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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth
Autoren: Colin Cotterill
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ziemlich schmutzig, seine Hände rau und mit verschorften kleinen Narben übersät, die wie Schnittwunden aussahen.
    »Bleibt die Frage«, sinnierte Siri, »warum zwei Männer völlig unterschiedlicher Herkunft um zwei Uhr morgens auf ein und demselben Fahrrad sitzen?«
    »Vielleicht«, gab Dtui zu bedenken, »war er hier der Chauffeur und fuhr gerade seinen Herrn nach Hause.«
    Geung wieherte vor Lachen.
    »Vielleicht saßen sie aber auch gar nicht auf dem Fahrrad.« Siri schaute zweifelnd drein. »Ich habe den leisen Verdacht, dass sie rein zufällig neben dem Rad gefunden wurden.«
    »Und wie, bitte, sind sie dorthin gekommen?«
    »Ich bin beileibe nicht allwissend, Fräulein Dtui. Aber
vielleicht hat der Alte ja den Beamten überfahren, als der über die Straße ging.«
    »Aha. Da müsste er ja einen Affenzahn draufgehabt haben.«
    »Oder es war genau umgekehrt, und der Beamte war mit dem Motorrad unterwegs und hat den Alten versehentlich angefahren.«
    »Und...«
    »Und dann hat sich jemand mit dem Motorrad aus dem Staub gemacht.«
    »Da könnte eventuell was dran sein.«
    »Hat die Polizei das Fahrrad mitgebracht, Herr Geung?«
    »Es steht hin... hin... hinterm Haus.«
    »Gut. Wir schauen es uns später an.«
    Sie entkleideten Herrn B. Abgesehen von seinem zweifellos gebrochenen Genick und einem gewaltigen Bluterguss, der normalerweise auf eine Verletzung der Arteria vertebralis hindeutet, wies sein Körper keine frischen Abschürfungen oder andere Verletzungsspuren auf. Sie verschossen den Rest des Films und machten alles für die Sektion bereit. Nun ruhten die beiden Toten wie Tempelstufenornamente jeder an einem Ende des Saals.
    Die Doppelobduktion dauerte genau zwei Stunden. Herr A wies starke Blutungen in der Brusthöhle und Leichenflecke im Bereich der Hauptschlagader auf, was für einen Hochgeschwindigkeitsunfall und damit für Siris Motorrad-These sprach. Auch war der Aufprall offenbar so heftig gewesen, dass er einen Hodenriss verursacht hatte. Woraus Siri den vorläufigen Schluss zog, das Herr B durch Genickbruch und Herr A an inneren Blutungen gestorben war. Doch um zu einem endgültigen Ergebnis zu gelangen, waren weitere Untersuchungen vonnöten.

    Herr Geung perforierte die harten Schädel der beiden Männer mit seiner alten Bügelsäge, und Siri packte die Gehirne in Watte und fixierte sie in Formalin, wo sie zwei oder drei Tage lagern mussten, bis sie fest genug waren, um seziert werden zu können.
    Dtui entnahm Proben von Blut und Mageninhalt. Da es kein Labor gab, war die Zahl der Erkenntnisse, die sich daraus gewinnen ließen, begrenzt. Morgen wollte Siri ins Lycée Vientiane fahren und Lehrerin Oum beschwatzen, ihm die Reste ihrer Chemikalien für Farbtests zur Verfügung zu stellen.
    In einem Schuppen des Zollamts stand seit drei Monaten eine Kiste mit Unterrichtschemikalien, eine freundliche Spende der Hochschulkooperative in Wladiwostok, was zu einer Flut von Formularen geführt hatte. Und selbst dem staatlichen Leichenbeschauer war es nicht gegeben, den altersschwachen Bus der Bürokratie bergauf ins sozialistische Nirwana zu schieben.
     
     
    Dtui, Geung und Siri hockten im Halbkreis um das Fahrrad. Das rostige Vehikel, das viele Schlachten überdauert hatte, würde nie wieder in den Kampf ziehen.
    »Wie könnte es dazu wohl gekommen sein?«, fragte Siri in die Runde. Die Kettenstrebe war geknickt und berührte fast den Boden. Sitz und Lenker waren verbogen.
    »Sieht aus, als ob ich darauf gesessen hätte«, sagte Dtui, worauf Herr Geung einen Lachanfall bekam, der sich nur durch mehrmaliges Klopfen auf den Rücken abstellen ließ.
    »Nein«, meinte Siri schließlich. »Dazu brauchte es schon ein halbes Dutzend Dtuis. Aber ich glaube, ich weiß, was die Ursache sein könnte. Auf welcher Seite des Brunnens wurden sie gefunden?«

    »Vor dem Ministerium.«
    »Dann sehen wir uns die Stelle doch am besten gleich mal an.«
    »Steht Ihr Schädel das denn durch?«
    »Ah, Dtui. Es geht doch nichts über eine zünftige Leichenöffnung und einen Schluck vom Gebräu Ihrer Mutter, um einen Kater zu kurieren.«
     
     
    Das Ministerium für Sport, Information und Kultur residierte in einem siebenstöckigen Gebäude mit Blick auf den trockenen Brunnen am Nam Phou Square. Rings um den kreisrunden Platz gruppierten sich malerische, wenngleich ziemlich heruntergekommene zweistöckige Häuser, die auch in einem kleinen südfranzösischen Dorf nicht weiter aufgefallen wären. Es war ein verschlafener
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