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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt
Autoren: Richard Gordon
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Wir hatten beim Mittagessen einen höllischen Streit, und sie ging auf und davon.»
    «Du bist nicht der einzige», teilte ihm Grimsdyke verbittert mit, «Richards Hochzeit ist ebenfalls abgeblasen.»
    «Das ist eine famose Sache», erklärte Benskin mit Wärme. «Niemals, niemals, niemals heiraten, alter Junge! Halte dich ans Junggesellenleben, solang du noch eine Chance hast!»
    «So ein Blödsinn!» sagte Grimsdyke. «Hört mal zu, ihr beiden Idioten. Ich weiß, ihr habt mich stets als den anerkannten Ladykiller unserer kleinen Bande betrachtet, aber ich stehe nicht an, euch zu sagen, daß ihr beide verdammtes Glück hattet, euch an zwei so prächtige Mädel zu binden, die mindestens fünfzigmal zu gut für euch miserable Kreaturen sind. Richard, an deiner Stelle würde ich mich ins Auto setzen, auf den Knien zu Nicki kriechen, sie um Verzeihung anwinseln und sie bitten, sie möge ihre Schuhe an deinem Nacken abwischen.»
    «Nie und nimmermehr!»
    «So ist’s recht, alter Junge», bekräftigte Benskin. «Bleib nur auf dich allein gestellt. Laß das elende Weib in ihrem eigenen Saft braten.»
    «Wenn du das tust, Richard», sagte Grimsdyke, «wirst du als ein widerlicher alter Hagestolz mit zärtlichen Erinnerungen enden. Und man braucht eine ganze Menge zärtlicher Erinnerungen, um sich die Füße im Bett warmzuhalten.»
    «Was versiehst denn du schon davon?» rief ich aufgebracht. «Du warst ja nie verheiratet.»
    «Der Zuschauer sieht besser, was gespielt wird, nicht wahr?»
    Eine Sekunde lang starrten wir einander in die Augen, dann brach ich auf Grimsdykes Diwan zusammen und sprach: «Das alles ist einfach lachhaft. Vor sechs Monaten erklärte mir Tony, wie wundervoll es sei, verheiratet zu sein, und du schärftest mir ein, mir Eheringe möglichst weit vom Leib zu halten. Und jetzt beglückwünscht mich hier Tony zu meiner gelungenen Flucht, und du sagst mir, daß ich moralischen Selbstmord begehe.»
    «Na, hol’s der Teufel», sagte Grimsdyke, «ich bin halt mehr zu Vernunft gekommen als ihr beide. Ich hab mich jedenfalls nie in einen derartigen Schlamassel eingelassen.»
    Unser Streit ging weiter. Tony lehnte es ab, zu Molly zurückzukehren. Ich lehnte es ab, vor Nicki auf dem Bauch zu liegen. Und Grimsdyke schließlich lehnte es ab, weiter mit uns zu tun zu haben. Wir wurden erst durch ein neuerliches Klingeln und das Erscheinen Dr. Farquarsons unterbrochen.
    «Ich glaubte schon, ich sei ein bißchen zu früh dran für die Party», sagte er zu Grimsdyke und deponierte seinen Hut zwischen den Gläsern. «Aber wie ich sehe, hat das Ganze schon begonnen.»
    Wir drei sprachen kein Wort. Wir starrten in verschiedene Richtungen und versuchten eine Miene aufzusetzen, als amüsierten wir uns königlich.
    «Aber wenn ich schon einmal hier bin, möchte ich einen kräftigen Zug machen.» Wir standen schweigend da, während Grimsdyke seinem Oheim hastig ein Glas füllte. «Ich glaube noch nicht das Vergnügen zu haben, euren gemeinsamen Freund zu kennen.»
    «Das ist Tony Benskin, Onkel», stotterte Grimsdyke. «Doktor Farquarson, Tony.»
    Tony Benskin nickte geistesabwesend.
    «Nun, meine jungen Herren, ich bin zwar ein alter Kracher, aber ich schmeichle mir doch, etwas zum festlichen Anlaß beitragen zu können, wenn’s erforderlich ist. Heut nacht wollen wir die Welt auf den Kopf stellen, was? Schließlich ist’s ja doch das freudigste aller Ereignisse im Menschenleben, wenn ein junger Mann heiratet. Wer wollte das Gegenteil behaupten?»
    «Sicher.» Ich stieß die Hände in meine Hosentaschen.
    «Auf Ihr ganz spezielles Wohl, Richard, mein Junge.» Dr. Farquarson hob sein Glas und blickte uns der Reihe nach an. «Trinken die jungen Herren denn gar nicht?»
    Wir griffen hastig nach den Gläsern und stießen mit der Begeisterung und der Miene von Leuten an, die einen Selbstmordpakt besiegeln.
    «Alles in allem», sagte Dr. Farquarson und stopfte seine Pfeife, «bin ich sehr fürs Heiraten. Wenn ein Pärchen imstande ist, die Gefühlsspannungen, die harte Mühe und die Anforderungen an Takt und Selbstdisziplin, die damit verbunden sind, zu überwinden, vermag es so ziemlich alle Schwierigkeiten, die das Eheleben mit sich bringt, zu überbrücken.»
    Ich schwieg.
    «Die Ehe», fuhr Dr. Farquarson fort, «ist eine eigenartige psychologische Abwandlung des Fadenabnehme-Spiels. Wie ihr wißt, ist es im allgemeinen leichter, eine nette Fadenfigur zu bilden, wenn man sich dabei nicht zu Tode ängstigt, man könnte das
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