammuts. Es hatte die Eigenschaft, selbst bei größter Kälte Eis zu verflüssigen; die Bewohner Winterborgs nutzten es, um ihre Hafeneinfahrt freizuhalten. Allerdings war Seemammut-Blut auch höchst giftig und musste aus dem Fleisch erst herausgekocht werden, bevor man dieses verzehren konnte. Die Beißer schienen das zu wissen. Jedenfalls hatte Rajin noch nie gesehen, dass sich ein Beißer-Schwarm an einem Seemammutkadaver vergangen hatte. Lediglich die Quallen wurden sorgfältig abgenagt.
    „Gut gemacht!“, sagte Wulfgar, der sich ebenfalls auf den Rücken des Seemammuts begeben hatte, und einen Schritt hinter Rajin stand. „Du kannst das Schwert jetzt getrost herausziehen, sonst leidet die Klinge.“
    „Ja“, murmelte Rajin.
    „Und reinige es sofort, damit kein Klingentod zurückbleibt.“
    Das Blut der Seemammuts war so giftig, dass es selbst den Stahl der besten Schwerter angriff, wie er von den Schmieden in Feuerheim gefertigt wurde. Wenn eine Waffe dieser Wirkung zu lange ausgesetzt war, blieben Flecken zurück, aus denen sich poröse Stellen bildeten und sich im Metall fortfraßen.
    Das war der „Klingentod“.
    Rajin zog seine Waffe mit einer kräftigen Bewegung aus dem Leib des Seemammuts.
    „Jetzt müssen wir den Koloss nur noch unbeschadet nach Hause bringen“, sagte Wulfgar und schlug Rajin anerkennend auf die Schulter. Und mit Blick auf das immer noch anhaltende Gewimmel im Wasser fügte er hinzu: „Die Beißer werden uns den Brocken ganz sicher nicht streitig machen.“
    „Nein, die nicht“, murmelte Rajin und blickte in die Ferne.
    Zwei dunkle Punkte waren dort am grauen Horizont zu sehen. Sie schwebten hoch über dem Wasser und bewegten sich in nordwestliche Richtung.
    Wulfgar machte eine wegwerfende Handbewegung. „Machst du dir etwa Sorgen wegen Seegeiern oder Adlern? Selbst für die ist das Fleisch des Seemammuts giftig.“
    „Das sind keine Seegeier, Adler oder sonstige Vögel“, sagte Rajin.
    „Ach?“
    Kein noch so scharfes menschliches Auge hätte Einzelheiten erkennen können. Aber Rajin wusste trotzdem, was für Wesen dort in der Ferne am Himmel schwebten. Er spürte es. Es war so, als wäre da plötzlich etwas in ihm geweckt worden, was lange geschlummert hatte. Wie ein verborgener Sinn, der ihn mit jenen unscheinbaren dunklen Flecken am Horizont auf unheilige Weise verband.
    Wulfgar schüttelte den Kopf und lachte auf. „Die einzigen Wesen, die – zumindest der Legende nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher