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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe
Autoren: Mark Stichler
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Sie Ihre Aufgabe aber noch ganz anders gesehen, Wieri. Glauben Sie wirklich, dass Sie das Richtige tun?“ Ohio warf einen beunruhigten Blick auf die Stelle, auf die Wieri immer starrte.
    „Das denke ich durchaus, Doktor.“
    „Huch, sehen Sie mal. Da. Es wird größer.“ Auf gut Glück deutete Ohio mit einer undeutlichen Handbewegung auf die Stelle auf dem Fußboden, die Wieri Sorgen zu bereiten schien. Erschreckt zuckte der Calvinist zusammen und rückte ein Stück zur Seite. Diesen Moment nutzte Ohio. Er sprang auf, knipste die Stehlampe aus und rannte hinüber ins Schlafzimmer. Mit an die Dunkelheit ungewohnten Augen feuerte Wieri zweimal ziellos in den Raum. Er hatte sich schnell aufgerappelt und stürzte hinter Dr. Ohio her, der ihm die Tür gerade noch vor der Nase zuschlagen und den Schlüssel umdrehen konnte. Dann herrschte Stille, bis auf ein schweres Atmen auf beiden Seiten der Tür.
    „Dr. Ohio“, sagte Wieri irgendwann beinahe mitleidig. „Machen Sie auf. Sie können nicht entkommen. Machen Sie es uns doch nicht so schwer und öffnen Sie die Tür.“
    Ohio wagte nicht, das Licht einzuschalten und tastete sich in der Dunkelheit zum Nachttisch, um Höpfners Pistole zu suchen.
    „Wie war das mit Höpfner, Wieri?“, rief er. „Musste er auch für die gute Sache sterben? Oder war das eines Ihrer göttlichen Zeichen?“
    „Machen Sie die Tür auf.“
    „Was schadet es noch, es zuzugeben? Mit mir ist es doch sowieso aus. Er war Ihnen doch nur noch im Weg, oder?“
    Da war die Pistole. Sie lag in das schmutzige Tuch eingewickelt hinten in der oberen Schublade. Ohio nahm sie und dann das Telefon, das auf dem Tischchen stand.
    „Er hat vielleicht den falschen Weg eingeschlagen. Ach Doktor“, seufzte Wieri hinter der Tür. „Was interessiert Sie das noch. Es ist gleichgültig, wie Höpfner gestorben ist. Sie sind jetzt an der Reihe, nur das zählt.“
    „Hallo?“, sagte Erika am anderen Ende.
    „Rufen Sie die Poliz...
    Krack. Das Telefon war tot. Wieri hatte draußen im Gang den Stecker des Anschlusses herausgezogen. Dr. Ohio wusste nicht, ob Erika ihn verstanden hatte. Er konnte es nur hoffen. Draußen schien Wieri die Geduld zu verlieren. Ohio hörte einen Tritt, dann einen lauten Schlag. Dann herrschte wieder Stille. Plötzlich krachte ein Schuss und gleich darauf noch einer. Wieri verlor offensichtlich die Geduld. Erschrocken suchte Ohio Deckung hinter seinem Bett. Gleich darauf stand er kopfschüttelnd wieder auf.
    Lange konnte das nicht so weitergehen. Bald würde die Tür nachgeben, und dann? Dr. Ohio hob langsam die Pistole und zielte auf den oberen Türrahmen. Es würde Wieri zumindest aufhalten, wenn er wüsste, dass Ohio auch eine Waffe hatte. Er wollte abdrücken, doch der Abzug ließ sich nicht durchziehen. Verriegelt, dachte er. Mist. Wo entsichert man das Ding? Er fummelte eine Weile an der Pistole herum, bis er einen Hebel fand, der sich umlegen ließ.
    Wieri hatte noch einmal auf das Schloss geschossen und warf sich gegen die Tür. Sie wackelte bedenklich im Rahmen. Dr. Ohio zielte noch einmal und drückte ab. Der Schuss löste sich und dröhnte ihm in den Ohren. Vor der Tür war es schlagartig ruhig. Wieri schien sich zurückgezogen zu haben. Doch lange ließ er sich nicht aufhalten und warf sich mit vermehrter Wucht gegen die Tür.
    Dr. Ohio hastete zum Fenster und sah hinaus. Unter ihm war nur tiefe Schwärze zu erkennen. Nie hatte er sich die Mühe gemacht, zu erkunden, was sich unterhalb seines Schlafzimmerfensters befand. Aber er wusste, dass es für einen Sprung zu hoch war. Wieder warf sich Wieri gegen die Tür und dieses Mal gab sie mit einem lauten Krachen nach. Noch ein paar kräftige Tritte und er stand im Raum.
    „Jetzt, Doktor!“, rief er. „Jetzt ist es so weit. Bringen wir es hinter uns. Zieren Sie sich nicht länger.“ Er zog es offenbar gar nicht in Betracht, dass Ohio auf ihn schießen könnte. Und Ohio selbst war sich leider auch nicht im Klaren darüber, ob er es konnte. Wieri hob die Pistole. Er zögerte, aber nur deshalb, weil er überlegte, ob ihm noch eine wichtige Botschaft einfiel, die Ohio mit ins Jenseits nehmen könnte.
    „Das ist ...“, begann er. Dr. Ohio drückte ab, mit einem Krachen löste sich der Schuss und fuhr knapp an Wieri vorbei in den Türpfosten. Der Calvinist lachte wild, zielte und drückte ab.
    Klack. Das Magazin war leer. Beide konnten es nicht glauben und starrten sich einen Augenblick lang blöde an. Dann warf Wieri mit einem
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