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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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ge­gen­sei­tig an­ge­tan hat­ten, was Müt­ter ih­ren ei­ge­nen Kin­dern an­ge­tan hat­ten und Brü­der ih­ren Schwes­tern. Gie­rig hat­ten sie ihre Ge­dan­ken auch nach den Flie­hen­den aus­ge­streckt, als Tha­rek und sei­ne Be­glei­ter die Schleu­se hin­ter sich ver­schlos­sen hat­ten. Und mit­ten un­ter ih­nen hat­te reg­los wie ein Fels das We­sen aus der Schwär­ze ge­stan­den, dem sie sich alle ge­op­fert hat­ten.
    Und die­ses We­sen hat­te tri­um­phiert.
    Als Tha­rek aufs Meer hin­aus­schau­te, war nur noch die Spit­ze der zer­bors­te­nen Kup­pel zu se­hen. Es war fast vor­bei. Ob­wohl bei­na­he tau­send Le­bens­jah­re auf der Erde ihn mit gött­li­chem Gleich­mut be­schenkt hat­ten, spür­te er in die­sem Mo­ment eine tie­fe Trau­rig­keit. So sehr sie den un­ge­stü­men Über­mut der jun­gen Mensch­heit auch ge­schätzt hat­ten, eine Fra­ge blieb nach all den Jahr­tau­sen­den of­fen, und die­se Fra­ge leg­te sich nun vol­ler Bit­ter­keit auf sei­nen Geist:
    Gab es im We­sen der Men­schen einen Trieb, ein ge­ne­ti­sches Ver­mächt­nis, das sie an­fäl­lig mach­te für das Böse und Per­fi­de? Et­was, das sie Din­ge tun ließ, von de­nen sie wuss­ten, dass sie falsch wa­ren? War ihr Schick­sal von An­fang an be­sie­gelt ge­we­sen?
    War am Ende al­les um­sonst ge­we­sen?
    Tha­rek wand­te sich um und blick­te in die sor­gen­vol­len Ge­sich­ter sei­ner Be­glei­ter. Sie wa­ren fünf, und das war al­les, was ge­blie­ben war. Sie wür­den in die Ber­ge ge­hen, sich vers­tecken und hof­fen. So­lan­ge es Hoff­nung gab. Für die Men­schen wür­den sie je­doch auf­hören, zu exis­tie­ren. Sie wür­den ein My­thos wer­den, ein Mär­chen, das die Müt­ter ih­ren Kin­dern erzähl­ten, da­mit sie an ein Licht glau­ben konn­ten im An­ge­sicht der Dun­kel­heit, die auf ih­ren Pla­ne­ten zu­ras­te. Die Men­schen wuss­ten es noch nicht, aber tief in ih­rem In­ne­ren ahn­ten sie es be­reits.
    Die Men­schen hat­ten ein Ge­spür für ihre to­ta­le Aus­lö­schung.
    Als er wei­ter­ging, press­te er das klei­ne Päck­chen eng an sei­nen Kör­per und stell­te über­rascht fest, dass er wein­te. Er wein­te um jene, die er ge­liebt hat­te, wein­te um sei­ne edle Ras­se, die an ei­nem ein­zi­gen blu­ti­gen Tag mit ih­rer Heim­statt im Meer und in der Ver­ges­sen­heit ver­sun­ken war.
    Und er wein­te um die Mensch­heit, der die­ses Schick­sal noch be­vor­stand.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

I – Schlaf

Pra­gel­pass
     
     
    Pra­gel­pass, Muo­ta­tal, Schweiz. Ge­gen­wart.
    A ls sie das Gip­fel­pla­teau er­reicht hat­ten, fum­mel­te der Alte aus den Ta­schen sei­ner Wan­der­jop­pe eine klei­ne Pfei­fe und et­was Ta­bak her­vor. Er beug­te den Kopf, um im Wind­schat­ten sei­ner Hän­de die an­ti­ke Holzpfei­fe an­zus­tecken. Er blieb für einen Mo­ment ste­hen und ge­noss den Ge­schmack des Rauchs und die Wär­me, die von dem höl­zer­nen Pfei­fen­kopf aus­ging. Der Alte schob sich den dun­kel­grau­en Filz­hut in den Nacken und wisch­te sich ein paar Schweiß­per­len von der Stirn. Hin und wie­der sog er an der Pfei­fe und ein paar fei­ne Wölk­chen stie­gen dar­aus em­por. Sein nach­denk­li­cher Blick folg­te den da­v­on­schwe­ben­den Rauch­ge­spins­ten und wur­de skep­tisch, als er die Wol­ken am nörd­li­chen Ho­ri­zont ge­wahr­te. Graue Wol­ken, kei­ne rein­wei­ßen. Dies moch­ten durch­aus die Vor­bo­ten ei­nes Ge­wit­ters sein, wel­ches sich ir­gend­wo hin­ter dem Bös Fu­len zu­sam­men­brau­te. Es wur­de Zeit, dass sie vom Gip­fel­pass ver­schwan­den.
    »Los, Tobi, wei­ter!« sag­te er lei­se zu dem Bern­har­di­ner und der zot­ti­ge Hund setzte sich in Be­we­gung.
    Nach­denk­lich zog der Alte ein wei­te­res Mal an sei­ner Pfei­fe, dann setzte er sei­nen Marsch fort. Er schritt nun zü­gi­ger aus. In etwa ei­ner hal­b­en Stun­de wür­den sie den Grue­bi­wald er­reicht ha­ben – dann wären sie in Si­cher­heit. Vom Grue­bi war es nicht mehr weit bis ins Tal, und die mäch­ti­gen Bäu­me des rie­si­gen Forsts wür­den sie ei­ni­ger­maßen ge­gen Wind und Wet­ter schüt­zen. Mit et­was Glück
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