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Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Titel: Dr. Silberfisch in gemeiner Mission
Autoren: Harald Tonollo
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rechtzeitig zubereitet und keines von euch Kindern war im Esszimmer. Plötzlich kamen alle angehetzt und nach zwei Bissen bestimmte meine wie durch ein Wunder genesene Tochter, dass alle satt seien. Sogar Pamphilius! Und so schnell, wie all meine Kinder gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.« Sie hob die Stimme und die Augenbrauen. »Was habt ihr dazu zu sagen?«
    Die vier sahen sich unschlüssig an.
    Dann räusperte sich Polly: »Also, wenn ich dich daran erinnern darf, Pit gehört nicht zu deinen Kindern.«
    Herr Rottentodd schaute kurz auf. »Wer ist Pit?«
    »Ablenken«, zischte Pampe Polly zu. »Du musst sie weiter ablenken!«
    Polly überlegte fieberhaft. »Also, ich … ähm … hätte jetzt große Lust auf Vogelspinnenbeinsalat.«
    Zunächst kräuselte sich Prosperas Stirn noch stärker. »Vogelspinnenbeinsalat?« Dann aber erhellte sich ihre Miene und sie strahlte Polly an. »Ich fasse es nicht! Unser kleiner Schatz wird am Ende doch nicht etwa eine echte Rottentodd? Hast du das gehört, Mäuseschwänzchen?«
    Herr Rottentodd zuckte zusammen.
    »Unsere Tochter möchte
Vogelspinnenbeinsalat

    »Gut gemacht«, raunte Palme seiner Schwester zu.
    »Ich glaube, der ist alle«, meinte Pollys Vater gleichgültig.
    Polly fiel ein Stein vom Herzen.
    »Und
ich
glaube«, flötete ihre Mutter, »da ist ein Rest übrig geblieben.« Freudig erregt sprang sie auf und eilte in die Küche.
    »Betet, dass keine Spinnenbeine mehr da sind«, flehte Polly leise. »Was tue ich bloß, wenn …?«
    »Das wär hart – aber jetzt ist wenigstens das andere Thema vom Tisch«, flüsterte Pampe mit einem Seitenblick auf seinen Vater. »Das war ganz großes Theater, Schwesterherz. Ich bin stolz auf dich.«
    Einen kurzen Moment lang freute sich Polly über das Lob. Aber dann fiel ihr wieder ein, was ihre Mutter gerade in der Küche machte, und sie wurde bleich.
    »Wir sollten ganz schnell von hier verschwinden.« Pit sah seine Freundin mitfühlend an.
    Doch es war bereits zu spät. Prospera Rottentodd kam mit den Resten des Salats zurück in den Salon. Gerührt hielt sie Polly die Schüssel hin. »Lass es dir schmecken, mein Kind! Ich wusste immer, dass eines Tages noch eine richtige Rottentodd aus dir wird.«
    Polly schaute auf den mit Schneckenschleim angemachten Vogelspinnenbeinsalat. Mutig nahm sie ein Bein aus der Schüssel und hob es in die Höhe. Pit hielt den Atem an, alsPolly den Mund öffnete. Sie schaute auf das Spinnenbein, schloss die Augen, führte es langsam zum Mund … und zögerte plötzlich. »Macht der nicht unglaublich dick?«
    »Vogelspinnenbeinsalat?«, fragte ihre Mutter ungläubig.
    »Schneckenschleim«, antwortete Polly. »Hab ich erst neulich gelesen. Ich würde an deiner Stelle darauf verzichten.«
    »Ach ja?« Frau Rottentodd schaute leicht entsetzt in die Schüssel und befühlte dann ihre schlanken Hüften. »Und wo stand das?«
    »In der
Ewig jungen Josefine
«, antwortete Polly. »Ich glaube, in der aktuellen Ausgabe.«
    »Tatsächlich?« Prospera stellte hastig die Schüssel auf den Tisch und suchte nach der Zeitschrift. »Das muss ich mir gleich anschauen …«
    »Wir … gehn dann mal«, sagte Polly.
    Doch Frau Rottentodd hörte schon nicht mehr zu.
    Im Flur atmete Polly erleichtert auf. »Puh! Das war knapp! Jetzt brauch ich erst mal ’ne große Portion Spaghetti. Und zwar ohne Spinnenbeine!« Sie wandte sich an Pit. »Und du? Auch was?«

 

»Na klar«, antwortete Pollys Freund. »Mein Magen hängt mir schon seit Stunden zwischen den Kniekehlen.« Und wie zum Beweis ertönte in diesem Augenblick ein lautes Knurren aus Pits Bauch. »Was ist mit euch?«, fragte er die Zwillinge. »Auch Lust auf Nudeln?«
    Pampe und Palme schüttelten sich angewidert. »Menschenfraß? Igitt! Aber vielleicht hat Karla ja noch ein paar frittierte Rattenschwänze in der Dose mit den Naschsachen – die hätten wir uns auf jeden Fall verdient!«

 
    Harald Tonollo kam 1956 auf diese Welt, um wenig später Sozialarbeit in Frankfurt zu studieren. Danach arbeitete er mit Jugendlichen und psychisch kranken Menschen zusammen, bevor er mit dem Schreiben von Kinderbüchern begann. Er hat zwei Töchter und lebt in einem kleinen Häuschen mit einem großen Garten am Rande von Mainz.

     
    Carla Miller, geboren 1983, lebt und arbeitet in Unna als selbstständige Illustratorin. Das Zeichnen ist für sie schon immer ein unverzichtbares Mittel gewesen, Emotionen auszudrücken und eigene Geschichten zu erzählen. Seit
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