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Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Titel: Dr. Silberfisch in gemeiner Mission
Autoren: Harald Tonollo
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hob die Augenbrauen. »Bis jetzt war jeder Zauber aus den Magia-Büchern immer nur vorübergehend. Was auch geschehen wird … irgendwann ist es wieder vorbei. Ich würd’s riskieren!«
    Polly schaute zu ihren Brüdern hinunter. »Also dann …«
    Die Zwillinge nickten. Palme nahm Magia Eins in die Hand, schlug das Buch dort auf, wo er ein getrocknetes, fettes Spinnenbein als Markierung hineingelegt hatte, und las:
»Fliegendreck auf meinem Schoß,
sprachlos und auch schwerelos.«
    Pampe ergänzte den Zauberspruch aus Magia Zwei:
»Hühnerkacke und noch mehr,
Wände sind jetzt nicht mehr schwer.«
    Danach sagte Palme mit ernster Stimme:
»Mäusekot im Januar,
alles wird, wie’s immer war.«
    »Was?!«, rief Pit entsetzt von der Zimmerdecke. »
Das
soll der richtige Zauberspruch sein? Wände sind jetzt nicht mehr schwer?«
    »Aber es heißt doch auch: Alles wird, wie’s immer war«, verteidigte sich Palme.
    »Außerdem passen Fliegendreck, Hühnerkacke und Mäusekot ja wohl voll gut zusammen«, fügte Pampe beleidigt hinzu.
    »Was regt ihr euch denn so auf?«, fragte Polly. »Es passiert doch überhaupt nichts.«
    Doch kaum hatte Polly das letzte Wort ausgesprochen, hörten sie ein Grollen wie von einem herannahenden Gewitter. Dann begannen die Wände zu zittern. Es war, als würde die Erde beben. Nebel kam durch Tür- und Fensterritzen und wurde immer dichter, bis die vier die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnten.
    »Ich will hier raus!«, schrie Polly panisch. Danach wurde es still.

Alles ist anders
     
    Vollkommen verstört verließ Debilius das Ameisenbecken. Was hatte seine Großcousine da gerade gesagt? Er hätte Polly den Kopf verdreht? Wie sollte das denn überhaupt funktionieren? Debilius nahm seinen eigenen Kopf in beide Hände und versuchte, diesen einmal herumzudrehen. Aber er kam nicht weit. Als sein Kinn über der Schulter war, begann sein Nacken zu schmerzen, und er gab den Versuch schnell wieder auf. Sollten andere sich doch den Kopf verdrehen. Er hatte damit nichts zu tun. Und bei Polly schon gar nicht.
    Vorsichtig streifte er ein paar auf seinem Körper verbliebene Ameisen ab und zog sich Jeans und T-Shirt an. Dann ging er in den Garten, um ein Nickerchen in den Disteln zu halten. Seine Entspannung im Ameisenbecken war schließlich ziemlich anstrengend gewesen. Er erreichte gerade den alten Schuppen, da hörte er, wie vom Haus her ein Donnern auf ihn zurollte. Erstaunt schaute er über seine Schulter.

     
    Und tatsächlich: Das schwarze Rottentodd-Haus donnerte nicht nur, es qualmte sogar! Und das Merkwürdigste war: Es schien zu wachsen. Nicht viel, aber doch so stark, dass Debilius es deutlich sehen konnte. Wurden Häuser denn noch größer, wenn sie bereits ausgewachsen waren? Ein merkwürdiger Tag, dachte er und suchte sich eine schöne Stelle in den Disteln.
    Der Nebel in Pollys Zimmer verschwand so schnell, wie er gekommen war.
    Pampe fand als Erster die Sprache wieder. »Wow! Habt ihr das gesehen?«
    »Wie sollen wir denn etwas gesehen haben, wenn alles voller Nebel war?«, fragte Pit, der mit Polly nach wie vor an derDecke schwebte. »Oder wolltest du wissen, ob wir den Nebel gesehen haben?«
    »Hm …« Pampe sah sich prüfend im Zimmer um. »Ob mit oder ohne Nebel – irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Ihr seid kleiner geworden«, stellte Palme fest und kniff ungläubig die Augen zusammen.
    Pit musterte Polly. »
Wir
sind vollkommen normal. Aber ich finde, dass
ihr
geschrumpft seid. Was meinst du, Polly?«
    »Irgendwie schon.« Polly nickte.
    »Pollys Bett steht nicht mehr an der Wand.« Palme sah sich weiter im Zimmer um. »Genau wie der Schrank und der Tisch.«
    »Das ganze Zimmer ist größer geworden!«, rief Polly aufgeregt.
    »Deswegen kommen wir euch auch kleiner vor – und ihr uns«, ergänzte Pit.
    Polly verdrehte die Augen. »Das hättet ihr euch aber wirklich denken können, meine lieben Brüder. Wenn es im Zauberspruch schon heißt:
Wände sind jetzt nicht mehr schwer!«
    »Na ja, einen Versuch war es wert«, sagte Pampe kleinlaut.
    »Dann hat der dritte Teil wohl nicht zu den Zaubersprüchen aus Magia Eins und Zwei gepasst«, meinte Pit betrübt. »Und jetzt haben wir den Salat!«
    »Mist!«, fluchte Palme. »Mist! Mist! Mist!«
    Als die Wände zu zittern anfingen, begab Karla sich gerade mit einer neuen Tasse des Medizintranks gegen schwere Hustenanfälle aus der Küche in den Flur.
    »Oyjoyjoy!«, rief sie Doktor Silberfisch erschrocken zu. »Ein Wackeln von
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