Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Titel: Dr. Silberfisch in gemeiner Mission
Autoren: Harald Tonollo
Vom Netzwerk:
meinen nichtsnutzigen Großcousin verliebt? Sie weiß doch noch gar nicht, was Liebe ist!«
    »Aber nein, nein, nein!« Karla begann aus allen Poren zu schwitzen. »Nicht doch verliebt! Eine … eine Schwärmerei ganz wenig. Wie kleine Mädchen manchmal schwärmen für ältere, gut aussehende Mann voll mit Leben.«
    »Debilius? Gut aussehend? Voller Leben?« Das ging Pollys Mutter eindeutig zu weit. Energisch schob sie sich an Karla vorbei, stapfte die Treppe hinunter in Richtung Garten, um ein ernstes Wörtchen mit ihrer Tochter zu reden.
    Karla atmete einmal tief und kräftig aus und klopfte an Pollys Zimmertür. »Kleines Pollyxenia, machen auf«, flüsterte sie durch die Tür. »Ist Karla mit neuer Medizin. Zaubertrunk gegen Zauber.«
    »Wie soll ich denn die Tür öffnen, wenn ich an der Decke schwebe?«, fragte Polly und verdrehte genervt die Augen.
    »Dann eben die Herren Palmatius und Pamphilius«, schlug Karla vor.
    »Die haben zwar den Zimmerschlüssel, sind aber gerade im Keller und suchen nach einem … anderen Weg«, versuchte Pit das Wort Zauberspruch zu vermeiden. Schließlich sollte auch Karla nichts von dem Geheimnis der Magia-Bücher wissen.
    »Weg in Keller?« Karla war jetzt völlig verwirrt. »Karla hat Lösung hier in Tasse! Zauber gegen Zauber. Oyjoyjoyjoyjoy! Muss Karla jetzt gehen in Keller wegen Schlüssel.« Sie drehte sich um und eilte die Treppe wieder nach unten, wo sie prompt Doktor Silberfisch in die Arme lief.
    »Oh!«, sagte dieser und fühlte sich irgendwie ertappt. »Da … da ist ja mein Tee.« Und bevor Karla sich versah, nahm der Doktor ihr die Tasse mit dem Gegenzauber aus der Hand und trank sie in einem Zug leer.

 

Ganz schön schwer
     
    Karla war starr vor Entsetzen. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie Doktor Silberfisch und erwartete jeden Augenblick die nächste Katastrophe.
    »Er war etwas bitter, meine Liebe«, sagte der Doktor höflich und hielt Karla die leere Tasse hin. »Sie sollten das nächste Mal vielleicht etwas mehr Zucker zugeben.«
    Karla nahm die Tasse entgegen und starrte den Doktor an, als sähe sie zum ersten Mal im Leben einen Mann in kariertem Sakko, Cordhose und Pantoffeln.

     
    »Der bittere Tee erinnert mich an meine Kindheit«, fügte Doktor Silberfisch etwas verlegen hinzu. »Meine Frau Mama hat mir immer ein ähnliches Getränk zubereitet, zum Wohle meiner Gesundheit. Bei dem Gedanken daran wird mir richtig schwer ums Herz …«
    Schwer ums Herz
. Bei Karla fingen alle Alarmglocken an zu läuten. Würde der Zaubertrank etwa das Herz zum Stillstandbringen? Dann hätte sie einen Menschen-Doktor auf dem Gewissen!
    »Oyjoyjoyjoyjoy!«, rief sie laut und rieb nervös die Hände an ihrer Schürze.
    »Aber meine Liebste«, schmunzelte Doktor Silberfisch. »Ansonsten war Ihr Tee wirklich ganz hervorragend! Jedoch, es ist an der Zeit, mich weiter umzuschauen … äh, also, ich meine natürlich nach unseren Patienten zu schauen.« Er wollte in Richtung Treppe gehen, musste aber zu seinem großen Erstaunen feststellen, dass sich seine Füße plötzlich wie Blei anfühlten und er keinen Zentimeter von der Stelle kam. »Nanu?« Er schaute auf seine Pantoffeln, die unterhalb seiner karierten Jacke und der frisch gebügelten Cordhose wie Fremdkörper aussahen. »Meine Füße sind plötzlich so schwer, als wären sie einzementiert. Ich kann mich überhaupt nicht rühren!«
    Karla atmete erleichtert auf. Es waren nur die Füße, die bei dem Doktor schwer wurden – nicht das Herz.
    »Vielleicht kleine Unverträglichkeit von Tee von Karla«, sagte sie. »Bestimmt in zwei Minuten alles wieder gut. Karla eilen in Küche und kochen anderen Tee.«
    »Aber …« Doktor Silberfisch fiel die Kinnlade herunter, als Karla in Richtung Küche davonstürzte. »Sie können mich doch hier nicht einfach so stehen lassen!« Er versuchte verzweifelt, seine Füße zu bewegen – aber vergeblich.
    Als Karla die Küchentür öffnete, stürmte ihr kleiner Hund Hannibal an ihr vorbei in den Flur. Neugierig blieb er vor Doktor Silberfisch stehen und schnüffelte mit wedelndem Schwanz an dessen Pantoffeln.
    »Verschwinde!«, rief der Arzt, doch Hannibal ließ sich nicht verscheuchen. Der Doktor schien außergewöhnlich gut zu riechen. Gerade als Hannibal sein Bein heben wollte, kamen Pampe und Palme aus dem Keller zurück.
    »Hannibal, aus!«, rief Palme und der Yorkshireterrier suchte mit eingezogenem Schwanz das Weite. »Wenn Sie so reglos dastehen, denkt Hannibal natürlich, Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher