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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Handlungen, für die du auch ganz allein verantwortlich bist. Ich weiß«, er hob abwehrend die Hand, »bis vor ein paar Minuten hast du geglaubt, daß alles in Ordnung sei. Daß dir nichts passieren könne. Du hast gedacht, der Prozeß wäre schon gewonnen. Jetzt bist du überrascht und verwirrt. Aber spiele bitte vor mir nicht die gekränkte Unschuld. Denn ich weiß, daß du allein der Schuldige bist!«
    »Fünf Minuten vor eins«, sagte Dr. Plattner. Unruhig streifte er die Armbanduhr ab und zog sie auf. »Ich werde langsam selbst nervös.«
    Dr. Rumholtz wandte den Blick von der noch immer schlafenden Erika.
    »Mit deiner Zuversicht scheint es aber auch nicht weit her zu sein, mein Lieber. Eben warst du noch ganz sicher, daß alles gutgeht, und jetzt zappelst du wieder herum.«
    »Entschuldige, Peter.« Plattner schob die Uhr wieder übers Handgelenk. »Immerhin ist das mein erster großer Fall. Wenn ich nur wüßte …«
    »Was?«
    »Was Rahtenau jetzt zu Bornholm sagt.«
    »Ich denke, du hast Vertrauen zu ihm?«
    »Schon. Er hat sich nur so unklar ausgedrückt. Ich soll mir keine Sorgen machen, hat er gesagt. Er wird die Sache zu einem guten Ende bringen.«
    Erika atmete tief und dehnte sich im Schlaf.
    »Wacht sie nicht bald auf?« fragte der Anwalt.
    Rumholtz nickte. »Wenn nicht, dann müssen wir sie wecken. Wir brauchen Zeit, um mit ihr zu reden. Ich …«
    »Was ist los? Warum sprichst du nicht weiter?«
    Rumholtz wandte sich langsam zu dem Freund um. »Wir brauchen uns nichts vorzumachen, Hermann. Im günstigsten Fall wird Erika völlig verwirrt sein – und im ungünstigsten«, seine Stimme wurde leise und hoffnungslos, »im ungünstigsten Fall wird sie ihre Aussage zurücknehmen, weil sie dem Schuft für alle Zeit verfallen ist.«
    Hinter ihm knarrte das Bett. Er spürte die Bewegung in seinem Rücken wie eine körperliche Berührung.
    »Reden Sie doch nicht solchen Unsinn«, sagte eine schwache Stimme hinter ihm.
    »Rolle nicht die Augen und mach den Mund zu«, sagte Professor Rahtenau sachlich. »Du bietest den Kellnern sowieso schon ein Schauspiel, an das sie sich noch nach Jahren erinnern werden. Was bist du nur für ein Mensch? Erst eroberst du alle Herzen und faszinierst die Kollegen mit einer Theorie, deren praktische Anwendbarkeit zwar noch nicht erwiesen ist, die aber auf jeden Fall von wissenschaftlichem Wert ist – nebenbei begehst du ein Verbrechen und hältst es für ganz selbstverständlich, daß alle Welt dich vor der verdienten Strafe schützt – und jetzt, wo du durch deine eigene Schuld in Gefahr geraten bist, benimmst du dich wie ein Schurke in einem schlechten Stummfilm. Sei doch wenigstens jetzt ein Mann! Kannst du nicht wenigstens als Schuft Format haben, wenn du es schon als Mensch nicht hast?«
    Bornholm biß die Zähne zusammen. Seine Schläfenadern traten hervor von der Anstrengung, mit der er sich beherrschte.
    »Du hast recht«, sagte er heiser. »In einem Punkt hast du recht. Ich werde mich zusammennehmen. Aber in dem anderen Punkt hast du unrecht: Ich bin kein Verbrecher! Ich habe Helga Herwarth nicht getötet. Erika Werner sitzt nicht unschuldig im Zuchthaus. Sie war es. Sie hat Helga auf dem Gewissen. Denkst du denn, ich wäre so ungeschickt – bei einem so leichten Eingriff? Das ist doch lächerlich! Ich bin doch kein Stümper!«
    Rahtenau schüttelte den Kopf. »Ich will mich nicht auf fachliche Diskussionen mit dir einlassen. Ich will auch nicht weiter darauf eingehen, daß du schon durch deine Ausdrucksweise und durch die Kälte, mit der du von der Toten sprichst, sehr wohl zeigst, wes Geistes Kind du bist. Mir geht es um etwas anderes, und ich bitte – hörst du, ich, der alte Rahtenau bitte dich, mir zuzuhören.«
    Bornholm verzog spöttisch den Mund. Er fühlte sich wieder obenauf. Wenn der Alte bat – na schön. Wer bittet, hat keine Beweise, dachte er.
    »Gut«, sagte er. »Ich verspreche dir, daß ich in Ruhe anhören werde, was du mir zu sagen hast. Aber mach schnell. In einer halben Stunde muß ich weg. Um 14 Uhr geht die Verhandlung weiter.«
    »So lange brauche ich nicht.« Rahtenaus Gesicht war unbewegt. Nicht unfreundlich – eher traurig. Es war das Gesicht eines Mannes, der sich die Klarheit, zu der er sich durchgerungen hat, durch nichts und niemanden mehr streitig machen läßt.
    »Zuerst eine Frage. Du glaubst, daß du den Prozeß schon gewonnen hast, nicht wahr?«
    »Die Gerechtigkeit wird siegen«, erwiderte Bornholm und lächelte
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