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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Autoren: Stefan Frank
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Schachtel gerichtet, saß Korbinian am Wohnzimmertisch. Er wartete darauf, dass Dr. Frank sein Telefonat beendete.
    Eine Stunde war es nun her, dass der Polizeibeamte gegangen war. Der Grünwalder Arzt hatte Korbinian Gesellschaft geleistet und ihn keinen Moment allein gelassen. Nun kehrte er zurück und setzte sich ihm gegenüber wieder hin.
    „Wie ich vermutet habe, liegen bei Isabell Frakturen beider Jochbeine vor, das hat man beim Röntgen festgestellt. Rechts ist der Knochen unter der Augenhöhle nur angebrochen, links liegt eine Fraktur mit Dislokation vor, zwei Knochenstücke sind aus ihrer eigentlichen Position herausgeschoben worden und müssen unter Vollnarkose in einer Operation wieder an der richtigen Stelle fixiert werden. Dazu benutzen die Kollegen spezielle Platten und Schrauben. Tja, und dann sind, wie ich bereits vermutet habe, auch noch die beiden Rippen angebrochen.“
    „Und warum war überall Blut?“, fragte Korbinian leise.
    „An einer Stelle war die Haut aufgeplatzt, doch das meiste Blut müsste von einer Einblutung in die Kieferhöhle stammen. Es muss dann aus der Nase ausgetreten sein, das ist typisch bei solchen Verletzungen. Es sieht zwar erschreckend aus, hat aber keine schlimmen Folgen.“
    Der Grünwalder Arzt schwieg einen Moment.
    „Man hat Isabell außerdem einer augenärztlichen Untersuchung unterzogen. Als sie aufgewacht ist, hat sie alles doppelt gesehen, was sich durch die Knochenverschiebung und die Blutergüsse erklären lässt. Ob Schäden an den Augen bleiben werden, kann man jetzt allerdings noch nicht sagen.“
    Korbinian stöhnte auf. Und alles nur, weil sein abscheulicher Bruder durchgedreht war!
    Wieder blickte er auf die kleine Schachtel, dann öffnete er sie und schob sie Dr. Frank hin.
    „Den habe ich heute in Salzburg gekauft. Ich wollte ihn ihr heute Abend schenken.“
    Dr. Frank legte eine Hand auf seinen Arm.
    „Der Ring ist wunderschön“, sagte er. „Und nichts hindert Sie daran, ihn Isabell später zu schenken, oder?“
    Korbinian nickte, dann schwieg er eine ganze Weile.
    „Wird alles wieder heilen? Ich meine, gänzlich?“, fragte er dann leise. „Wird nichts mehr davon zurückbleiben?“
    Der Grünwalder Arzt seufzte und zuckte dann mit den Schultern.
    „Das, Herr Fürsterer, kann ich Ihnen leider nicht versprechen. Oft erreicht man bei diesen Operationen ein gutes ästhetisches Ergebnis. Manchmal wirkt nur die Wange ein wenig flacher, doch das kann man beheben. Anderes lässt sich ebenfalls durch kleine Korrekturen verbessern. Doch wie Isabell tatsächlich aussehen wird, das kann Ihnen jetzt noch niemand sagen.“
    ***
    Als Korbinian das Krankenzimmer betrat, in dem Isabell lag, hätte er am liebsten geweint. Ganz still lag sie in ihrem Bett, und feuchte Tücher bedeckten ihr Gesicht. Sie sollten dabei helfen, den Bereich, in dem operiert worden war, zum Abschwellen zu bringen.
    „Korbinian?“, fragte sie leise, doch es klang verzerrt, weil sie nicht richtig sprechen konnte und ihr die beiden Zähne fehlten.
    Er nahm ihre Hände und streichelte sie sanft.
    „Benno kann dir nichts mehr tun, Liebes“, berichtete Korbinian. „Er sitzt in Untersuchungshaft. Der Ermittlungsrichter meint, dass Fluchtgefahr besteht, und hat einen Haftbefehl ausgestellt. Bis zu seiner Verhandlung bleibt er eingesperrt, und nach dem Prozess wird er auch für eine Weile aus dem Verkehr gezogen. Und danach – das verspreche ich dir hoch und heilig – werde ich ihn mir noch einmal vorknöpfen und ihm klarmachen, dass er es zutiefst bereuen wird, sollte er es je wieder wagen, auch nur in deine Nähe zu kommen.“
    Wieder streichelte er sie.
    „Ich soll nicht lange bleiben, hat der Arzt gesagt. Du brauchst Ruhe, um gesund zu werden.“
    Das stimmte so nicht ganz, aber der Arzt hatte ihm erklärt, dass Isabell starke Schmerz- und Beruhigungsmittel bekommen hatte. Tatsächlich dämmerte sie schon wieder weg.
    „Ich liebe dich“, flüsterte er und stand dann auf. „Morgen komme ich wieder.“
    ***
    Bei seinem Besuch zwei Tage später fand er Isabell ganz aufgelöst vor.
    „Was ist?“, fragte Korbinian erschrocken.
    Ein heftiges Schluchzen war die ganze Antwort.
    „Spiegel“, brachte sie schließlich mühsam hervor.
    „Oh nein, Isabell, ich habe keinen Spiegel“, behauptete er.
    „Gesehen … mich … Monster …“
    Und da begriff er. Irgendwie musste Isabell es geschafft haben, sich in einem Spiegel zu betrachten. Vermutlich hatte sie sich zu Tode
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