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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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im fer­nen Meer an­zu­kom­men wie alle flie­ßen­den Ge­wäs­ser.
    Und er hat­te noch das Lang­seil im Ruck­sack. Einen Ver­such war es viel­leicht wert.
    Schließ­lich warf er den Stein in die Schlucht zu sei­nen Füßen. Nach ei­ni­ger Zeit drang ein deut­lich ver­nehm­ba­res »Platsch!« her­auf. Tref­fer! Wenn er auch mo­men­tan nicht mehr viel hat­te, an das es sich zu klam­mern lohn­te – nun hat­te er im­mer­hin ein bis­schen Hoff­nung. Und einen Plan. An sich war es ein ein­fa­cher Plan – sei­ne Durch­führung wür­de sich je­doch als aus­ge­spro­chen schwie­rig er­wei­sen.
    Je­des flie­ßen­de Ge­wäs­ser führt zwangs­läu­fig aus dem Berg hin­aus.
    Das Pro­blem lag dar­in, dass er mo­men­tan hier oben saß, vie­le Me­ter über dem Fluss. Und er war kein Stein. Sein »Platsch!« wür­de we­sent­lich lau­ter sein – und mit Si­cher­heit töd­lich. Er muss­te also einen we­ni­ger di­rek­ten Weg nach un­ten fin­den – oder es zu­min­dest ver­su­chen.
    Er­neut knips­te er die Bet­ty an. Die star­ke LED-Leuch­te tauch­te sei­ne Um­ge­bung so­fort in un­barm­her­zig grel­les Licht. Er wand­te den Blick nach un­ten und sah zwi­schen sei­nen bau­meln­den Füßen in den Ab­grund hin­ab. Er ver­mein­te, nun auch die Re­fle­xio­nen der dün­nen Was­ser­schnur aus­zu­ma­chen, die sich am Grund der Steil­wand un­ter ihm ent­lang schlän­gel­te. Ver­dammt tief un­ter ihm.
    Sein Blick glitt auf­merk­sam über die Fels­wand zu sei­nen Füßen. Nach etwa ei­ner hal­b­en Stun­de des in­ten­si­ven Star­rens hat­te sich der er­fah­re­ne Klet­te­rer die we­sent­li­chen Tritts­tel­len in der Wand ein­ge­prägt.
    Er wuch­te­te das auf­ge­wickel­te Lang­seil aus dem Ruck­sack, der nur mehr den kläg­li­chen Rest sei­nes Pro­vi­ants und ein paar ver­brauch­te Er­satz­ak­kus für die Bet­ty ent­hielt, und ent­roll­te das Seil. Er schlang einen fes­ten Kno­ten hin­ein, einen Sackstich , wo­bei er wie­der­um sei­ne rech­te Hand und sei­ne Zäh­ne be­nutzte. Dann klemm­te er das ver­kno­te­te Ende in einen Fels­vor­sprung und riss ei­ni­ge Male prü­fend dar­an. Er warf einen letzten Blick zu­rück in die Ka­ver­ne, in de­ren schwar­zer Tie­fe er noch im­mer Tobi ver­mu­te­te (was al­ler­dings nicht stimm­te – der Hund war be­reits um­ge­kehrt und such­te nach ei­nem Aus­gang aus dem Berg). Der Alte warf das lose Ende des Seils in die Schlucht hin­ab. Er zog die schwe­ren Bergs­tie­fel von den Füßen und stopf­te sie in sei­nen Ruck­sack. Viel zu klo­big, um an der stei­len Wand ei­ni­ger­maßen si­cher klet­tern zu kön­nen. Aber später wür­den sie viel­leicht nütz­lich sein.
    Ohne wei­te­res Zö­gern schlang er sich das Seil um den Rumpf und führ­te es mit der Hand sei­nes ge­sun­den rech­ten Arms. Dann be­gann er, sich die Fels­wand her­ab­zu­las­sen. Sei­ne nack­ten Füße ge­gen den Fel­sen stem­mend ver­such­te er, sein Ge­wicht so zu ver­tei­len, dass er sich al­lein mit der ge­sun­den Hand am Seil hin­a­b­las­sen konn­te – ein Kraftakt, des­sen Ge­lin­gen er vor al­lem sei­ner jahr­zehn­te­lan­gen Klet­te­rer­fah­rung ver­dank­te - manch jün­ge­rer Mann hät­te die­ses Kunst­stück nicht zu­stan­de ge­bracht.
    Die Mus­keln sei­nes rech­ten Ober­arms wa­ren zum Äu­ßers­ten an­ge­spannt, als er dem Vor­sprung et­li­che Me­ter un­ter ihm ent­ge­gen­streb­te. Im­mer wie­der droh­te sein vor Schmer­zen schrei­en­der Kör­per auf­ge­ben zu wol­len, aber der Kraft schie­rer Ver­zweif­lung krall­te sich sei­ne Hand um das Seil, das tie­fe, blu­ten­de Strie­men in die In­nen­sei­te sei­ner Hand­fläche schnitt. Sein Kör­per war jetzt eine ein­zi­ge, seh­ni­ge Mus­kel­fa­ser, die er bald hier­hin, bald dort­hin bog, um sein Ge­wicht am Seil bes­ser ver­tei­len zu kön­nen. Zen­ti­me­ter um Zen­ti­me­ter ar­bei­te­te er sich die Wand hin­ab, während der Schweiß in ei­nem ste­ten Rinn­sal an sei­nem Kör­per her­un­ter­lief.
    All dies drang kaum ins Be­wusst­sein des kon­zen­trier­ten Klet­terers. Nach Mi­nu­ten, die ihm wie eine Ewig­keit vor­ka­men, er­reich­te er äch­zend und keu­chend den win­zi­gen Vor­sprung zwan­zig Me­ter un­ter dem Punkt, an dem
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