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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt
Autoren: Richard Gordon
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Ganze ruinieren, bevor man noch richtig begonnen hat. Och, ich will beileibe nicht behaupten, daß jede Straße Englands nach Gretna Green führen soll. Aber ich finde es eine gute Idee, sich mit den Komplikationen der modernen Ehe in ähnlicher Weise abzufinden wie mit den Komplikationen des modernen Verkehrs. Man trachte sie auf ihre einfachsten Grundzüge zu reduzieren. Ist eigentlich nur ein weiteres Beispiel meiner beliebten Theorie, daß uns die moderne Zivilisation über den Kopf wächst. Kann mir einer von euch Feuer geben?»
    Wir boten ihm zu dritt Streichhölzer an.
    «Hallo», sagte er und nahm Nickis Ring vom Tisch. «Hab ich den nicht schon irgendwo gesehen?»
    «Ja», erwiderte ich schnell. «Aber er paßte nicht gut, und daher gab ihn mir Nicki mit, damit er vom Juwelier geändert wird.»
    «Och, verstehe. Worüber hab ich mich denn grad verbreitet? Ach, weiß schon. Glücklicherweise ist die Ehe ungefähr das einzige Ding in unserem Leben, das durch die Überlegung eines Augenblicks auf seine Grundzüge reduziert werden kann. Man braucht sich nur zu fragen: Hab ich das Mädel lieb? Und danach: Hat sie mich lieb? Seite eins, Kapitel eins jedes Biologielehrbuchs. Ist die Antwort in beiden Fällen ein , braucht man sich nicht den Kopf wegen der Unvereinbarkeit der Temperamente zu zerbrechen oder darüber, ob einem harte oder weiche Eier lieber sind.»
    Ich wünschte von ganzem Herzen, Dr. Farquarson möge austrinken und Weggehen.
    «Oder sogar», fuhr er fort, «darüber, wen man zu seiner Sprechstundenhilfe macht.»
    Ich bemerkte zum erstenmal, daß seine Augenbrauen zuckten.
    «Doktor Farquarson —1»
    «Ihre Herzensdame sitzt unten in meinem Wagen», sagte er. «Ich traf sie in der Ordination, trocknete ihre Augen und übte das Vorrecht eines alten Herrn aus, ihr das Blaue vom Himmel herunter zu erzählen.» Als es klingelte, fügte er hinzu: «Das wird sie sein. Ich wollte nur mein Sprüchlein aufsagen, das ist alles.»
    «Nicki, mein Schatz!» rief ich und riß die Tür auf. Fast hätte ich Molly Benskin und ihr Baby umarmt.
    «Tony, mein Engel!» schrie sie und stürzte an mir vorbei ins Zimmer.
    «Molly, mein Einziges!»
    «Kannst du mir verzeihen, Tony? Du hast vollkommen recht mit der Schüssel und dem Töpfchen und der Winterluft.»
    «Nein, nein, nein, Liebste! Ach, kannst du mir verzeihen? Ich hatte vollkommen unrecht in allem!»
    «Nein, Tony!» sagte sie und brach in Tränen aus. «Es war einzig und allein meine Schuld. In jeder Beziehung.»
    Als ich mich anschickte, die Treppe hinunterzustürzen, hörte ich noch Grimsdyke ausrufen: «Mir sind schon Frauen vorgekommen, die den Männern ein bißchen die Gehirne erweicht haben, aber daß ich je eine derartige Narrenhausszene erleben würde, hätte ich nicht gedacht!»
    «Nicki, Liebste, Süßeste, Teuerste, Einzigste!» rief ich und schloß sie auf der Straße so heftig in die Arme, daß ein Milchmann erschrocken zusammenfuhr.
    «Richard, Darling! Mein angebetetes kleines Schnuckelchen!»
    «Wie kann ich je deine Verzeihung erlangen? Wie mich je genug vor dir auf dem Boden winden? Willst du nicht bitte deine Schuhe an meinem Nacken abwischen?»
    «Aber, Darling, das Ganze ist einzig und allein meine Schuld.»
    «Deine Schuld? Unsinn, Nicki! Ich allein bin zu tadeln. Ich hab mich wie ein lächerlicher, ausgemachter Narr benommen.»
    «O du mein Schatz!» Sie fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. «Wie kannst du nur so eine Widerspenstige heiraten wie mich?»
    «Wenn du eine Widerspenstige bist, dann wünschte ich, du würdest niemals gezähmt werden.»
    «Ich hab dich so entsetzlich lieb, Darling.»
    «Ich dich auch. Zum Rasendwerden.»
    «Habt ihr beide was dagegen, daß ich mich in mein Auto setze?»
    Wir sprangen auseinander, als wir Dr. Farquarsons Stimme hinter uns vernahmen.
    «Ich sehe Sie später, Richard, mein Junge», fuhr er fort und öffnete den Wagenschlag. «Ich mußte Weggehen, um noch rechtzeitig bei Mappin & Webbs ein Hochzeitsgeschenk kaufen zu können.»
    «Aber Sie haben uns doch schon eins gegeben, Farquy.»
    «Hab ich Ihnen denn noch nicht berichtet? Unsere Miss Wildewinde ist zum alten Doktor McBurney zurückgekehrt, und ob Sie’s glauben oder nicht, die beiden heiraten nächste Woche. Wird ihnen mächtig guttun. Ja, dieses Leiden grassiert in der jetzigen Saison — so pflegen wir unseren Patienten zu sagen, wenn wir außerstande sind, etwas dagegen zu unternehmen.»

21

    «SEI MIR GEGRÜSST, leuchtender
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