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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt
Autoren: Richard Gordon
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Kommentare über dein Hochzeitskleid.»
    «Ich machte keinen ekligen Kommentar, Richard. Ich drückte bloß eine sehr vernünftige Ansicht aus.»
    «Na schön, na schön! Werde ich sie halt heute nachmittag zurücktragen und austauschen.»
    «Heute nachmittag geht’s nicht — es ist möglich, daß uns der Pfarrer für eine Generalprobe benötigt.»
    «Müssen wir wirklich eine haben? Wir brauchen doch im Verlauf der ganzen Vorstellung nur ein paar Dialogzeilen zu sprechen.»
    «Außerdem müssen wir noch die Musikbegleitung wählen. Ich sagte dem Pfarrer, daß ich meinen Einzug bei den Klängen des Brautmarsches aus halten möchte.»
    «Was hast du gegen Mendelssohns Hochzeitsmarsch einzuwenden? Jedermann wählt ihn.»
    «Eben deswegen, Richard. Jedermann wählt ihn.»
    «Na, bestell dir, was du willst», grollte ich. «Von mir aus auch den
    «Richard! Du scheinst deiner eigenen Hochzeit nicht das geringste Interesse entgegenzubringen.»
    «Ich betrachte dies kaum als meine Hochzeit. Scheint sichtlich nur deine zu sein.»
    «Richard!»
    Und dann trat sie plötzlich an mich heran.
    «Streiten wir uns doch nicht, Darling», flüsterte sie. «Nicht knapp vor unserer Hochzeit.»
    «Selbstverständlich nicht, Liebchen. Heben wir’s uns bis nachher auf.»
    Wir lachten, und ich küßte sie, bis ich Dr. Farquarsons Schritte vor der Ordinationstüre vernahm.
    «Ich muß noch weg und zwei bis drei Fälle besuchen, bevor wir nach London fahren können», sagte ich ihr. «Wenn ich zurück bin, trinken wir eine Tasse Tee, und dann sausen wir los.»
    «Ich gehe inzwischen zum Häuschen, Darling. Will nur sehen, ob alles in Ordnung ist.»
    Es war nur zu verständlich, daß ich an diesem Nachmittag meinen Patienten nicht gerade die intensivste Aufmerksamkeit zuwendete. Ich stellte Blitzdiagnosen und kritzelte meine Rezepte herunter, und nach einer halben Stunde war ich wieder in der Ordination zurück.
    «Eine Dame wartet drinnen auf Sie», teilte mir die Alte mit, die unsere Vortreppe und unser Messingschild putzte.
    «Verdammt! Eine Patientin?»
    «Nein, sie sagte, sie käme wegen der Stelle als Sprechstundenhilfe.»
    «Hab total vergessen, mir das vorzumerken.» Das Stellenangebot war diese Woche in der Zeitung erschienen, strahlte jedoch offenbar weniger Charme aus als Grimsdyke. «Da sie die einzige Bewerberin ist, könnte ich ihr den Posten auf der Stelle übertragen, wenn sie vertrauenerweckend erscheint.»
    In der Ordination wartete Sally Nightingale vom St. Swithin.
    «Du lieber Gott!» rief ich. «Du bist’s!»
    «Nun, ist das nicht eine Überraschung?» sagte sie lachend.
    «Eine Überraschung? Ein Überfall!» Ich sah sie mir ausgiebig an. «Aber was hast du eigentlich hier verloren, um Himmels willen?»
    «Ich wohne in der Nähe, in Barnet.»
    «Ich meine, hier in der Ordination.»
    «Ich komme auf Grund Ihrer Anzeige, mein Herr, wie man so schön sagt.»
    «Du willst wirklich diesen Posten haben?»
    Sie nickte. «Nachdem meine Pflegerinnenkarriere zu einem so jähen Ende gebracht wurde, versuchte ich es mit der Bühne. An einer Repertoirebühne im Norden, weißt du, wo man den zwischen und einschiebt. Doch leider mußte ich trotz einem beneidenswerten Selbstvertrauen bald entdecken, daß ich als Schauspielerin bei weitern nicht so gut war wie als Krankenschwester. Außerdem hieß es da noch mehr auf den Füßen sein. Dann gab’s noch einen ekelhaften Direktor, der mich eines Abends im Zwischenakt zu verführen versuchte. Noch dazu, als ich die Rolle von Hamlets Mutter spielte. Ich benützte diesen Vorfall als Ausrede, um fortzugehen und den Schauspielberuf für immer aufzugeben. Und so bin ich hier, in Erwartung eines einträglichen Postens.» Sie setzte sich auf den Schreibtisch und ließ die Beine baumeln.
    «Aber was ist mit Godfrey?» rief ich.
    «Mit was für einem Godfrey?»
    «John Godfrey. Diesem Kerl von einem Piloten, mit dem du aus dem St. Swithin davongelaufen bist.»
    «Mein lieber Richard, was faselst du da zusammen, heiliger Himmel?»
    «Roger Hinxman sagte mir, du seist mit ihm nach Südafrika durchgegangen. Daher dein überstürzter Aufbruch.»
    Sie lachte. «Roger ist doch wirklich ein alter Narr! Tut mir leid, daß ich euch beide so schmählich sitzenließ. Doch dies geschah infolge Umständen, die sich meiner Kontrolle entzogen.» Als sie meine bestürzte Miene sah, erklärte sie: «Ich wurde
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