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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie
Autoren: Alfred Bekker
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des Seemammuts festgesetzt hatten. Nur ein kleiner Teil von ihnen schwamm dann noch frei im Wasser. Bewegte sich das Seemammut aber noch recht munter, zog es die Mehrheit der Beißer vor, erst einmal abzuwarten, denn im Eifer des Gefechts konnte das Ungeheuer mit einem Flossenschlag, der gegen den eigenen Körper klatschte, auch gleich Hunderte von Beißern zerquetschen.
    Die Anzahl der Giftpfeile, die Wulfgar hatte abschießen lassen, war groß genug, aber gerade bei sehr großen Seemammuts war oft schwer einzuschätzen, wann die Wirkung einsetzte.
    Das Wasser verdunkelte sich, und die Beißer verschwanden; der gewaltige Körper des Seemammuts drängte sie bei seinem Aufstieg zur Seite. Augenblicke später teilte sich das Wasser, und es war, als ob eine kleine, von festgesaugten Quallen und Muscheln übersäte, pockennarbige graue Insel aus der See aufstieg.
    Nur gut vier Mannlängen lagen zwischen der Schwanzflosse und dem Bug der „Stoßzahnsammler“. Den Kopf hatte der Meeresriese immer noch nicht gehoben, sondern nur mit dem Rüssel Wasser in einer Fontäne in die Luft gestoßen. Ein dröhnender Ton entstand dabei, der so tief war, dass die Männer ihn mehr mit dem Magen spürten als mit den Ohren hörten.
    „Werft die Harpunen!“, rief Wulfgar Wulfgarssohn.
    Er ging offenbar davon aus, dass das Seemammut inzwischen zu geschwächt war, um noch einmal zu tauchen, wobei die Gefahr bestand, dass es das Schiff an den Tauen der Harpunen mit in die Tiefe riss. Falls dies geschah, mussten die Taue rechtzeitig gekappt werden.
    Die Harpunen schwirrten im Dutzend durch die Luft, gruben sich in das Fleisch des Seemammuts und blieben mit den Widerhaken aus bestem Feuerheimer Stahl stecken. Weitere Harpunen fanden ihren Weg in die hintere Körperpartie des Meeresriesen. Wenn das Seemammut noch zu fliehen versuchte, würde es seinen Jäger hinter sich herziehen.
    Da erst hob das monströse Wesen den Kopf – größer als so manches Haus in Winterborg – aus dem Wasser. Es troff von den geschwungenen Elfenbeinhauern, und aus dem Rüssel und dem Schlund drangen tiefe, gurgelnde Laute hervor, die einen dröhnenden Zweiklang ergaben.
    „Holt ihn euch!“, rief Wulfgar.
    Die Flossen bewegten sich kaum noch. Das war ein Zeichen, dass das Gift der Eisspinne nicht wirkungslos geblieben war. Die Pfeile, die von den Männern der „Stoßzahnsammler“ während der bisherigen Jagd abgeschossen worden waren, spickten den Rücken der lebenden Insel.
    Die Männer fassten die Harpunentaue und zogen die „Stoßzahnsammler“ bis auf Sprungweite an den Körper des Seemammuts heran. Gleichzeitig wurde das Segel eingeholt, denn es war so gut wie ausgeschlossen, dass dieses Ungeheuer plötzlich doch noch zu einer heillosen Flucht aufbrach und es ihm außerdem noch gelang, die Harpunen abzuschütteln, sodass es notwendig wurde, ihm mit Segelkraft zu folgen.
    Rajin war der Erste, der den Sprung wagte.
    Er landete auf dem glitschigen, von Quallen und Muscheln übersäten Rücken des Seemammuts. Die Muscheln konnten messerscharf sein, aber die Quallen waren harmlos. Sie erschwerten allerdings das Laufen auf dem inselgroßen Rücken des Meeresriesen, weil man leicht auf ihnen ausglitt.
    Rajin lief dennoch voran, so schnell er konnte. Er fühlte unter den Fellsohlen seiner Stiefel, wie sich das gewaltige Wesen bewegte und ein Stück drehte.
    Rajin verlor beinahe das Gleichgewicht.
    Hinter sich hörte er Schreie.
    Einer der Männer, die ihm gefolgt waren, rutschte aus, glitt über die festgesaugten Quallen und fiel ins Wasser.
    „Herjolf!“, war ein heiserer Ruf zu hören.
    Rajin kannte Herjolf gut. Der hatte ihm beigebracht, wie man mit der Harpune umging und was man tun musste, wenn man auf dem Seemammut ritt.
    Herjolfs Gesicht war eine Maske des blanken Entsetzens.
    Gefrorene Todesangst.
    Sein Schrei wurde von einem weiteren kehligen Doppellaut des Seemammuts übertönt. Der Laut war so dröhnend und tief, dass Rajin seine Bauchdecke vibrieren spürte.
    Im Wasser wimmelten die Beißer und stürzten sich auf ihr Opfer. Niemand konnte Herjolf helfen. Innerhalb weniger Augenblicke färbte sich das schäumende Wasser rot.
    „Vorwärts!“, hörte Rajin einen der anderen Männer rufen und löste sich aus seiner Erstarrung. Das Seemammut erinnerte ihn mit einer leichten Bewegung daran, wie schwankend der Grund war, auf dem er stand. Er fiel auf die Knie und hielt sich an einer der pockenartigen, tellergroßen und von wulstigen Wucherungen
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